Gebieterin der Finsternis
rauchenden Drink an. Artemis schüttelte nur stumm den Kopf. Ein paar Schritte weiter erschien ein Dämon in Gestalt eines wunderschönen Mannes vor ihr, der sie verführerisch anlächelte.
»Willkommen in Shadowhaven, kleine Hexe. Komm mit mir, und ich beschere dir atemberaubende Stunden.« Sein Lächeln wurde etwas breiter.
Das war nicht einmal eitles Geprahle. Dämonen waren Experten in Sachen Lust und Wonne. Damit gewannen sie ihre menschlichen Huren.
»Nein danke«, sagte Artemis und wich zur Seite aus. Der Dämon zuckte mit den Schultern und schlenderte an ihr vorbei, jedoch nicht ohne sie einmal anzufassen.
Normalerweise hätte sie ihm dafür eine verpasst, aber im Moment war alberne Rache das Letzte, woran sie dachte. Sie blickte sich im Casino um. Malachi musste hier irgendwo sein.
Leider sah sie ihn nicht.
Als sie sich umdrehte, näherte sich ihr ein anderer Dämon. Er hatte sich das Aussehen eines jungen Cowboys zugelegt, komplett mit Sporen und Hut. Kein schlechter Look, sofern ein Mädchen sich nicht an roten Augen und einem schwefligen Geruch störte.
»Na, wo geht’s denn hin, Puppe? Junge Damen laufen hierin Shadowhaven lieber nicht ganz allein rum, weißt du? Du brauchst Schutz.«
»Ich habe den Schutz, den ich brauche, danke.«
»Ach ja?« Er sah sie schief an. »Und was machst du hier, Puppe?«
»Ich suche jemanden.«
Der Cowboy bleckte grinsend seine weißen Zähne. »Du hast ihn schon gefunden.«
»Das glaube ich nicht.« Sie überlegte kurz. »Aber vielleicht kannst du mir helfen. Ich will zu Malachi. Weißt du, wo er ist?«
In den roten Dämonenaugen flackerten Angst und Hass auf. »Malachi wird dir nicht gefallen, Zuckerpuppe.«
»Das weiß ich bereits.«
»Dann bleib bei Travis, Fräulein. Mit mir kannst du eine Menge Spaß haben.« Er streckte eine Hand aus und legte sie über ihre Brust.
Ekel, gepaart mit einer grotesken Faszination, durchfuhren ihren Körper. Dämonenmagie. Sie mühte sich, sie zu ignorieren, und blickte Travis an. »Malachi erwartet mich. Und ich könnte mir vorstellen, dass du nicht unbedingt zwischen deinen Meister und seinen neuesten … Gast geraten willst.«
Der hübsche Dämon zog eine Grimasse. »Da hast du verdammt recht, Puppe. Wir sind hier alle Malachis Sklaven, und kein Dämon, der sie noch alle hat, will es mit der miesen Seite des Mistkerls zu tun kriegen.« Er lachte kurz auf. »Miese Seite? Oh Mann, echt, Malachi hat nur miese Seiten. Aber einige sind übler als andere, falls du verstehst, was ich meine.«
Tat sie. »Verrate mir, wo er ist. Ich bin sowieso schon zu spät, und ich will nicht, dass er noch wütender wird, als er jetzt bereits sein dürfte.«
»Schon gut.« Travis nickte zu einer dunklen Tür hinter den Kartentischen. »Der Herr und Meister gibt eine Halloweenparty in seiner Privatsuite. Sehr exklusiv. Nur Malachi und seine Lieblingshuren.«
»Danke.«
Er beäugte sie. »Du wirst mir nicht dankbar sein, wenn Malachi dich erst hat.«
Travis hatte recht, aber Artemis weigerte sich, darüber nachzudenken. Sie ging auf die Tür zu, wobei ihre Schritte beständig zögerlicher wurden. Als sie schließlich unmittelbar davorstand, musste sie eine ungeheure Willenskraft aufbringen und sich Sanders leblosen Körper vorstellen, um tatsächlich anzuklopfen.
»Wer zum …«
Die Tür wurde so gewaltsam aufgerissen, dass die Angeln quietschten. Ein gigantischer Dämon in Menschengestalt – breite Brust, fleischige Arme, kein Hals und ein kastiges, hartes Kinn – starrte wütend auf sie hinab.
Ein Speicheltropfen bildete sich in seinem Mundwinkel, während er sie gierig betrachtete. »Aber, aber, aber. Was haben wir denn hier?«
»Ich …«
Er ignorierte sie. »Menschlich«, rief er über die Schulter in den Raum, als beantwortete er eine Frage, die Artemis gar nicht gehört hatte. »Hauptsächlich, auf jeden Fall. Jung. Weiblich. Dunkles Haar. Titten sind eher klein, aber nicht schlecht.« Nach einer Pause ergänzte er: »Starke Magie.«
»Also wirklich, Drager«, entgegnete eine samtige Männerstimme. »Bitte Miss Black herein. Sie hat mich lange genug warten lassen.«
Dragers Wurstfinger schlossen sich um Artemis’ Handgelenk,und er riss sie unsanft durch die Tür, so dass sie auf die Knie stürzte und sich schlitternd die Haut am Teppich aufschürfte. Beim Versuch einzuatmen, wäre sie beinahe am Schwefelgestank erstickt. Die Todesmagie hier war leicht dreimal so groß wie die im Casino und geradezu pulsierend
Weitere Kostenlose Bücher