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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Dinge durch den Kopf. Dann sah er wieder auf die Uhr und verschob den Arztbesuch um einen Tag.
    Bereits eine Viertelstunde zu früh saß Alex an einem Tisch der neu renovierten Cocktailbar gegenüber des coolen Conmux in der Simon-Dach-Straße, er wollte Lisa auf keinen Fall warten lassen.
    Eigentlich mochte er das Conmux lieber, aber bei Lisa war er sich nicht sicher. Der Laden stimmte einfach nicht mit seinen Vorurteilen gegenüber Jurastudentinnen überein, dafür hatte er einen zu rauen alternativen Charme, musikalisch und auch von den leicht angeschlagenen Tischen her. So hatte er die Simon-Dach-Straße vor Jahren kennengelernt, inzwischen war sie ein Stück hipper geworden. Nicht schlimm, aber normaler, gefühlt touristischer, und am Wochenende stieß man immer auf irgendwelche Mädels oder Jungs, die Junggesellenabend feierten, mit reichlich Alkohol, gelallten Sprüchen und albernen Spielen. Warum gingen die nicht zum Tabledance, anstatt sich an ihrem letzten Abend in Freiheit öffentlich zum Affen zu machen?
    Auch wenn sein Tisch inzwischen im Schatten lag, schien die Sonne noch warm genug, dass Alex einfach so im ärmellosen T-Shirt dasaß, sein schwarzes Kapuzenshirt hatte er über die Stuhllehne gehängt. Abwechselnd sah er zur Straßenecke, wo Lisa auftauchen musste, und den Pärchen hinterher, die Hand in Hand vorbeischlenderten, vor allem den Mädels. Auch wenn er ein Nachtmensch war, so ein sonniger Frühlingstag hatte schon was.
    Tatsächlich war er nervös, er hoffte, dass ihr der Laden gefallen würde, als wäre das entscheidend für den Abend. Nervös wie ein Teenager trommelte er New Model Armys Poison Street mit den Fingern auf der Tischplatte nach, es gab wenige tolle Lovesongs, die einen so treibenden Rhythmus hatten. Dabei konnte er sich doch sicher sein, dass sie ihn, Alex, mochte. Oder sogar mehr. Das würde nicht verschwinden, nur weil er die falsche Bar ausgesucht hatte.
    Und wenn doch, dann könnte sie ihm eh gestohlen bleiben.
    Hoffentlich stand sie auf Dreitagebärte.
    Schon daheim hatte er sich den Kopf zerbrochen, wie sie auf ihn reagieren würde, doch richtige Sorgen machte ihm, wie er auf sie reagieren würde. Er versuchte, einfach nicht an ihren Hals zu denken, doch genau deshalb dachte er ständig daran. Daran, sie nicht zu beißen, und genau das rief ihm die Bilder vom Samstag wieder in den Kopf.
    Nein, da war er nicht er selbst gewesen, irgendwer hatte ihm was ins Bier getan. Ganz bestimmt.
    Er freute sich auf Lisa und hätte den Song in seinem Kopf am liebsten laut mitgesungen: So just a kick / For this dark damned city of ours / And a kiss / Yeah a kiss for you / And just a drink / A toast to the days to come / Now Poison Street won’t break us any more.
    Ein schwarzer Köter trabte schnüffelnd an der Bar vorbei, irgendein Mischling von der Größe eines Schäferhunds. An Alex Tisch hielt er an und hob den Kopf. Einen Augenblick lang blickte er Alex an, dann ließ er ein heiseres Kläffen hören.
    »Ist ja gut«, sagte Alex beruhigend. »Bist ja ein Feiner. Ja.«
    Aber der Feine bleckte die Zähne und kläffte noch mal. Die Gäste an den Nachbartischen sahen herüber.
    »Ferdi! Hierher!«, rief eine kurzhaarige Frau, die in verschwitzten Joggingklamotten und mit Leine in der Hand angelaufen kam.
    Ferdi gab ein Geräusch zwischen Knurren, Husten und Niesen von sich.
    Alex starrte ihn an.
    »Ferdi!«, bellte die Frau, und endlich wandte sich der Hund ihr zu, lief die zwei Schritte zu ihr hinüber. Er wedelte mit dem Schwanz und sah sie erwartungsvoll an, als hätte er sich ein Leckerli verdient.
    »’tschuldigung«, murmelte sie in Alex’ Richtung, und ein kräftiger Mann in kurzärmligem Hemd am Nachbartisch antwortete bissig: »Nehmen Sie ihn doch an die Leine, dann passiert auch nichts.«
    Seine zierliche Frau hatte die Gabel mit den aufgerollten Spaghetti auf den Teller sinken lassen und beäugte den Hund misstrauisch, als fürchte sie, er könnte sie anspringen. Wahrscheinlich Touristen, die mal in einer Szenestraße essen wollten, oder Studenteneltern auf Besuch, die auf ihr Kind warteten.
    »Kein Problem, ist ja nichts passiert«, sagte Alex deutlich hörbar und lächelte die Hundebesitzerin an. Mit einem dankbaren Nicken lief sie weiter.
    Der Tourist drehte sich zu Alex um, doch bevor er etwas sagen konnte, fasste ihm seine Frau an den Unterarm. »Klaus, nicht.«
    »Aber ...«
    »Bitte. Es bringt doch nichts.«
    Mit einem Schnauben wandte er sich wieder ab und sah

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