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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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geben.
    Einer der beiden Wachleute am Treppenaufgang hielt ihnen bereits die Aufzugtüren auf. Sie traten hinein. Nachdem Niniane den Schlüssel eingesteckt und die Taste der Penthouseetage gedrückt hatte, nahm er ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. Sie schenkte ihm ein überraschtes Lächeln, das ebenso schnell wieder verschwand, wie es aufgeblüht war. Ihre prickelnde Sinnlichkeit war wieder verschwunden, und zurück blieb eine blasse, ernste Fremde.
    Schnurrend hielt der Aufzug an. Tiago streckte die Hand aus und hieb auf die Taste, die die Türen geschlossen hielt. Überrascht blickte sie ihn an.
    »Diesmal hörst du mir zu, Fee. Alles wird gut werden«, sagte er zu ihrem kleinen, angespannten Gesicht, das so vertrauensvoll zu seinem aufblickte. »Niemand in diesem Zimmer wird dir etwas zuleide tun. Wir gehen als vereinte Front hinein, und wir werden als vereinte Front wieder herauskommen. Verstanden?«
    Sie nickte. »Verstanden. Danke, Tiago!«
    »Gern geschehen.« Er lächelte sie an, ließ die Taste los, und die Türen öffneten sich.
    Er hätte sich nicht gründlicher irren können. Sie betraten das Penthouse, und ihre vereinte Front wurde niedergemetzelt.

9
    Niniane drückte Tiagos kraftdurchströmte Hand und ließ ihn dann los, bevor sie sich in den ruhigen, kühlen Luxus des Penthouse begaben.
    Carlings Dienerin Rhoswen erschien im Eingangsbereich, das blonde Haar trug sie zu einem glatten Knoten zurückgebunden, ihr Gesicht wirkte heiter und gelassen. Im Profil erinnerte sie an eine perfekte Kamee. Die Vampyrin war bei ihrer Verwandlung noch jung gewesen, vielleicht achtzehn oder zwanzig. Was war in diesem Alter so unwiderstehlich daran, sich für den Vampyrismus zu entscheiden? Und was hatte den Vampyr überzeugt, der sie erschaffen hatte? Wie Niniane herausgefunden hatte, verhielt es sich bei jungen Menschen sehr ähnlich wie bei anderen Spezies. Sie alle waren davon überzeugt, ewig zu leben. Sie selbst hingegen war mit achtzehn Jahren sehr sicher gewesen, dass sie jenes Jahr nicht überleben würde.
    Als Rhoswen über den polierten Parkettboden auf sie zukam, lastete ein Gewicht auf ihrer Brust. In diesem Moment begriff sie, dass die Schwierigkeit auf ihrem Weg als die zukünftige Niniane darin bestand, dass sie die Elle und jeden verdammten Rosaton der Lippenstifte in ihrer Handtasche kein bisschen weniger liebte, als ihr altes Ich, Tricks, es getan hatte. Angesichts der Herausforderungen, die ihr bevorstanden, fühlte sie sich erbärmlich unzulänglich.
    Sie musste eine bessere Bewältigungsstrategie finden, und zwar schnell. Warum machte ihr der Gedanke an dieses Treffen mit der Delegation der Dunklen Fae und Carling so zu schaffen? Hinter ihr ragte Tiagos bedrohliche, schwarz gekleidete Gestalt auf, die jedem den Tod verhieß, der es wagen würde, sie zu bedrohen.
    Nicht, dass ihr irgendjemand offen drohen würde. Wenn die Anschläge nicht zwei separate Vorfälle gewesen waren, wenn es tatsächlich einen Drahtzieher hinter beiden gab, dann würde der Täter mit seinem nächsten Versuch warten, bis sie allein und angreifbar war. Außerdem hatte sie im Rahmen ihrer Arbeit für Dragos ständig Meetings mit Staatsoberhäuptern und hochrangigen Regierungsbeamten gehabt, sowohl aus dem Herrschaftsbereich der Menschen als auch aus den Reichen der Alten Völker. Es hatte ihr keine Schwierigkeiten bereitet, mit ihnen umzugehen, selbst als ihr Leben von ihrem Onkel Urien bedroht wurde.
    Sie legte den Kopf schief und schürzte die Lippen. Vielleicht war das die Lösung. Sie könnte einfach so tun, als arbeitete sie für jemand anderen. Sie könnte für die echte Niniane arbeiten, die die New York Times und das Wall Street Journal las, ebenso wie literarische Werke unvergänglicher Prosa mit tief bewegenden, rührseligen Enden ( wäääh ), und diese Niniane verwaltete außerdem ihr eigenes Aktienportfolio. Diese Tussi war eine gut angezogene Schlampe mit Perlenkette, der man nicht in die Quere kommen wollte.
    Die dumme, gefälschte Niniane lächelte. »Hi, Rhoswen«, sagte sie. »Haben Sie sich unten alle gut eingelebt – bis auf Cowan?«
    Für einen kurzen Augenblick wirkte die Vampyrin verwirrt. Es war eine gute Strategie, Vampyre bei jeder Gelegenheit aus dem Gleichgewicht zu bringen. »Vielen Dank, Hoheit«, sagte Rhoswen. Sie hatte eine schöne Sprechstimme, einen tiefen, reinen Alt. »Uns geht es gut. Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, die Cowans Verhalten verursacht hat.«
    Sie

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