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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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plätscherte aus unsichtbarenLautsprechern, und Mac verzog das Gesicht. »Seichter Jazz. Jetzt weiß ich, dass ich in der Hölle bin.«
    »Was ist denn an melodischem Jazz verkehrt? Es gibt Schlimmeres. Disco zum Beispiel.«
    »Stimmt.«
    Sie gingen den Gang hinunter, in dem es nach frischem Brot duftete. »Ich begreife nicht, was an einem Supermarkt höllisch sein soll«, sagte Mac. »Verflucht kalt hier, aber ansonsten …«
    Am Gangende war ein Riesenberg Kuchen aufgestapelt. »Hey, guck mal«, sagte Artemis. »Die Kassen.«
    »Da sitzt gar keiner. Und die Ausgangstüren dahinter sind falsch, nur aufgemalt.«
    Artemis sank gegen einen Zeitungsständer und seufzte. »Schon wieder eine Sackgasse.«
    »Die
Tartaros Revue
«, las Mac über ihre Schulter. »Elvis beim Wasserski auf einem Nebenfluss des Styx gesehen … Aliens landen auf Ebene sieben … verfluchter Mist!« Er griff an ihr vorbei nach der Zeitschrift.
    »Was?«, fragte Artemis.
    Mac reichte ihr das Blatt. »Ganz unten auf der Titelseite.«
    Sie sah auf die Überschrift und stöhnte. »Oh nein!«
SCHLÄFT DER FÄHRMANN BEI DER ARBEIT?
    Zahlreiche Augenzeugen haben die Redaktion angerufen und von einem schockierenden Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften auf Ebene 1 berichtet. Charon, der legendäre Fährmann des Styx, erwies sich als unfähig, zwei Lebende von der Überquerung der äußeren Grenze auf einem gestohlenen Motorrad abzuhalten. Die beiden Eindringlinge, eine Menschenfrau und ein männlicher Sidhe, wurden zuletzt im Fegefeuer gesehen.Die
Revue
bietet jedem eine Belohnung in Höhe von fünfzig Jahren Lebensessenz, der Informationen liefert, die zur Ergreifung der beiden beitragen. Den Augenzeugen zufolge ist der Mann groß, blond …
    »Das ist furchtbar«, hauchte Artemis, die entsetzt auf das unscharfe Photo von Mac und ihr auf der Norton schaute. »Jeder Dämon ist jetzt hinter uns her.« Rasch sah sie in den nächsten Gang. Fast rechnete sie damit, dass ein Dämon sich von dort auf sie stürzte und ihr die Seele aussog.
    Unterdessen war Mac mit einem neuen Blendzauber beschäftigt. Sein Ekel vor der Todesmagie war ihm deutlich anzusehen. Es kostete ihn einiges, sie dennoch zu wirken, aber Blendzauber waren nun einmal ein Gebiet, auf dem Artemis alles andere als glänzte. Deshalb sagte sie nichts. Als er fertig war, staunte sie allerdings. »Der Zauber ist viel stärker als der in Malachis Reich.«
    »Ich weiß. Allmählich kriege ich den Dreh raus.« Er schien wenig erfreut, als er ihnen den Unsichtbarkeitszauber wie einen Umhang umlegte. »Okay, das sollte eine Weile halten. Aber sei trotzdem vorsichtig. Wir wissen nicht, womit wir es als Nächstes zu tun bekommen.«
    Sie nickte stumm, denn ihre Kehle war wie zugeschnürt. So dankbar sie auch war, dass Mac sich zusehends besser auf Todesmagie verstand, fühlte es sich einfach falsch an, ihn dabei zu beobachten. Ein bisschen wie Blasphemie. Was würde die schwarze Magie seiner Seele antun?
    Ängstlich und beschämt senkte sie den Blick auf die Bodenfliesen. Mac war so gut, so loyal, und sie hatte riesige Angst, sich in ihn zu verlieben. Wie hatte sie je auch nur daran denken können, ihn an Malachi zu verraten? Falls sie einenFunken Ehrgefühl besaß, sollte sie ihm auf der Stelle alles erzählen. Vielleicht konnten sie sich zusammen eine Strategie ausdenken, wie sie Malachi schlugen, Hekate überlisteten und Sander retteten.
    Doch noch während sie sich an die winzige Hoffnung klammerte, verpuffte sie. Wem machte sie hier etwas vor? Malachi beobachtete sie garantiert. Sollte er einen Verrat vermuten, war es für ihn als Ewigen eine Kleinigkeit, in die Menschenwelt aufzusteigen, Artemis’ Schutzzauber zu durchbrechen und den Rest Leben aus Sanders hilflosem Körper zu stehlen. Und Artemis könnte nichts dagegen tun, denn sie war hier in der Hölle gefangen.
    Mac schritt vor den Kassen auf und ab. »Was ich nicht verstehe, ist, wieso dieser Supermarkt so verdammt verlassen ist. Ist hier denn keiner …«
    Mitten im Satz verstummte er, denn tatsächlich kam eine Gestalt aus einem der Gänge. Artemis wappnete sich für einen Kampf, weil sie nicht sicher war, ob Macs Blendzauber auch einen richtig mächtigen Dämon täuschte. Aber zum Glück handelte es sich bloß um einen Toten. Keine Bedrohung. Die Toten geiferten nicht nach Lebensessenz.
    Dieser hier hatte tiefe Augenhöhlen, und das verrottende Fleisch hing ihm von den Knochen. Er schob einen zum Überquellen beladenen Einkaufswagen

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