Gebieterin der Finsternis
Schmerz geradezu begrüßte. Ihren Körper und ihre Seele wieder zu vereinen, nachdem sie aus der Sidhe-Ratskammer entkommen war, war reichlich heikel gewesen. Beinahe hätte sie es nicht geschafft.
Widersinnigerweise nährten sich Todeskreaturen von Lebensmagie und Lebensessenz. Ein Mensch brauchte starken Magieschutz, wollte er in einem Totenreich überleben. In dem Moment, in dem ihre Seele die andere Seite erreichte, hatten sich ein Dutzend oder mehr niedere Dämonen auf sie gestürzt. Sie abzuwehren und gleichzeitig ihre beiden Hälften wieder zusammenzubringen war eine ziemlich beängstigende Erfahrung gewesen.
Aber sie hatte es geschafft. Jetzt schützte sie Leib und Seelemit einem Todesmagieschild. Ihre Magie reichte gegen niedere Dämonen und auch einige etwas höhere. Was allerdings die Ewigen betraf … nun, von denen gab es hier nur einen. Malachi.
Die Passage hatte sie dennoch einiges gekostet. Sie fühlte sich, als wäre sie von einem Oger verprügelt, von einem Vampir ausgesaugt und von einem Troll gefoltert worden – alles zur selben Zeit. Ihr Magen drehte sich, ihre Muskeln schmerzten, und ein scharfer Schmerz brannte ihr hinten im Nacken. Ihr Gleichgewicht war fort und die Atmosphäre kaum geeignet, es wiederzufinden.
Die niederen Dämonen, die sie abwehrte, hatten sich zurückgezogen, wenn auch nicht weit. Aus sicherer Entfernung beobachteten sie Artemis mit unverhohlenem Hass und warteten darauf, dass sie schwächer wurde.
Sie schaute sich um. Im Casino herrschte reger Betrieb, und dauernd bimmelte irgendwo etwas oder fluchte jemand übel. Dazu dröhnte Death-Metal-Musik aus verborgenen Boxen. Dämonen aller Formen und Größen – manche in menschlicher Gestalt, andere in tierischer oder in grotesker Verkleidung – knurrten Wetten inmitten einer Kakophonie von klirrenden Münzen, kreischender Musik und schrillen Jackpotsirenen. Menschliche Dämonenhuren fungierten als Bedienungen, ihre nackten Leiber mit Ketten und Leder geschmückt. Sie trugen Tabletts mit rauchenden Cocktails zwischen den Dämonenspielern herum.
Artemis sah angewidert zu, wie eine schwarzhaarige Hure sich einem besonders ekligen Dämon mit spitzen Ohren, einer flachen Schweinenase, haariger Brust und Ziegenbeinen näherte. Er schlug ihr den angebotenen Drink aus der Hand, packte die unglückselige Kellnerin beim Schopf und drücktesie mit dem Gesicht voran auf den Würfeltisch. Während er sie mit einer große Klaue festhielt, stellte der Dämon sich hinter sie, sein männliches Glied rot und verformt. Mit einem fiesen Stoß drang er in sein Opfer ein. Die Wonneschreie der Hure gingen im lauten, kehligen Grunzen des Dämons unter. Die beiden Begleiter der widerlichen Kreatur – beide so abstoßend wie er – grölten zustimmend.
Artemis war kurz davor, sich zu übergeben. Als sie einen Schritt rückwärts machte, zitterten ihre Beine so sehr, dass sie fast zusammengesackt wäre. Sollte das auch ihr Schicksal sein? Nein, sicher nicht. Selbst ohne den Mondstein hatte sie Malachi mehr zu bieten als Kellnern. Sie besaß helle wie dunkle Magie und kannte Zauber, auf die es jeder Ewige abgesehen hatte. Malachi könnte sie auf vielfältige Weise benutzen, die keinen Sex beinhaltete.
Und das würde er. Aber sie war genauso sicher, dass, was Malachi auch für den Dienst erwartete, den er ihr versprochen hatte, Sex mit dazugehörte. Dämonen waren lustgesteuert. Kein Ewiger würde sich die Chance entgehen lassen, eine weitere Sexsklavin zu gewinnen, vor allem eine, die so magisch wie Artemis war.
Dämonenhure.
Das Wort zu denken genügte schon, um ihr Übelkeit zu verursachen. Und wenn sie sich vorstellte, wie Malachi sie berührte, seine Lippen auf ihrer Haut waren, er in ihren Körper …
Oh Götter, jetzt war ihr richtig schlecht. Sie rannte hinter eine krank aussehende Grünpflanze und übergab ihre letzte Mahlzeit dem Topf. Zitternd und schwindlig, ihre Haut trotz der Hitze klamm und kalt, lehnte sie die Stirn an den brüchigen Stamm der Palme und versuchte, sich wieder zu fassen. Es musste eine Lösung geben, die sie bisher übersehen hatte,einen Tauschhandel, der ihr half, sich aus dieser Sackgasse zu befreien.
Doch im Grunde war ihr klar, dass sie keine Tricks mehr auf Lager hatte. Egal. Um Sanders Seele auszulösen, würde sie alles tun. Sogar zur Hure eines Dämons werden.
Sie stolperte über den Marmorboden, wobei sie sich eher wie ein Zombie als ein Mensch vorkam. Eine sehr junge Dämonenhure bot ihr einen
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