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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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vor sich her: Brot, Nudeln, Softdrinks, Eis, Chips, Kuchen, mehrere Sorten Fleisch und Käse.
    Ohne Mac und Artemis anzusehen, schlurfte er an ihnen vorbei. Sie wechselten einen Blick, ehe sie ihm in den nächsten Gang folgten. Kekse waren in den Regalen aufgereiht, und der Tote blieb vor einem Fach stehen, wo er den zitternden Arm nach einer Tüte doppelt gefüllter Schokoladenkekse ausstreckte.
    »Schrecklicher Hunger … schrecklicher Hunger … schrecklicher Hunger«, murmelte er wie ein Mantra wieder und wieder, während seine tiefliegenden Augen gierig auf die Kekspackung gerichtet waren.
    »Was ist seine Sünde?«, flüsterte Mac.
    »Ebene drei bestraft Völlerei«, antwortete Artemis, die sich von dem Elend abwandte. »Also, was glaubst du, wo der Ausgang zur vierten Ebene sein kann?«
    »Ist mir egal!«, rief der Tote.
    Artemis fuhr zusammen, aber der Ausbruch des Toten galt nicht ihr. Er starrte nach wie vor auf die Kekse und murmelte.
    »Ist mir egal. Komplett
egal
. Was kann er mir schon tun? Ich bin längst tot. Und ein Mann muss ja wohl was essen.«
    Nachdem er sich kurz umgesehen hatte, griff der Mann sich eine Kekstüte, die laut in seiner Skelettfaust knisterte. »Gott, wie ich die vermisse. Früher habe ich eine ganze Packung am Tag verdrückt, und dazu eine Flasche Milch.« Er reckte die Faust gen Decke. »Da ist doch nichts dabei! Oder? Oder? Nein! Natürlich nicht. Der Mensch muss schließlich essen. Tja, und diesmal hält er mich nicht davon ab.«
    Ungeduldig riss er die Tüte auf und schaufelte sich eine Handvoll Kekse in den offenen Mund. Kaum erreichten die ersten Krümel seine verwesten Lippen, schrillten Alarmglocken.
    Schwere Schritte erschütterten den Boden, begleitet von wildem Knurren und Bellen.
    »Mist!« Mac drückte Artemis gegen einen Turm Erdnussbutterkekse, als drei sabbernde Höllenhunde herbeigerannt kamen, die der als Sicherheitsmann gewandete Dämon am andere Ende der Leinen mehr schlecht als recht halten konnte.
    »Halt! Haltet den Dieb!«
    Die Hunde und der Wachmann eilten an Mac vorbei. Nein, keine
Hunde
. Das war
ein
Hund mit drei Köpfen, und jeder sah aus, als könnte er den Keksdieb in zwei Hälften beißen.
    »Cerberus«, flüsterte Artemis.
    Der Tote kreischte. Kekse flogen durch die Luft, und einer traf Artemis an der Wange. Der Tote ließ seinen Wagen stehen und floh den Gang entlang, gefolgt von dem Hund und dem Wächter. Sie stellten ihre Beute vor einem Stand mit Pepperidge-Farm-Artikeln.
    Der Tote kauerte mit erhobenen Armen vor einem Berg Milano-Kekse. »Bitte nicht. Tut mir nichts. Ich wollte nur einen essen. Nur einen! Ich habe schrecklichen Hunger …«
    »Erst bezahlen!«, dröhnte der Wachmann.
    »Aber … die Kassen sind alle geschlossen! Die haben nie auf! Und selbst wenn, ich hab doch gar kein Geld.«
    »Das ist nicht mein Problem, Gierschlund. Die Hölle hast du dir selbst gemacht. Ich bin bloß der Wächter. Und jetzt schnapp dir deinen Wagen und verschwinde.« Der Befehl wurde von dreifachem Knurren untermalt.
    »J-ja, Sir.« Der zitternde Tote rappelte sich mühsam auf. Als er zu seinem Einkaufswagen stolperte, knirschten Kekskrümel unter seinen Füßen. So schnell er konnte, schob er den beladenen Wagen ans Ende des Gangs und verschwand um die Ecke.
    Der Wachmann-Dämon knurrte zufrieden, drehte sich um und zerrte seinen dreiköpfigen Hund mit sich in die entgegengesetzte Richtung. Sobald er außer Sicht war, sank Artemis gegen Mac. »Den Göttern sei Dank, dass er uns nicht gesehen hat.«
    Auf einmal erklang eine schrille Frauenstimme anstelle der weichgespülten Musik. »Eine Reinigungskraft in Gang sechsmillionensiebenhundertvierundzwanzigtausenddreihundertzweiundfünfzig.«
    Mac stieß einen Pfiff aus. »Verflucht noch eins.«
    »Großartig«, murmelte Artemis. »Absolut großartig. Was wollen wir wetten, dass der Ausgang hinter Gang eins ist?«
    Mac nahm ihre Hand und ging los. »Wo er auch ist, wir wollen sicher nicht in diesem Gang erwischt werden, wenn der Reinigungstrupp kommt.«
    Gewiss nicht. Sie liefen zurück zur Kassenreihe, bogen nach links und passierten etwa zwanzig Gänge, bevor Mac sie in einen mit Nudeln und Fertigsaucen bugsierte, den sie bis ans andere Ende gingen, wo ein Feinkoststand war.
    »Wow! Hier stecken die also alle«, sagte Artemis.
    Hunderte von Toten drängten sich vor dem Stand, wedelten mit Papiernummern und riefen nach der Bedienung. Der einzelne Dämon hinter dem Glastresen war über eine

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