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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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leid.«
    »Niniane«, sagte er mit ruhiger Stimme. Er schwieg und betrachtete ihr Gesicht.
    Zu hören, wie er sie bei ihrem richtigen Namen nannte, berührte wieder diesen Punkt tief in ihr, diesen Ort, der sogar noch intimer und verwundbarer war als die Stelle, auf der seine Hand ruhte.
    »Würdest du mich bitte allein lassen?« Sie hatte Schwierigkeiten, die Worte für diese Frage herauszubringen. »Ich brauche ein paar Augenblicke für mich.«
    Einen Moment lang glaubte sie, er würde sich weigern und erneut ihre Grenzen überschreiten, doch etwas an ihren zitternden Lippen und ihrer unsicheren Stimme brachte ihn offenbar dazu, sich zurückzuziehen. Er lächelte ihr leicht zu und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich gehe frischen Kaffee kochen«, sagte er. »Dann reden wir. Okay?«
    Sie nickte und wandte das Gesicht ab, als er vom Bett aufstand und aus dem Zimmer ging.
    Er ließ die Tür zum Schlafzimmer angelehnt und trat in die kleine Küche, wo er gedankenlos und wie automatisiert Kaffee aufsetzte. Allmählich begann er sich in der Suite eingeengt zu fühlen. Vielleicht hatte sie Lust auf eine Spazierfahrt. Er könnte sie heimlich aus dem Hotel bringen und mit ihr zum Lake Michigan fahren, und sie könnten sich dort unterhalten. Eine Bö kalter, scharfer Luft im Gesicht wäre jetzt eine Wonne.
    Mit den Händen stützte sie sich auf dem Tresen ab und schüttelte den Kopf. Vorhin im Schlafzimmer hätte er beinahe gesagt: »Niniane, wir werden ein Liebespaar, also haben wir Zeit. Das ist alles an Realität, was du wissen musst.«
    Irgendwie hatte er es geschafft, die Worte zurückzuhalten, denn in diesem Augenblick hatte etwas Zerbrechliches in ihrer Miene gelegen, und sein Instinkt hatte ihn um ihretwillen gebremst.
    Nicht um seinetwillen. Tief in seinem Inneren wusste er, dass das, was er beinahe zu ihr gesagt hätte, die Wahrheit war. Sie machte Ausflüchte und versuchte, ihn abzuweisen, aber am Ende würde er sie bekommen.
    Er würde sie bekommen. Er würde nicht aufgeben oder ruhen, bevor er sie hatte.
    Die Kante des Tresens knackte unter seinen Händen. Er runzelte die Stirn, und zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass er sich nicht vernünftig und nicht annähernd so ruhig verhielt, wie es für ihn normal war.
    Nicht vernünftig. Nicht ruhig.
    Von ihr besessen. Nicht in der Lage, loszulassen.
    Sie war eine lange verschollene gottverdammte Prinzessin, wie einer Kreuzung zwischen einem Disney- und einem Horror-Film entsprungen. Schon bald würde sie Königin der Dunklen Fae sein, eines Alten Volkes, das für seine unerbittliche, byzantinisch komplexe Politik bekannt war. Sie war eine furchtbare Nervensäge.
    Sie konnte nicht den kleinsten Kampf austragen, ohne zu schummeln (gut, okay, vielleicht hatte er damit gar kein so großes Problem). All ihre hübschen Designerklamotten hatten komische Namen. Was war ein Bolero oder eine Gladiatoren-Sandalette oder eine Vera Wang? Was war so beschissen verkehrt daran, Kleidungsstücke als das zu bezeichnen, was sie waren – Kleid, Hemd, Hose oder Schuh?
    Außerdem war er alt – sehr alt, nicht nur mittelalt-alt – und in seinen Gewohnheiten eingefahren. Er war unabhängig und sehr daran gewöhnt, von niemandem Befehle entgegenzunehmen; er fühlte sich in den brutalen Bahnen seines Lebens wohl und war mit dem Leben in der Armee zufrieden. Er war ein Raubtier, ein Kriegsherr, dem es gefiel, die Scheiße aus jemandem herauszuprügeln, und er war ein Wyr-Wächter.
    Dass er diese Fixierung auf sie entwickelt hatte, war mehr als verrückt. Es war unfassbar. Es war das Rezept für eine totale Sturmkatastrophe.
    Mit beiden Händen rieb er sich kräftig das Gesicht. Das Wichtigste zuerst. Rune und Aryal würden innerhalb von vierundzwanzig Stunden hier sein. Während sie nach den abtrünnigen Wyr vom gestrigen Anschlag suchten, konnten sie beim Bodyguard-Dienst aushelfen. Ihre Anwesenheit würde diese unmögliche, intensive Eins-zu-eins-Verrücktheit lindern, die sich zwischen ihm und Niniane abspielte, und dann würde sich die Lage wieder beruhigen.
    Aus Richtung des Schlafzimmers drang ein Rumpeln herüber, dann ein unterdrückter Schrei. Er hob den Kopf und rief scharf: »Was ist passiert? Bist du gefallen?«
    Keine Antwort. Er sprang auf und stürzte zum Schlafzimmer. Mit der flachen Hand stieß er die Tür auf und durchsuchte mit scharfem Blick den Raum.
    Das Zimmer war leer, ebenso das angrenzende Bad. Die Stille in der Suite dröhnte in seinen Ohren. Die

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