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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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hob eine Schulter. »Nun, er hat darüber seinen Kopf verloren.«
    »Wie es sich gehört«, sagte Rhoswen.
    Ebenso wie Carling die Szene zuvor angehalten hatte, um eine weitere Eskalation der Gewalt zu verhindern, hätte sie Cowan mit einem magischen Befehl aufhalten können, aber kein Vampyr-Herrscher würde bei seinen Kindern etwas anderes als vollkommenen Gehorsam dulden. Diese Einstellung war brutal, aber notwendig. Ein Vampyr, der in der Öffentlichkeit außer Kontrolle geriet, war gemeingefährlich.
    Rhoswens kurze Beunruhigung war spurlos verschwunden. Die Vampyrin sagte: »Kanzler Riordan, Justizminister Trevenan, Kommandantin Shiron und Rätin Severan erwarten Sie in der Bibliothek.«
    Oh, das klang wie eine Partie Cluedo. Jemandem wird mit einem Heizungsrohr oder einem Kerzenleuchter der Schädel eingeschlagen. Nicht, dass der echten Niniane so etwas aufgefallen wäre. Die echte Niniane hätte bereits Bescheid gewusst, sie hätte kein Ratespiel zu spielen brauchen.
    Sie sagte: » Lead on, Macduff – Gehen Sie nur voraus.«
    Rhoswen neigte den Kopf und wandte sich ab, um ihr den Weg zu weisen. »Vor meiner Verwandlung war ich beim Theater«, sagte die Blondine, deren Absätze über den Hartboden klapperten. »Wussten Sie, dass in Wirklichkeit Lady Macbeth den Satz sagt? Es heißt auch nicht › Lead on, Macduff ‹, sondern eigentlich ›Lay on, Macduff, and damned be him who first cries, ›Hold! enough!‹ – ›Nun magst dich wahren, wer Halt! zuerst ruft, soll zur Hölle fahren!‹«
    Manche Vampyre wurden mit dem Alter pedantisch, das kam daher, dass ihre menschlichen Gehirne versuchten, ihr unnatürliches Alter zu verarbeiten. Und die echte Niniane hätte sich niemals dazu herabgelassen, sich mit einer Dienerin zu zanken.
    Die falsche, dumme Niniane erklärte Rhoswen: »Ja, aber ich habe nicht das Stück zitiert. Ich habe das Zitat zitiert. Niemand sagt: ›Lay on, Macduff‹, wenn er jemanden auffordert, vorauszugehen. Das würde dämlich klingen. Jeder sagt: ›Lead on, Macduff‹.«
    Über die Schulter grinste sie Tiago an, der hinter ihnen herschlenderte. Er hatte sein barsches Attentäter-Gesicht aufgesetzt, doch in seinem dunklen Blick lag ein flüchtiges Funkeln.
    Sie erreichten die offen stehenden Doppeltüren der Bibliothek. Die Bibliothek war ein geräumiges Zimmer mit hochwertigen, dick gepolsterten Möbeln in neutralen Tönen, die um einen Orientteppich angeordnet waren. In Bücherregalen standen eine Sammlung von Klassikern im Hardcover sowie die aktuellen New-York-Times- Bestseller im Taschenbuchformat. An einem Ende des Raums gab es einen Kamin.
    Berühmt war das Zimmer allerdings wegen seines prächtigen, schillernden Original-Tiffany-Buntglasfensters, das eine Wandseite dominierte. Das Fenster zeigte einen sonnenbeschienenen Teich in einem Wald, bevölkert von funkelnden, fantastischen Fischen und Vögeln, die noch kein Mensch auf dieser Seite der Erde erblickt hatte. Kunsthistoriker behaupteten, Louis Comfort musste irgendwann in seinem Leben in ein Anderland gereist sein und die dortige Tierwelt gesehen haben, um solch wunderschöne, detaillierte Darstellungen erschaffen zu können, doch das Argument konnte nicht schlüssig begründet werden, da die fremden Spezies in keiner Aufzeichnung der Alten Völker über Anderländer dokumentiert waren.
    Niniane seufzte, als sie an Scott Hughes’ weißes, entsetztes Gesicht dachte, mit dem er vorhin einige Stockwerke tiefer den zerstörten Flur betrachtet hatte. Auf dem Tiffany-Fenster glitzerte ein starker Anti-Bruchschaden-Zauber, aber die Wirkung solcher Magie war begrenzt. Wenn die Kraft, die auf das Fenster einwirkte, die Stärke des Zaubers überstieg, würden Fenster und Zauber dennoch zerbrechen. Zumindest einige Personen in diesem Zimmer verfügten über die dafür nötige magische Energie. Der arme Scott hatte vermutlich keine ruhige Minute, bis die Dunklen Fae ihren Aufenthalt in seinem Hotel beendeten.
    Vielleicht konnte sie diese Schlussfolgerung weiterführen. Urien hatte eine ausladende Villa auf einem riesigen, abgeschlossenen Grundstück bauen lassen, das dreißig Hektar einer der teuersten urbanen Gegenden des Lands einnahm. Das Grundstück umschloss den Hauptübergangspunkt ins Anderland der Dunklen Fae. Ihr war von Anfang an nicht wohl dabei gewesen, von New York aus direkt zu diesem Anwesen zu reisen. Sie hatte eine vorsichtige Route gewählt, um die Delegation der Dunklen Fae auf neutralerem Boden zu treffen. Von da

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