Gebieter des Sturms (German Edition)
gewisser Hinsicht hast du recht. Aber in anderer Hinsicht habe auch ich recht. Urien hat dieses junge Mädchen getötet, ebenso wie er dessen Familie getötet hat. Zurückzukehren und den Thron einzufordern, ist die einzige Möglichkeit, wie ich ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen kann – ihr, ihren Eltern und ihren Brüdern.«
Er atmete ein und drückte fest ihre Hand. »Gerechtigkeit«, murmelte er. Das verstand er. »Darauf hast du lange warten müssen, nicht wahr?«
Sie flüsterte: »Ich erinnerte mich an das, was geschehen ist, als wäre es gestern gewesen. Diese Nacht hat für mich nie ein Ende gefunden. Ich habe nur gelernt, damit zu leben.« Sie wandte den Kopf und blickte in seine dunklen Augen. »Ich muss dafür sorgen, dass sie alle Ruhe finden können. Ich muss alle Dunklen Fae zur Rechenschaft ziehen, die mit meinem Onkel zusammengearbeitet haben, und jenen helfen, die er wie mich zu Opfern gemacht hat. Ich will es nicht einmal, aber ich muss zurückgehen. Ich muss Frieden finden, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
Seine magische Energie legte sich über sie und hüllte sie ein wie ein Sturm aus schützender männlicher Wyr-Energie. Mit einem schnellen, harten Griff fasste er ihr Kinn, sein falkenartiges Gesicht nahm messerscharfe Züge an. »Ich will kein solches Wort mehr hören. Du wirst das genau jetzt aus deinen Gedanken und deinem Wortschatz streichen.«
Seine Persönlichkeit war zu gewaltig, zu viel für ihre überempfindliche Haut. Sie murmelte: »Tiago.« Mehr nicht, nur seinen Namen. Dann schloss sie die Augen.
Nach einem Augenblick ließ die zornige Wucht seiner magischen Energie nach und wurde besänftigend. Feste Finger streichelten ihr Kinn, und sein Mund legte sich in einer kurzen, warmen Zärtlichkeit auf ihren. »Arme, müde Fee. Schlaf jetzt«, flüsterte er. »Mach dir um nichts Sorgen! Schlaf einfach!«
Ihr blieb nichts anderes übrig. Sie stürzte von einer Klippe hinab in die Dunkelheit.
Sobald Niniane einigermaßen bequem und getröstet im Bett lag, kam Tiago in die Gänge. Er zerrte sein Handy aus der Tasche und hämmerte eine Nummer in die Tasten.
Rune nahm beim ersten Klingeln ab. »Was gibt’s?«
»Wir haben hier eine Riesenladung Kacke mit eurer Adresse drauf«, erklärte ihm Tiago. »Wenn sie jetzt noch nicht am Dampfen ist, wird es bald so weit sein.«
»Seid ihr in Sicherheit?«
»Klar.« Er nannte dem anderen Wächter ihre Zimmernummer. »Alles in Ordnung.«
»Wie geht es unserer Lieblingsprinzessin?«
»Es geht ihr gut«, sagte Tiago. »Sie ist natürlich ziemlich gestresst und erschöpft. Die Wunde hatte sich entzündet, deshalb hat ihr der Arzt einen Ausheilungszauber verabreicht. Sie ist gerade eingeschlafen.«
»Dann also zu der Riesenladung Kacke.«
»Es gab einen zweiten Anschlag.«
»Diese heikle Tatsache hast du zufällig erwähnt, als du vor dem Regent gedroht hast, auf eine Horde Reporter, Kamerateams und Paparazzi zu schießen. Lass dir von mir gesagt sein, mein Sohn, du bist eine beschissene PR -Katastrophe.« Rune klang nicht beunruhigt. Er ließ eine Kaugummiblase zerplatzen. »Aber du siehst süß aus im Fernsehen.«
Tiago ging im Wohnzimmer auf und ab. »Würdest du jemandem in Chicago dein Leben anvertrauen? Wirklich anvertrauen?«
Der kurzen Pause wuchsen unsichtbare Klauen und Reißzähne. »Spuck’s aus«, sagte Rune. Die Liebenswürdigkeit des Wächters war von dem flachen, kalten Tonfall des Wyr-Kriegers verdrängt worden, der sich seine Position als Cuelebres Erster Mann hart erkämpft hatte.
»Der Anschlag wurde von einer Triade verübt«, sagte Tiago. »Sie waren so gekleidet, dass sie aussahen wie Dunkle Fae, aber das waren sie nicht, Rune. Es waren Wyr.«
Niniane schlief tief und traumlos, bis ein körperliches Bedürfnis sie zum Aufwachen zwang. Sie schleppte sich aus dem Bett und warf dabei eine Wasserflasche von ihrem Nachttisch. Plötzlich war Tiago da. Er trug sie ins Bad, und diesmal bestand er darauf, zu bleiben. Sie fühlte sich so schwach und bleiern, dass ihr die Kraft fehlte, mit ihm zu streiten oder verlegen zu sein. Also lehnte sie sich mit geschlossenen Augen an ihn, während er ihr half, die Unterwäsche herunterzuziehen und sich auf die Toilette zu setzen. Als sie fertig war und sie ihr die Hände gewaschen hatten, hob er sie wieder hoch und trug sie zurück ins Bett.
»Ich will dieses verdammte Ding los sein«, murmelte sie, als er die Decken um sie herum feststeckte.
»Was für ein verdammtes
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