Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
ausliefen. Darunter saß, in dem gleichen Sessel, gealtert und Bösartigkeit ausstrahlend, der auf dem Gemälde Dargestellte, wobei man dem Möbelstück die inzwischen vergangene Zeit bedeutend weniger anmerkte. Das ehemals dunkle Haar des Mannes war fast zur Gänze ergraut, und das früher schlanke, aber nicht unattraktive Gesicht hager und von tiefen Furchen durchzogen.
Manche sagten, William Sinclair wäre mit den Jahren noch tückischer geworden, aber Harold McDougal konnte sich nicht vorstellen, dass sein Gegenüber jemals weniger böse gewesen war.
Anfangs hatte er das Glücksspiel allein zur Unterhaltung betrieben, doch irgendwann war es ihm zu einer Gewohnheit geworden, die sein Leben bestimmte. Vor ein paar Monaten war er hierhergekommen, um sich Hilfe bei der Begleichung seiner Spielschulden zu holen, nicht ahnend, dass Sinclair Geld zu schulden um vieles schlimmer war, denn als zahlungsunfähig verschrien zu sein.
»Ihr bringt mir also mein Geld?«, fragte Sinclair mit dröhnender Stimme.
»Sobald ich geheiratet habe.«
»Und wann wird dieses freudige Ereignis stattfinden?«
»In weniger als einem Monat.«
Sein Hauptgläubiger nickte und lehnte sich zurück. »Dann warte ich – aber ich bekomme mein Geld am Tag nach der Hochzeit.«
»Das wird nicht möglich sein.« Harold spürte Schweiß an seinem Rücken hinabrinnen. »Ich muss erst die Verfügungsgewalt über das Vermögen der Dame erlangen.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Eine Woche, keinesfalls mehr.«
Er hasste den Mann, der da vor ihm saß, aus verschiedenen Gründen, vor allem ob des sichtlichen Vergnügens darüber, Furcht zu erregen. Einer von Harolds Freunden war eines Abends mit einem gebrochenen Arm, einem blauen Auge und einer verworrenen Schilderung der Ereignisse bei ihm erschienen. Später hatte er erfahren, dass Sinclair den Mann hatte verprügeln lassen, weil er mit seiner Zahlung zwei Tage in Verzug geraten war.
Wenn Harold sein Versprechen nicht hielte, würde der alte Teufel nicht zögern, ihn zum Krüppel schlagen zu lassen oder Schlimmeres.
Er konnte die Hochzeit kaum erwarten.
Abigail sah Rory über die Wäscheleine hinweg an. »Ihr werdet noch Löcher in den Stoff schlagen.«
»Ich kann es nicht, weil ich es noch nie gemacht habe«, verteidigte er sich. »Das ist Frauenarbeit.«
»Sauberkeit ist Frauensache?« Sie bedachte Rory mit einem Stirnrunzeln. »Ich glaube nicht, dass Mr MacRae auch so denkt. Der Mann ist ausgesprochen gepflegt – und eine wahre Schönheit mit diesen Augen und diesem Lächeln.« Ihr Seufzer ließ Rory noch fester auf die Vorhänge eindreschen.
Sie hatten die Bahnen im Hof gemeinsam über die Leine gehängt, und anschließend war ihm ein Gerät in die Hand gedrückt worden, das an ein Ruder erinnerte, dessen Blatt aber gitterartig war.
Abigail nutzte die gemeinsame Arbeit, um ihn mit Fragen zu bombardieren.
Auf Gilmuir genoss er aufgrund seiner Vertrautheit mit den MacRaes und seiner neu entdeckten handwerklichen Fähigkeiten Ansehen – hier auf Tyemorn Manor war er nur der Junge, der James MacRae quer durch Schottland begleitet hatte. Wenn er nicht mit Fragen überschüttet wurde, musste er sich anhören, wie wundervoll James war. Es war eine höchst unerfreuliche Erfahrung, sich mit einem Mädchen unterhalten zu wollen und stattdessen Schwärmereien über einen anderen Mann ertragen zu müssen.
Er hatte im vergangenen Jahr gelernt, dass Frauen wankelmütig waren – und mit Vorsicht zu genießen. Abigail hatte ein Lachen, das ihn lächeln machte, aber sie war trotz allem eine Frau.
Nie wusste man, was sie als Nächstes tun würden.
Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, Zurückhaltung walten zu lassen, was in diesem Fall nicht schwierig war, da seine Angebetete nur über James reden wollte.
»Werdet Ihr zu Lethson noch hier sein?«
»Was ist das?«
»Der längste Tag des Jahres«, sagte sie mit einem Blick, als sei er der dümmste Mensch auf Gottes Erdboden.
»Und wann ist der?«
»In ein paar Wochen.«
»Bis dahin sind wir bestimmt längst weg.« James hatte ihm mitgeteilt, dass sie noch ein paar Tage bleiben würden, aber nichts über den Grund verlauten lassen.
»Also, ich hoffe, Ihr seid noch hier. Es wäre ein Jammer, wenn Ihr all den Spaß versäumen würdet.«
Es war das erste Mal, dass sie James nicht erwähnt hatte, und Rory schöpfte Hoffnung. »Was für Spaß gibt es denn da?«
Sie kicherte. »Es wird natürlich getanzt.«
Oje. Er konnte sich nur auf
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