Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
und während sie ihn ansah, strich er es sich mit einer ungeduldigen Geste aus dem Gesicht.
Ja, sie konnte Abigail wirklich verstehen – er war eindeutig der bestaussehende Mann, den sie je in ihrem Salon begrüßt hatte.
Als ihr bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte, neigte sie verlegen den Kopf. »Verzeiht meine Unhöflichkeit. Ich bin Susanna McKinsey. Was kann ich für Euch tun?«
Er lächelte mit strahlend weißen Zähnen, und für einen Augenblick fühlte sie sich wie als junges Mädchen. Sie legte die Hand auf die Brust, um ihr flatterndes Herz zu beruhigen, und rief sich zur Ordnung.
»Mein Name ist James MacRae«, stellte er sich mit sonorer Stimme vor. »Mein Onkel Fergus bat mich, Euch eine Nachricht zu überbringen.«
Sie hatte den verzweifelten Hilferuf an ihren alten Freund völlig vergessen, denn eine Woche nach ihrem Brandbrief an Fergus hatte Riona widerstrebend zugestimmt, sich mit Harold zu verloben.
»Oje«, sagte sie. Es war ihr schrecklich peinlich, dass sie es versäumt hatte, Fergus die neue Entwicklung mitzuteilen.
Sie drehte sich um und bat Abigail, für Erfrischungen zu sorgen, doch das Mädchen fixierte den Gast wie hypnotisiert. Erst als Susanna sich nachdrücklich räusperte, kam sie zu sich und lief kichernd hinaus.
Kopfschüttelnd bat Susanna James mit einer Geste zu den Sofas vor dem Kamin.
»Ich hoffe, Fergus ist wohlauf.« Sie nahm James gegenüber Platz. Verwunderlich, dass keinerlei Familienähnlichkeit zu erkennen war, dachte sie. Fergus war zwar ebenso groß, aber stämmig, und sein Haar hatte früher die Farbe der untergehenden Sonne gehabt.
»Ja, es geht ihm gut – und ich soll Euch ausrichten, dass er es bedauert, nicht selbst kommen zu können.«
»Ich wusste gar nicht, dass Fergus noch Verwandte hat.«
»Und wir hielten ihn für tot«, erwiderte James mit seinem zähneblitzenden Lächeln. »Seine Schwester ist vor Jahren nach Nova Scotia gegangen, weil sie glaubte, dass von ihrer Familie niemand mehr am Leben wäre. Sie heiratete ihre erste Liebe aus Kindertagen und bekam fünf Söhne. Fergus wusste nicht, dass sie die Rebellion und die nachfolgenden Vertreibungen überlebt hatte.«
»Und Ihr seid einer der fünf?«
Er nickte. »Der zweitälteste.«
»Ich freue mich so für Fergus«, sagte sie. »Der Verlust seiner Familie lag ihm schwer auf der Seele.«
»Er ist im Begriff, noch mehr Verwandtschaft anzusammeln – er heiratet demnächst.«
»Er heiratet?« Wie seltsam, dass sie keine Eifersucht verspürte. Jahrelang hatte sie tiefe Zuneigung für ihn empfunden, jedoch gewusst, dass er eine andere liebte, eine Frau, die er lange davor verloren hatte. Nicht zuletzt aus diesem Grund war er häufig in Melancholie verfallen.
James nickte. »Eine Frau, die er schon seit seiner Jugend kennt.«
Er reichte ihr einen Brief, und sie nahm ihn mit plötzlich zitternden Fingern entgegen.
Anstatt ihn vor seinen Augen zu lesen, ging sie damit zum Fenster, faltete das Papier auseinander und betastete das erbrochene Siegel. Sie hatte nicht oft Gelegenheit gehabt, Fergus schreiben zu sehen, doch die schwungvolle Schrift löste Erinnerungen aus, die ihr ans Herz gingen.
Meine liebste Susanna,
es hat mich betrübt, von Deinem Dilemma mit Riona zu erfahren, und ich bete in dieser Stunde der Ungewissheit und Anspannung für Euch. Sie ist ein vernünftiges Mädchen, und ich zweifle nicht daran, dass sie am Ende die richtige Entscheidung treffen wird. Sei gewiss, dass ich in Gedanken bei Euch bin.
Verzeih mir, dass ich nicht selbst kommen kann. Ich habe die Frau wiedergefunden, die ich einst verlor und all die Jahre liebte, und nun werde ich sie heiraten. Ich bin sicher, dass Du Verständnis für mich hast und mir Glück wünschst. Ich und Leah – so heißt sie – werden immer Deine Freunde sein.
In Freundschaft
Fergus MacRae
Sie schaute zum Fenster hinaus und musste sich eingestehen, dass sie neidisch war. Fergus und sie waren altersmäßig nicht weit auseinander, und doch hatte er noch einmal die Liebe gefunden.
Hatte sie wirklich vergessen, ihm die neue Entwicklung mitzuteilen, oder hatte sie insgeheim auf seinen Besuch gehofft?
Der Anblick eines Jungen, der draußen auf dem Zufahrtsweg bei zwei Pferden stand, holte sie in die Gegenwart zurück.
Sie drehte sich um. »Ich bedaure ebenfalls, dass er nicht selbst kommen konnte«, sagte sie aufrichtig, »aber ich freue mich über den Grund, der ihn davon abhielt. Wie lieb von ihm, Euch an seiner statt zu
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