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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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Abteilung Bademoden. Auf den Ständern hingen ausschließlich Bikinis.
    »Das ist eindeutig die Hölle«, murmelte Artemis.
    »Verstehe ich nicht«, sagte Mac. »Was ist so höllisch daran, sich Badesachen zu kaufen?«
    »Gar nichts, solange du ein Mann bist.« Sie winkte ab. »Aber wie dir vielleicht auffällt, sind alle Toten hier Frauen.«
    »Und? Ich dachte, Frauen sind ganz wild auf Klamottenkaufen.«
    »Laufstegmodels vielleicht. Frauen, die sich von Kaffeedampf und Salaten ernähren und Stunden beim Workout verbringen. Der Rest von uns …« Sie erschauderte. »Lass mich gar nicht erst von Orangenhaut anfangen oder davon, was sich alles durch eine Schwangerschaft verändert. Sagen wir einfach, es sollte gesetzlich verboten sein, in Umkleidekabinen stärkere Birnen als fünfzehn Watt zu benutzen.«
    »Die Frauen hier dürften eigentlich keine Angst haben. Die sehen doch ganz passabel aus.«
    Das stimmte. Anders als die Toten oben auf der dritten Ebene, wiesen die toten Frauen auf der vierten keinerlei Anzeichen von Zerfall auf. Abgesehen von einem recht blassen Teint und leichten Schatten unter den Augen, waren sie ausnahmslos umwerfend – groß, schlank, elegant, mit perfektem Haar und ohne Cellulite. Als Lebende hatten sie es gewiss alle genossen, Bikinis zu kaufen. Nun jedoch liefen sie jammernd von einem Kleiderständer zum nächsten.
    »Welche Sünde wird hier bestraft?«, fragte Mac.
    »Übertriebene Liebe zu materiellen Dingen.« Artemis schaute verwundert mit an, wie eine wunderschöne Frau einen schimmernd roten Bikini von einem der Ständer nahm. Sie blickte auf das Schild, stieß einen stummen Schrei aus und schleuderte den Bügel weg.
    »Größe zehn!«, heulte sie. »Das Teil ist für ein
Schwein
gedacht!«
    Artemis erstickte fast. »Was?
Ich
trage Größe zehn.«
    Mac lachte leise, worauf Artemis ihm einen energischen Knuff versetzte.
    »Hey!«, empörte er sich. »Du tust mir weh.«
    »Das ist nicht witzig!«
    Er sah immer noch sehr amüsiert aus. »Keine Sorge, Süße. Ich persönlich schätze Frauen mit ein bisschen Fleisch auf den Knochen.«
    Wieder knuffte sie ihn.
    Sie verließen die Bademodenabteilung und kamen in die für Oberbekleidung. Dort arbeitete sich eine Tote durch eine Reihe von engen Kleidern und riss Chiffon und Seide von den Bügeln.
    »Alle zu groß! Jedes einzelne!
Aaahhh!
« Schluchzend stakste sie weiter zur Sportbekleidung.
    Das Geschäft war gigantisch groß, und überall spielte sich dieselbe Szene ab. Von den Jeans bis zu den Mänteln und Jacken suchten verzweifelte, viel zu hagere Frauen, die nichts fanden, was ihnen passte. Und überall wurde geschluchzt.
    »
Das
ist die Strafe der vierten Höllenebene?«, fragte Mac entgeistert. »Ein missratener Einkaufsbummel?«
    »Du verstehst es eben nicht«, sagte Artemis und blickte auf ihren nicht-mehr-so-flachen Bauch hinab, den ihre ehedem schmaleren Hüften umrahmten. »Du bist ein Mann. Ich schleppe immer noch zehn Pfund zu viel von meiner Schwangerschaft herum.«
    Er warf ihr einen verständnislosen Blick zu. »War es denn so schlimm? Schwanger zu sein, meine ich.«
    »Nein«, antwortete sie. »Eigentlich war es sogar richtig schön. Zu fühlen, wie sich das Baby bewegt, und den Bauch wachsen zu sehen.«
    »Würdest du … das je wieder wollen? Noch ein Kind bekommen?«
    Sie blieb vor einer Schaufensterpuppe in Übergröße stehen. »Ich weiß nicht. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Vielleicht wäre es ganz schön, vorausgesetzt, beim nächsten Mal ist es kein Unfall.«
    »Aber du warst trotzdem glücklich, als du es gemerkt hast, oder? Obwohl es ein Unfall war.«
    »Glücklich? Bist du irre? Ich war rasend wütend.«
    Macs Wangen färbten sich tiefrot. »Nachdem das Baby geboren war, da warst du doch glücklich, nicht?«
    Artemis lächelte verträumt. »Ich habe mich auf Anhieb in Sander verliebt, ja. In dem Moment, in dem er die Augenaufmachte und mich ansah, war ich überglücklich, ihn zu haben. Ich brauche bloß keine Überraschungen mehr in meinem Leben. Falls ich je wieder schwanger werde, dann, weil ich noch ein Kind will, nicht, weil ich nicht vorsichtig genug war.«
    »Klar«, murmelte Mac. Sie hatte das Gefühl, dass er noch etwas sagen wollte, aber er schüttelte den Kopf und sah sich um. »Was ist mit dem Service-Schalter?«, schlug er vor. »Bei dem gibt’s am ehesten einen Ausgang.«
    Er meinte den Ausgang zur fünften Ebene. Artemis schluckte. Dort unten wartete Malachi auf sie. Und er würde

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