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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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die Sonne war so gut wie untergegangen. Trotzdem mühte Artemis sich, die Fassung zu wahren. »Ihr habt natürlich recht.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du mit ihm das Lager geteilt hast.« Niniane rümpfte die vornehme Nase. »Er muss von Sinnen gewesen sein, denn du stinkst nach Todesmagie.«
    »Er … er will nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich sehe ihn nie wieder. Es gibt keinen Grund für Euch, mich anzugreifen. Lasst mich gehen, bitte.«
    »Glaub mir, ich würde nichts lieber tun, als nie wieder mein Auge auf menschlichen Abschaum wie dich zu richten. Leider ist das nicht so einfach. Ich hörte höchst verstörende Berichte von den Elfen. Mein Sohn hat seine Pflichten vernachlässigt. Steh auf.«
    Artemis sprang auf, angefeuert von der Sidhe-Magie, noch bevor der Befehl überhaupt ihre Ohren erreichte.
    »Folge mir.«
    Die Sidhe-Königin bewegte sich vollkommen ungehindert zwischen den Samhain-Feiernden hindurch, die sämtlichst mit einem Wegsehzauber von ihr abgelenkt waren. Artemis blieb keine andere Wahl, als ihr zu folgen. Ihre Beine bewegten sich so losgelöst von ihrem Willen wie die einer Marionette, während sie sich weiter und weiter von ihrem zerstörten Kreis weg begab und somit von ihrem Anthame und dem Portal zu Malachis Reich – von Sander.
    Blanker Horror verschlug ihr den Atem. Wo Niniane sie hinführte, stand außer Frage. Zu dem Ort, an den Mac sie hätte bringen müssen. Vor den Sidhe-Rat.
    »Bitte, nicht! Ich kann alles erklären!«
    »Deine Chance, dich zu erklären, wird noch kommen, Hexe. Jetzt bist du still.«
    Einen Teufel würde sie tun! Sie bündelte ihre Magie und hauchte einen Todeszauber.
    Der Zauber verzischte in der Luft wie eine Anfängerübung in der Kindergartenausbildung für Hexen.
    Niniane drehte sich um, und ihre Gestalt vibrierte vor Zorn. »Du wagst es, mich anzugreifen?«
    Mit einem Fingerschnippen schleuderte die Sidhe-Königin sie nach hinten, so dass Artemis unsanft auf ihrem Hintern landete. Zugleich bildeten grüne Funken einen dichten Vorhang um sie herum, der zu einem schimmernden Kokon wurde.
    Niniane hob eine Hand und murmelte etwas, das Artemis nicht ganz verstehen konnte. Darauf begann das Gras neben Artemis’ rechter Hand zu glühen, und als das Licht fort war, starrte sie auf etwas, das wie ein übergroßer Fuchsbaueingang aussah und von einer runden Holztür gesichert war. Die Sidhe-Königin griff nach dem fleckigen Messingknauf. Die Tür öffnete sich ganz leicht, und dahinter waren Steinstufen zu erkennen.
    Artemis rang nach Atem. »Was ist das?«
    »Der Eingang zu einem Sidhe-Karrenweg«, sagte Niniane und zog eine ihrer perfekten Brauen hoch. »Eine Hexe, die den Elfen so nachstellt wie du, wird doch von den Karrenwegen wissen.«
    Artemis wusste davon. Und wäre sie nicht so panisch, hätte es sie ganz sicher fasziniert. Elfenkarren waren verborgene Wege der Elfen, die sie bereisten, ohne dass es irgendjemand sonst merkte. Es gab wahrscheinlich Tausende von ihnen, die noch besser verborgen waren als die Elfendörfer. Der Legende nach führten die Elfenkarrenwege zu einem Netzwerk magischer unterirdischer Durchgänge, die kurzfristige Wechsel zwischen den Eingängen zuließen, egal wie viele menschliche Meilen die Distanzen betrugen. Man sagte sich, die Sidhe-Karrennetzwerke erstreckten sich sogar bis in die keltische Anderwelt, Annwyn.
    Mithin zum Sidhe-Rat.
    Niniane riss Artemis auf die Beine. »Lass dich nicht so hängen, Hexe.«
    »Nein, ich …«
    »Keine Widerrede!«
    Macs Mutter ließ sich nicht erweichen. Verzweifelt beäugte Artemis den grünen Funkenvorhang. Konnte sie den Zauber brechen, die Barriere durchdringen und sich in Sicherheit bringen? Sie musste es versuchen. Eilig raffte sie Todesworte zusammen und verwob sie im Geist zu einem dichten, hässlichen Muster.
    Dann machte sie einen Schritt auf die Treppe zu, den Blick gesenkt, und beobachtete Niniane verstohlen. Mit zwei Schritten war sie an der Tür, wo sie einen Fuß auf die oberste Stufe stellte.
    Ninianes Haltung veränderte sich kaum merklich, als sie die Schultern ein wenig entspannte.
    Diese winzige Öffnung nutzte Artemis, schleuderte ihren Zauber los und fühlte, wie sich die Fesseln lösten. Blitzschnell wirbelte sie herum, stürzte sich durch den Funkenregen und rannte über die Wiese. Leider war das Gras verflucht hoch, was ihr Tempo drosselte. Sie musste unbedingt zu ihrem Kreis zurück, bevor Niniane sie …
    Etwas Schweres knallte ihr auf den Rücken. Im nächsten

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