Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
schicken.«
Polly trat mit einem Tablett ein, auf dem ein Glaskrug und zwei Gläser standen. Gottlob war die kichernde Abigail nicht mitgekommen. »Da draußen ist ein junger Mann«, sagte Susanna, als die Haushälterin gerade den Raum verlassen wollte. »Er sieht müde und staubig aus und wäre sicher auch dankbar für eine Erfrischung.«
»Ja, das wäre er auf jeden Fall«, bestätigte James lächelnd. »Danke.«
Susanna winkte ab. »Wir machen einen guten Apfelwein hier auf Tyemorn.« Sie schenkte ein, reichte ihm ein Glas über den Tisch und lehnte sich zurück.
»Was hat Euch denn nach Schottland verschlagen?«
»Das ist eine lange und komplizierte Geschichte«, begann er, wurde jedoch durch Abigails Eintreten unterbrochen. Sie ging beinahe in die Knie unter dem Gewicht des Tabletts in ihren Händen. Verdutzt blickte Susanna auf den verschwenderischen Imbiss: Kuchen, verschiedene getrocknete Früchte, diverse Käsesorten und Cracker. Die Speisekammer musste leer sein. Zumindest beinahe.
James erhob sich und half dem Mädchen, die Last abzustellen. Abigail knickste verzückt. Susanna entließ sie mit einem Lächeln und wünschte, Polly würde sie irgendwohin zum Staubwischen schicken.
»Darf ich Euch bedienen?«, fragte sie, während sie bereits dabei war, eine Auswahl der Delikatessen für ihn zusammenzustellen. »Ich bin gespannt, Eure Geschichte zu hören«, sagte sie, als er den Teller von ihr entgegennahm. »Hier an diesem entlegenen Ort kommt mir nicht viel aus der großen weiten Welt zu Ohren.«
Das war eine glatte Lüge, denn die Bewohner von Ayleshire waren bemerkenswert informiert über die Vorgänge in der großen weiten Welt, zweifellos aufgrund des von ihnen hergestellten feinen Leinens, das Käufer aus einem Dutzend Länder anlockte. Wenn die Themen Politik und Rebellion und die Neuigkeiten über Kriege in fernen Ländern erörtert waren, ging man zu Klatsch über.
»Mein Bruder erbte ein Earldom«, nahm James einen zweiten Anlauf. »Auf dem Weg nach England, um die Erbschaft auszuschlagen, heiratete er unverhofft und gezwungenermaßen und ging mit Ehefrau und Titel nach Schottland, um den Stammsitz unserer Vorfahren wiederaufzubauen. Ich entschloss mich, bei ihm auf Gilmuir zu bleiben, um ihm beim Bau seiner Werft zu helfen.«
»Und Eure anderen Brüder?«
»Douglas ist noch zu jung, um irgendjemandem wirklich von Nutzen zu sein«, antwortete er lächelnd. »Aber Hamish und Brendan befehligen jeder ein eigenes Schiff, wie auch ich es getan habe.«
»Mein Gemahl war Seemann«, sagte sie. »Er wäre an Land todunglücklich gewesen.«
»Ich habe meine Kapitänspflichten gegen die eines Schiffbauers eingetauscht. Zumindest vorübergehend.«
Sie nahm sich ein Stück Kuchen. »Musstet Ihr lange reiten von Gilmuir hierher?«
»Nur ein paar Tage.«
Und das alles für nichts, dachte sie. »Hat Fergus Euch von unseren Schwierigkeiten erzählt?«
James schüttelte den Kopf. »Er sagte nur, dass er es bedauerte, Euch nicht helfen zu können.«
Susanna nippte an ihrem Apfelwein. Eine Idee keimte auf, wurde zurückgedrängt, kam wieder hoch. Das Schicksal und Fergus hatten ihr James MacRae geschickt – als Antwort auf ein Gebet, das in Worte zu fassen sie nicht gewagt hatte.
»Die Geschichte ist nicht annähernd so faszinierend wie die Eure, James«, sagte sie. »Darf ich Euch so nennen? Immerhin bin ich eine langjährige Freundin Eures Onkels.« Ihr Herz raste, und ihre Hände waren feucht. »Bitte nennt mich Susanna.«
Scheinbar entspannt schenkte sie sich Apfelwein nach. Wenn ihr Gast genau hinsähe, würde er bemerken, dass ihre Hand zitterte, als sie den Krug abstellte. Nun, es sprach für sie, dass es ihr nicht leichtfiel, Theater zu spielen. »Ich hoffe, Ihr bleibt ein paar Tage – um Euch von der Reise zu erholen.«
»Nur bis morgen. Ich möchte möglichst schnell nach Gilmuir zurück.«
»Ich verstehe. Sicher wollt Ihr nicht so lange von Eurer Frau getrennt sein.« Sie lächelte freundlich und hielt dabei den Atem an.
»Außer Alisdair ist keiner von uns verheiratet«, erwiderte er ebenfalls lächelnd.
Susanna senkte den Blick und atmete aus. »Unter diesen Umständen … ach, vergesst es.« Sie schaute auf und an ihm vorbei. »Es wäre zu viel verlangt.«
Er schien nicht begierig darauf, dass sie weiterspräche, und auch ein Seufzer vermochte seine Neugier nicht zu wecken, und so war sie gezwungen, den Kopf zu senken und ihr Gegenüber unter den Wimpern hervor anzusehen.
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