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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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den Treptowers zu, deren größter dank des erleuchteten Schriftzugs auf dem Dach weithin zu erkennen war. Er joggte bei Rot über die freie Straße, bog unter dem turmhohen Hochhaus mit der Stahl-Glas-Fassade in den Uferweg an der Spree und steuerte auf die drei riesigen Alufiguren zu, die nahe des Ufers im Fluss standen. Drei Figuren, die hier aufeinandertrafen wie die drei Stadtteile Friedrichshain, Kreuzberg und Treptow. Für Alex hatte es immer so ausgesehen, als würden sie miteinander ringen oder boxen.
    Die flachen Körper der Figuren waren mit Löchern durchsetzt, die laut dem Künstler Jonathan Borofsky Moleküle symbolisieren sollten und irgendwie an eine Existenz in einer Welt der Wahrscheinlichkeit erinnern oder so, irgendwas von Ganzheit und Einheit in der Welt finden, soweit Alex noch wusste. Der Berliner Volksmund dachte eher an Emmentaler und nannte die Figuren die Dreikäsehoch. Alex dachte bei durchlöcherten Körpern nicht an Käse oder Einheit, sondern an Krieg und Schusswunden.
    Auf der anderen Seite der Spree standen zwei große reglose Kräne. Es war noch immer mild, und ein leichter Wind wehte von Stralau her über das Wasser, erstaunlich wenige Menschen waren hier unterwegs. Hinter ihm ratterte die Ringbahn vorbei, Autos fuhren dreispurig durch die Nacht.
    Er war fünf Minuten zu früh, als er bei den Alufiguren ankam.
    Auch Sandy war schon da. Ganz in schwarz gekleidet wartete sie unter einem der schmalen, säulenartigen Bäume, die er immer für Pappeln hielt oder Zypressen, aber von Bäumen hatte er einfach keine Ahnung. Zielstrebig steuerte er auf sie zu. Sie hatte ihre Lippen knallrot geschminkt, und ihre Augen waren kalt wie die eines Hais. Geschmeidig kam sie ihm zwei Schritte entgegen. »Na, hast du meine kleine Ratte schon gefunden?«
    »Scheiße«, sagte Alex. Nicht weil die Ratte von ihr war, sondern weil Sandy eine von ihnen war, das konnte er spüren, sehen, riechen, nicht nur wegen der kalten Haiaugen und der instinktiven Abneigung, die sich in ihm regte.
    »Scheiße«, entfuhr es auch ihr, auch sie hatte in ihm wohl etwas anderes als einen Menschen erkannt. Prüfend sog sie die Luft ein, der Wind trieb ihr seinen Geruch direkt ins Gesicht. »Nephilim.«
    »Falsch geraten. Ich bin einer von euch.«
    »Du bist keiner von uns. Mein Vater war nicht dein Vater. Und du stinkst nach Nephilim. Du ...« Ein kaltes Lächeln huschte über ihre Züge. »Sie ist ein Nephilim. Du hast Lisa mit einem verfickten Nephilim betrogen! Du hast sie nicht getötet, du hast sie gefickt! Du abartiger widerlicher Blutsverräter!«
    »Fick dich doch selbst!« Panik griff nach Alex. Er hätte nicht herkommen dürfen, jetzt wussten sie Bescheid. Sandy würde es ihnen erzählen, und wenn der Spinner davon erfuhr, dass er schon wieder nach Nephilim roch, dann würden sie mit aller Macht nach ihm suchen, und vor allem nach Danielle.
    »Und was wolltest du mit Lisa? Sie gehört uns! Such dir eine andere zum Trinken!« Sandy stürzte sich auf ihn, hämmerte ihm die Faust ins Gesicht. Blitzschnell wich Alex zur Seite, so dass er nur gestreift wurde, während Sandy vom eigenen Schwung mitgerissen an ihm vorbeitorkelte. Unkoordiniert drosch er ihr die Linke auf den Rücken. Sie fiel, rollte sich ab und wirbelte herum. Blinde Wut im Gesicht und maßlose Enttäuschung darüber, dass er nicht wehrlos war.
    »Lisa wird eine von uns. Von uns! Lass die Finger von ihr! Verpiss dich zu deinem Vater, du kriegst sie nicht. Was willst du überhaupt hier? Warum lebst du bei uns und nicht da, wo du herkommst? Verpiss dich nach Hause, Nephilimficker!«
    »Verpiss dich selbst!« Wut packte Alex. Er griff an. War es die instinktive Wut auf einen Vampir vom anderen Blut, auf die Ameise aus einem anderen Bau? Oder war diese Wut aus Angst um Lisa geboren, daraus, dass er jetzt endgültig und sicher wusste, dass Danielle nicht irre war, sondern Vampire und Nephilim real. Es sei denn, der Irrsinn breitete sich aus wie eine Epidemie und hatte sie alle, einen nach dem anderen, angesteckt.
    Sie krallten sich ineinander, stießen sich gegen die Bäume, schleuderten einander zu Boden und fauchten sich an wie wilde Tiere. Doch sie bissen sich nicht, sie wollten nicht das Blut eines anderen Vampirs schlucken, zu viel fremde Abstammung floss darin mit.
    Sandy sprang in die Luft und trat ihm mit der Fußsohle gegen die Brust, ihr Absatz bohrte sich schmerzhaft zwischen zwei Rippen, und er wurde mehrere Meter zurückgeworfen und knallte

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