Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
an und machen Heu. Außerdem haben wir über hundert Rinder, Fleischlieferanten, vierzehn Milchkühe, vierhundert Schafe, sieben Ziegen, zweihundertdrei Hühner und mehrere Stallkatzen und Schäferhunde.«
»Eine beeindruckende Aufzählung. Wie kommt es, dass Ihr die Zahlen so genau kennt?«
Sie schaute ihn an. Sein Blick war nicht mehr ganz so kalt, und ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen. »Ich kenne Tyemorn eben«, antwortete sie.
Sie zögerte, den am Kamm zum Wasserfall entlanglaufenden Weg einzuschlagen. Sollte sie James ihren Lieblingsplatz zeigen? Warum nicht, dachte sie – ihr ginge dadurch nichts verloren. Schließlich war der Ausblick ebenso wenig ihr Besitz, wie es der blaue Himmel und die darüber hinsegelnden weißen Wolken waren.
Der Weg war breit genug, dass sie nebeneinander hergehen konnten, und James verfiel in Gleichschritt mit ihr.
»Unser Käse wird in Inverness auf dem Markt verkauft und erzielt dort einen guten Preis«, erzählte sie. »Ich bin mit seiner Herstellung noch nicht so vertraut, wie ich es sein sollte, aber Old Ned kann sie Euch bestimmt erklären.«
»Old Ned?«, fragte James.
»Unser Gutsverwalter. Der Mann, mit dem Ihr sprechen wollt. Er ist schon sein ganzes Leben lang hier und kennt Tyemorn besser als irgendjemand sonst.«
»Ihr scheint mir ebenfalls bewandert zu sein.«
Sie lächelte ihn an. Er ahnte ja nicht, was für ein Kompliment er ihr damit gemacht hatte. James wandte sich ab und bewunderte die herrliche Aussicht. Felder und Weiden erstreckten sich als braune und grüne Rechtecke entlang dem sich dahinschlängelnden Wye.
»Die meisten Flächen werden mittels Kanälen mit dem Flusswasser bewässert, aber zwei der Weiden liegen so hoch, dass es in den trockenen Monaten zu ihnen hinaufgepumpt werden muss. Doch in diesem Jahr war der Frühling nass, und es sieht so aus, als würde der Sommer ebenso viel Regen bringen.«
»Werdet Ihr im Sommer hier sein?«
Das kam so überraschend, dass Riona unwillkürlich ehrlich antwortete. »Nein«, hörte sie sich mit deutlichem Bedauern in der Stimme sagen. Hastig wechselte sie das Thema: »Warum seid Ihr noch da?« Nicht nur er konnte unverhoffte Fragen stellen.
»Hat Susanna es Euch nicht erklärt?«
Sie konnte sich nicht des Verdachts erwehren, dass er sehr wohl wusste, dass ihre Mutter sie nicht eingeweiht hatte. »Werdet Ihr es mir erklären?«
»Das ist mir leider nicht möglich.«
Panik stieg in ihr auf. »Tyemorn Manor wird doch nicht etwa verkauft?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
Sie war geneigt, ihm zu vertrauen, aber das musste nichts heißen. Die Tatsache, dass sie sich von Harold McDougal hatte überrumpeln und zu einer Verlobung zwingen lassen, sprach nicht für ihre Menschenkenntnis.
»Gebt Ihr mir Euer Ehrenwort, dass es nicht so ist?«
Sein Blick wurde prüfend, schien zu fragen: Ist sie eine Frau, der ich mein Wort geben sollte? Eine beruhigende Vorstellung, dass er sein Ehrenwort als so wertvoll erachtete, dass er nicht leichtfertig damit umging.
»Ich gebe Euch mein Ehrenwort, dass mir nichts über einen Verkauf des Gutes bekannt ist. Das ist nicht der Grund dafür, dass ich noch hier bin.«
»Aber Ihr wollt ihn mir nicht nennen?«
»Ich habe mein Wort gegeben.«
Sie beschloss, es für den Moment dabei zu belassen, nahm sich jedoch vor, bald wieder auf das Thema zurückzukommen. »Was die Bediensteten auf Tyemorn angeht, wohnen nur Polly, die Haushälterin, Abigail und die Köchin im Haus. Der Gärtner, der auch unser Kutscher ist, lebt mit seiner Frau und den drei Kindern auf der Hühnerfarm. Sein verwitweter Vater hat eine kleine Behausung hinter dem Hühnerstall. Möchtet Ihr sonst noch etwas wissen?«
»Über Ayleshire wisst Ihr gar nichts zu berichten?«
Wieder hatte er sie überrascht. Sie war ziemlich stolz auf ihren Vortrag gewesen, und jeder Mann aus Cormech oder Edinburgh hätte sie mit Lob überhäuft. Nicht so James.
»Ayleshire?«
»Werdet Ihr nie geneckt, Riona?«
Sie überlegte einen Moment. »Selten«, antwortete sie dann leicht verlegen – aber sie hatte wenig übrig für alberne Spielchen.
»Warum wohl?«, fragte er, und in seinen schönen Augen blitzte der Schalk.
»Vielleicht bin ich nicht klug genug, um einen Scherz zu verstehen – oder nicht geduldig genug, um ihn zu würdigen.«
Er griff nach ihrer Hand, so schnell, dass sie keine Zeit hatte auszuweichen. »Verzeiht mir.«
Sie wollte sich nicht lächerlich machen, indem sie sich gewaltsam losriss,
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