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Gebissen

Gebissen

Titel: Gebissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Blechverkleidung des Fensters spürte.
    Draußen hielt er mühelos die Balance auf der Dachschräge und eilte über die roten Dachplatten hinauf zur Mitte, wo das Dach flach verlief. Sollten ihn tatsächlich Vampire erwarten, würden sie auf der Straße mit ihm rechnen, und er würde sie von oben überraschen.
    Haus um Haus eilte er durch die Nacht, die Dächer gingen beinahe ansatzlos ineinander über. Auf einem Schornstein saß eine gescheckte Katze und starrte ihn mit grünen Augen an. Amüsiert nickte er ihr zu und eilte weiter. Es war, als wäre er auf der Pirsch, und das war ein gutes Gefühl. Es kam ihm richtig vor.
    Und doch konnte er es nicht genießen, zu groß war die Angst um Lisa. Sie durften sie nicht erwischen, sie durften sie nicht zu einer der ihren machen. Nicht sie.
    Am Ende der Straße bog er nach rechts und rannte auch diese Häuserzeile entlang bis ans Ende. Dabei hielt er sich gebückt, er näherte sich Lisas Straße und Haus und wurde vorsichtig. So leise wie möglich trat er auf, die letzten Meter schlich er bis zur Dachkante, dort kauerte er sich hin und starrte nach unten.
    Auf den ersten Blick war nichts Auffälliges zu erkennen, eine beinahe verlassene Straße, wie sie in jedem Wohnviertel jeder Stadt nachts zu finden war. Kein Verkehr zu sehen, aber die Geräusche fahrender Autos in Hörweite, die meisten Parkplätze belegt, nur neben einem mickrigen Baum waren zwei frei. Die Scheinwerfer eines Wagens glommen schwach, der Fahrer musste sie vergessen haben und würde morgen über eine leere Batterie fluchen und zu spät zur Arbeit kommen. Alles nichts Ungewöhnliches.
    Ein paar Meter nach links saß eine brünette Frau auf einer Parkbank, von hier oben würde er sie auf Mitte vierzig schätzen, auch wenn er ihr Gesicht kaum erkennen konnte. Sie warf eine Kippe zu Boden und drückte sie mit der Fußspitze aus. Dann zog sie mechanisch eine Zigarettenschachtel aus ihrer dünnen schwarzen Jacke und zündete sich lustlos eine weitere an. Dabei sah sie betont gelangweilt nach rechts und links. Vor ihr lagen bereits drei zerquetschte Filter am Boden.
    Ein Stück die Straße runter stand ein junger Mann mit kurz geschorenem Haar, ebenfalls ganz in Schwarz gekleidet, an einer Telefonsäule und hielt sich den Hörer lässig ans Ohr. Aufmerksam blickte er in alle Richtungen, doch sagte er nichts, nickte nicht, schüttelte nicht den Kopf, zeigte überhaupt keine Reaktion auf seinen angeblichen Gesprächspartner.
    Zwei Leute, die er instinktiv verabscheute, als er sie sah.
    In der dunklen Wohnung im zweiten Stock von Lisas Haus bewegte sich ein Vorhang.
    Danielle hatte Recht gehabt! Das roch nach einer Falle.
    Langsam zog er sich zwei Schritte zurück, nicht dass einer von ihnen doch den Kopf hob. In der Hocke überlegte er, was er nun tun sollte. Sollte er abwarten, wann und wohin die Vampire abzogen oder zurück zu Danielle gehen?
    Sie hatte gesagt, dass sie ihn brauche, und als er daran dachte, bekam er einen Steifen, scheinbar aus dem Nichts überschwemmte ihn das Verlangen nach ihr, er dachte an ihre Lippen und Küsse, an ihre Brüste und … Verdammt, nicht jetzt!
    Mühsam drängte er Danielle aus seinem Kopf, doch der Penis blieb hart und drückte gegen die Jeans.
    »Du kannst mich mal«, sagte Alex lautlos.
    Was würden die Vampire tun, wenn er nicht auftauchte? Würden sie heimkehren in ihre Wohnungen oder zu ihrem Blutvater gehen? Er könnte warten und ihnen folgen, oder einem von ihnen, falls sie sich trennten, und sehen, was er herausfand. Sie hatten ihn nicht gesehen, er war im Vorteil.
    Aber was geschah mit Lisa, während er hier ausharrte? Wie lange würden die Vampire auf ihn warten?
    Unbewusst blickte er zu ihrem Haus hinüber, auch wenn er von seiner Position aus die Wohnung nicht sehen konnte. Doch auf dem Dach entdeckte er eine schwarze Gestalt. Ganz vorne an der Kante kauerte ein großer drahtiger Mann in schwarzen Klamotten und starrte zu ihm herüber. Der Spinner mit den Haiaugen. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen, er hatte Alex gesehen und offenbar auch erkannt.
    Alex unterdrückte einen Fluch und bemühte sich, ebenso kalt zurückzulächeln. Er würde keine Furcht zeigen. Er empfand auch gar keine Furcht, sondern Abscheu, eine tief in ihm sitzende Abneigung. Sein Herz schlug schneller, er bleckte die Zähne.
    Der Vampir hob den Arm, deutete auf Alex und zischte: »Hier ist er, hier oben!«
    Das Zischen steckte voller Hass und Wut, es war nicht laut, und doch

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