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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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weil sich erste Zeichen von morgendlichem Betrieb regten. Hier hielt sie vor einem schäbigen Lebensmittelladen, dessen Besitzer gerade das Sicherheitsgitter vor der Tür hochrollte. Im Ladenfenster hing eine abscheuliche Plastik-Kürbislaterne, deren Mund zu einem fiesen Grinsen geformt war.
    Artemis kaufte Kaffee mit sehr viel Milch und Zucker, Walker’s-Shortbread und einen Apfel. Noch im Laden aß sie mehrere Kekse und trank den halben Kaffee. Beide Hände voll, drückte sie die Tür mit der Schulter auf und duckte sich unter dem heftigen Regen, durch den sie zum Wagen rannte.An dem Regen musste es gelegen haben, dass sie niemanden bemerkt hatte, bis eine Männerstimme sie so sehr erschreckte, dass sie ihren Becher fallen ließ.
    Hellbraune Flüssigkeit schwappte übers Pflaster, als der Mann aus dem Schatten trat.
    »Na, Süße. So früh schon unterwegs? Wohin soll’s denn gehen?«
    Ihr Puls schnellte auf Hasengeschwindigkeit hoch. Der Fremde war groß, schmal und blond. Er tauchte aus der Gasse neben dem Laden auf. Hinter ihm konnte Artemis die Um risse eines niedrigen Motorrads an der Wand erkennen. Die Hände hatte er tief in den Taschen seiner abgewetzten Lederjacke vergraben, als er im schwachen Licht der Straßenlaterne auf sie zugeschlendert kam. Dabei musterte er sie von oben bis unten.
    Ihr erster Gedanke war, dass er sehr jung war, höchstens zweiundzwanzig, schätzte sie. Vampir? Nein, ein Vampir riskierte nicht, sich unmittelbar vor Sonnenaufgang draußen aufzuhalten. Dämon? Nein, das auch nicht. Einen Dämon roch sie auf hundert Schritt Entfernung. Also doch Lebensmagie? Er war außergewöhnlich attraktiv, auf eine rauhe, kantige Art. Vorsichtig fühlte sie mit ihren Sinnen in seine Richtung.
    Nein, auch keine Lebensmagie.
    Sogleich löste sich die Spannung in ihren Schultern. Ein gewöhnlicher Mensch. Das war gut. Mit gewöhnlichen Männern wurde sie fertig, zumal mit jungen.
    Sie sah ihm in die Augen, worauf sich seine ein wenig verengten.
    Er war auffallend blond mit einem zarten Schatten heller Stoppeln am Kinn, die kaum als echter Bart durchgehen konnten. Sein längliches Haar streifte den hochgeklappten Jackenkragen. Drei silberne Ohrringe blinkten an seinem linkenOhrläppchen. Unter der Jacke trug er ein schlichtes meergrünes T-Shirt und dazu eine verwaschene, teils rissige Jeans. Ein blaues Tattoo, das an Wellen erinnerte, prangte hoch auf seiner linken Wange und verlieh ihm etwas Verwegenes.
    Mit großen Schritten schlenderte er lässig auf sie zu, und erst in dem Moment, da sie mit dem Po gegen ihre Wagentür stieß, wurde ihr klar, dass sie vor ihm zurückwich. Als er leise auflachte, errötete Artemis. Ein bisschen unverschämt lehnte er sich an ihren Kühler.
    Er war sehr groß. Obwohl er nicht einmal aufrecht stand, musste sie den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufzublicken. Auf einmal hatte sie einen Knoten im Bauch, noch ehe sie den weichen schottischen Akzent hörte.
    »Wo wollen wir denn hin, Schönheit?«
    »
Wir
nirgends. Runter von meinem Auto.«
    Zwar richtete er sich jetzt auf, ließ jedoch eine Hand auf der Metallkante am Rahmen der Windschutzscheibe. Kein halber Meter trennte sie, und Artemis sah, wie sein Atem als heller Dunst in die kühle Morgenluft aufstieg.
    Plötzlich bemerkte sie, dass seine Augen grün waren, ganz erstaunlich grün, um genau zu sein.
    Ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Unbewusst machte sie die Schultern gerade. Für einen Sekundenbruchteil wanderte sein Blick zu ihrem Busen, dann zurück zu ihrem Gesicht.
    Und schon wusste sie, wie sie ihn loswurde. Fast hätte sie gelacht, weil es so einfach wäre. Doch um nett zu sein, bevor sie ihn beschämte, würde sie ihm eine letzte Chance geben, sich freiwillig zu verziehen. »Hör zu, ich weiß nicht, wer du bist, und es interessiert mich auch nicht. Weg von meinem Auto.«
    Er rührte sich nicht vom Fleck. »Amerikanerin«, war alles, was er sagte.
    »Ja«, erwiderte sie genervt. Sie wusste selbst, dass sie einen auffälligen Akzent hatte!
    Sein einer Mundwinkel bog sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Wieso überrascht mich das nicht?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    Sie stellte ihre Kekspackung und den Apfel aufs Autodach und griff in ihre Jackentasche. Blondies Augen folgten ihrer Bewegung, doch er sagte nichts. Noch in der Tasche drückte sie die Fernbedienung, um die Türen zu entriegeln.
    »An deiner Stelle würde ich nicht versuchen abzuhauen.«
    »Na, wie gut, dass du nicht an meiner

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