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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Häufchen Elend zurück.«
    »Auch nicht schlecht.« Sandy legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich werd’ ein gutes Wort für dich einlegen, versprochen. Aber erst bringen wir das hier zu Ende.«
    Sie nagelten das Voodoo-Shirt direkt neben den Teddy an die Wand, Lisa schlug den letzten Nagel durch den Stoff, genau da, wo das Herz sein musste. Das würde ihre Wand der Ehemaligen werden, als Warnung für die Zukünftigen und Mahnung an sie selbst, sich nicht unterbuttern zu lassen, von niemandem.
    »Unsere Wand der Rache«, sagte Sandy, und Lisa musste wieder kichern. Rache hin oder her, sie fühlte sich besser. Und trotz des Kaffees schlug die Müdigkeit zu. Sie würde Sandy morgen zu den neuen Freunden befragen. Jetzt wollte sie einfach nur noch schlafen, sie hatte keine Angst mehr vor Alpträumen.

19
    Kanalarbeiter tot aufgefunden
     
    Heute Morgen wurde ein toter Kanalarbeiter in einem Schmutzwasserkanal in Ruhleben aufgefunden. Was der Mann nach Feierabend dort unten gemacht hatte, ist noch unklar.
    Mesut B. (47) ist kein Einzelgänger, private Probleme oder Verbindungen zur Drogenszene sind nicht bekannt. Ersten Untersuchungen zufolge muss die Polizei jedoch von einem Fremdverschulden ausgehen.
    »Vieles spricht gegen Selbstmord oder Unfall«,  sagte ein Polizeisprecher. »Die Wunden des Toten waren auffällig und von hohem Blutverlust begleitet.« Nähere Angaben wollte er nicht machen, solange die Untersuchungen noch laufen.
    morgenpost.de, Dienstag,
19. Mai 2009 12:09

20
    Alex erwachte in Danielles Bett und fühlte sich schlecht. Schwermütig. Ihm war übel und seine Brust so eng, als stecke sie in einer Presse, das Atmen fiel ihm schwer. Er hatte geträumt, er würde in schwarzem Treibsand ertrinken, und mit ihm tausend wimmelnde Ameisen. Er hatte geträumt, Lisa wollte ihm mit einem blutbesudelten Fleischerbeil den Penis abhacken. Er hatte geträumt, er würde auf einer überfüllten Tanzfläche von hinten erstochen, mit einem riesigen rostigen Nagel. Doch es war nicht Lisa, sondern Danielle gewesen, die ihm das Eisen in den Rücken gestoßen hatte, lächelnd und mit vollen, rosa schimmernden Lippen.
    Sein Rücken schmerzte, als wäre er wirklich getroffen worden. Verschlafen ließ er den Blick über die weißen Wände und die Bilder von sonnigen Himmeln und grauen Gewitterfronten gleiten, die Vorhänge waren hell und ließen das Sonnenlicht beinahe ungebremst herein. Auch der massive, breite Kleiderschrank war aus hellem Holz gefertigt, die Bettwäsche aus silbernem Satin. Alex vermisste etwas Dunkles in dem Raum.
    Langsam wühlte er sich aus der Bettdecke heraus und schlurfte ins Bad, mit müden Fingern schloss er ab. Dann beugte er sich über die Schüssel und wartete, ob er sich übergeben müsste. Die Sekunden verstrichen, während er in die Wasserpfütze starrte, die seinen Kopf als dunklen Schattenriss spiegelte. Er musste nicht kotzen, trotzdem sammelte sich bitterer Geschmack in seinem Rachen. Angewidert spuckte er aus, und erneut fanden sich schwarze Spuren in seinem Speichel, wenn auch weniger als letztes Mal.
    »Verdammt.«
    Wieder und wieder würgte er Speichel hoch und rotzte ihn in die Toilette, schließlich einen großen, festen Batzen, den er misstrauisch beäugte. Die Schlieren in dem Klumpen waren eindeutig schwarz, nicht blutig rot. Als er tief durchatmete, schien sich eine Klammer von seiner Lunge zu lösen. Ganz langsam verließ die Schwermut seinen Körper, er spürte es überall kribbeln, lebendig, als würde ein eingeschlafener Muskel wieder erwachen. Als hätte er die Dunkelheit in sich ausgespuckt.
    Erschöpft setzte er sich auf die Toilette und wartete, dass die innere Taubheit ihn vollständig verließ.
    Dabei dachte er an den schwarzen Speichel und daran, zum Arzt zu gehen. Außerdem hatte er schon wieder ohne Kondom mit Danielle geschlafen, allein deswegen sollte er ein Blutbild machen lassen. Aber was, wenn sie wirklich die Wahrheit sagte? Was, wenn er ein Vampir war? Was würde der Arzt dann im Blutbild oder anderen Befunden finden, und was würde er daraufhin tun?
    Alex wollte weder in Quarantäne gesteckt werden noch als Kuriosum bei zahlreichen Professoren oder in irgendwelchen medizinischen Fachmagazinen landen. Und auf Debatten mit seiner Krankenkasse über die Höhe der Selbstbeteiligung hatte er auch keine Lust; Vampirismus deckte die sicher nicht ab.
    Er sollte Danielle fragen, wie andere Vampire das handhabten.
    Er beugte sich vor und spuckte ins

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