Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)
Schiffen sicher bewegen. Nach monatelangem Training in der Takelage hatte er eine Trittsicherheit erworben, die sich auf festen Boden nicht übertragen ließ. An Land fühlte er sich manchmal wie ein Tolpatsch, als hätte er zu viele Füße.
»Ich hoffe wirklich, dass Ihr bleibt. Es wäre zu schön, wenn ich mit James tanzen könnte.« Wieder ein Seufzer von ihr und ein finsterer Blick von ihm.
»Oder mit mir«, platzte er heraus.
»Oder mit Euch«, erwiderte sie munter und lächelte ihn an.
Er erwiderte das Lächeln und vergaß für einen Moment, dass er gar nicht tanzen konnte.
Kapitel 9
O ld Ned mochte ein alter Mann sein, aber er arbeitete wie ein junger. Nach ein paar Stunden konnte James das Durchhaltevermögen des Verwalters nur bewundern.
Er für seinen Teil war hinter einen Pflug gestellt worden, wonach Ned dem Pferd einen Klaps auf die Hinterhand gab und sich köstlich amüsierte, als das Tier einen Satz machte, und James beinahe die Arme ausgerissen wurden. Doch als er sich schließlich eingearbeitet hatte, empfand er die Anstrengung nicht mehr als größer denn beim Einholen eines geblähten Segels.
Nach dem Pflügen füllten sie im Kornspeicher Weizen ab, schickten ihn zur Mühle und inspizierten die Bewässerungsgräben. James sprach mit dem Schmied, dem Gärtner und seinem Sohn, den Schäfern und den jungen Männern, die Pferdegeschirre und Gerätschaften instand setzten. Es schien alles in bester Ordnung auf Tyemorn Manor.
Mittags machten sie Pause und bekamen von der lächelnden Abigail einen Korb mit Essen gebracht. Die Blicke, mit denen sie James bedachte, fielen sogar Ned auf. Als die Mahlzeit beendet und das Mädchen gegangen war, wandte der sich dem Gast stirnrunzelnd zu.
»Sie ist ein junges Ding und töricht. Vergesst das nicht.«
»Jung genug, um mich an meine Kindheit zu erinnern«, erwiderte James gelassen. Er hatte Verständnis dafür, dass Ned die Kleine beschützen wollte. Mädchen wie Abigail wussten noch nichts vom Leben, und unglücklicherweise gab es Männer, die diese Ahnungslosigkeit ausnützten. Er war keiner von ihnen, aber das konnte Ned nicht wissen.
»Es scheint niemand auf Tyemorn beunruhigt zu sein«, sagte James. »Man sollte doch meinen, dass die Hirten ob der Diebstähle auf der Hut wären.«
»Es fehlen nur wenige Schafe und noch weniger Rinder«, erwiderte Ned. »Wie es sich bei den Hühnern verhält, weiß ich nicht – ich zähle die dummen Dinger nicht.«
»Laut Miss McKinsey sind es zweihundertdrei.«
Der alte Mann blickte lächelnd in die Ferne. Vor ihnen lagen saftige Weiden und Felder, auf denen das Korn ihm bereits bis zur Taille reichte.
»Sie ist ein erstaunliches Mädchen. Obwohl in der Stadt aufgewachsen, begeistert sie sich für die Landwirtschaft, als wäre sie hier geboren. Ein Jammer, dass sie fortgeht – sie wäre eine feine Herrin für Tyemorn.«
»Ist Susanna das denn nicht?«
Ned schüttelte den Kopf. »Sie gibt sich Mühe – aber ich glaube, sie kennt nicht einmal den Unterschied zwischen einem Bullen und einem Ziegenbock.«
»Dann ist es ja ein Glück, dass sie Euch hat.«
»Ich bin schon mein ganzes Leben lang hier. Tyemorn ist mein Zuhause.«
Seine Worte erinnerten James an Rionas vorherige Äußerung. »Gibt es noch weitere Arbeiten zu erledigen?«, fragte er.
Ned überlegte. »Die Kühe müssen gemolken werden, und es fehlt uns eine Kraft, weil eine der Melkerinnen ihre kranke Mutter besucht.«
James hatte noch nie eine Kuh gemolken, aber das würde er dem Alten nicht gestehen. »Führt mich hin«, sagte er forsch und straffte seine Schulter.
Thomas Drummond beobachtete sein Zielobjekt. Wie unbefangen sein Feind sich auf dem Gelände bewegte. Der MacRae hatte nicht bemerkt, dass er beschattet wurde.
Auf seiner Flucht hatte Thomas gelernt, mit der Landschaft zu verschmelzen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Unterwegs hatte er einen reisenden Messerschleifer überfallen und dem Mann nicht nur sein Geld gestohlen, sondern auch ein Schleifrad, mit dem er bereits ein paar Münzen bei einer Frau verdient hatte, die ihn in Ayleshire an ihrem Haus vorbeigehen sah. Allerdings war sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden gewesen, und so hatte er noch eine Stunde drangehängt, damit sie nicht herumerzählte, wie schlecht er gearbeitet hatte, und er so ins Gerede käme. Schließlich hatten die frisch geschärften Messer und die Axt ihre Billigung gefunden, und er konnte sich verabschieden.
Noch etwas hatte er bei den
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