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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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okay, Süße?«
    Wohl kaum. In ihrem Kopf drehte sich immer noch alles.Sie fühlte sich merkwürdig benommen, und ihr Mund war ausgetrocknet. Die Betonwände zu ihren Seiten wankten. Was zur Hölle war los? »Ich … ich weiß nicht. Kann ich mich kurz setzen? Nur eine Minute?«
    »Natürlich. Was immer du willst.«
    Sie vernahm echte Sorge in seinem Ton, die ihre Schuldgefühle steigerte. Sie hatte ihn gar nicht verdient.
    Behutsam setzte er sie auf die unterste Treppenstufe, wo sie den Kopf auf die Knie lehnte. Diese Stellung half, dass die Wände weniger heftig schwankten. Inzwischen war allerdings die Hitze im Treppenhaus fast unerträglich geworden. Auch der Gestank hatte zugenommen, der auf deutlich spürbaren Zornwellen heranschwappte. Schweiß lief ihr von den Schläfen, dass es juckte.
    Außerdem hörte sie neue Geräusche: erstickte Schreie, heftiges Gepolter, das Johlen einer Menge. Hass. Das war es, was sie hörte. Entfesselten Hass.
    Mit jedem Herzschlag wurde die Angst schlimmer. »Fühlst du auch diese … diese Wut?«
    »Ja. Sie kommt von der anderen Seite der Tür.«
    Sie hob den Kopf und erkannte, dass sie das untere Treppenende erreicht hatten. Unmittelbar vor ihr war eine ramponierte Stahltür.
    »Wir müssen nicht gleich durchgehen«, sagte Mac. »Ich mache mir Sorgen um dich, Artemis. Du siehst nicht gut aus. Ich habe eben gemerkt, wie du …
weggetreten
bist. Es hat was mit deiner Magie zu tun.« Er kniff die Augen zusammen. »Hast du einen Zauber vorbereitet?«
    Oh Götter! Sie konnte ihm nicht antworten. Stattdessen hielt sie sich am Geländer fest und stand auf. »Ist nicht wichtig. Jetzt geht’s mir besser.«
    Sie sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte. »Lass mich dir Lebensessenz geben. Du kannst sie offenbar gebrauchen.«
    Hier? Er wollte hier mit ihr schlafen? Während der ganze Hass durch die Tür drang? Nach dem, was sie gerade versucht hatte, mit ihm zu machen? »Nein. Du hast der Dämonin genug gegeben. Mir geht es gut, ehrlich.«
    »Artemis …«
    »Doch, wirklich. Warten wir nicht länger. Mach die Tür auf.«
    Das tat er nicht, sondern tauchte die Finger in ihr Haar und gab ihr einen festen, leidenschaftlichen Kuss. »Verdammt, Artemis, warum musste ich mich in eine solch sturköpfige Frau verlieben?«
    Sie starrte ihn sprachlos an. »Dich
verlieben?
Nein. Nein, das kannst du nicht. Das ist unmöglich. Du weißt nicht …«
    »Ich weiß einiges, Artemis. Und sei zur Abwechslung mal so freundlich, mir nicht zu widersprechen.«
    »Aber …«
    Er trat beiseite und lehnte eine Schulter gegen die Tür. »Bereit?«
    Sie nickte stumm.
    Die Türangeln quietschten. »Willkommen auf der fünften Ebene«, begrüßte sie eine metallische Stimme.
    Mac linste durch den Türspalt. »Mist. Und ich hatte auf Damenunterwäsche gehofft.«

Kapitel 17
     
     
    Ebene fünf war zwar nicht die Damenunterwäscheabteilung, hatte aber jede Menge bloße Haut zu bieten. Leider war die ausnahmslos behaart, verschwitzt und männlich. Mac hätte gutes Geld bezahlt, um genau das nicht sehen zu müssen.
    Von seinem Austausch mit der kaugummischmatzenden Dämonin war ihm sowieso noch leicht schwummrig im Magen. Trotz allem, was er Artemis zur Beruhigung gesagt hatte, war das Verschenken von dreihundert Jahren Lebensessenz kein Picknick gewesen. Der Schwall an Todesmagie, den er dabei abbekommen hatte, machte seine Seele wund. Er hatte gefühlt, wie seine Kräfte anschwollen. Doch danach hatte er noch etwas gespürt: Artemis, die versuchte, den Schutzschild zu entfernen, mit dem sie seine Seele umgeben hatte. Sein Herz hatte kurzzeitig ausgesetzt. Beinahe hätte er sie zur Rede gestellt, aber dann hatte sie auf einmal aufgehört und ihren Zauber nicht gesprochen.
    Dennoch hatte sie irgendwas vor. Und was immer das sein mochte, er war verdammt sicher, dass es ihm nicht gefiel.
    Zum Teufel damit. Er hätte auf seine Mutter hören sollen und sich ein nettes Sidhe-Mädchen suchen. Dann wäre er jetzt nicht hier, auf der fünften Höllenebene, und müsste nackten, fauchenden Toten zusehen, wie sie sich gegenseitig zu Brei schlugen.
    Die Toten kämpften jeweils in Paaren auf schulterhohen Bühnen, umgeben von einer wild johlenden Menge niedererDämonen, die ihnen geifernd von unten zusahen. Abseits im Schatten standen Artemis und Mac, umgeben von einem dichten Unsichtbarkeitszauber, und konnten kaum ertragen, was ihnen an Hass und Wut entgegenwehte. Die fauligen Emotionen waren so stark, dass sie Mac beinahe umhauten.

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