Gebissen
leicht den Kopf.
»Vielleicht sollten wir die Polizei rufen?«
»Die Ratte hat ausgesehen wie mein Zombiegirl«, sagte Koma, und dann, mit Verzögerung: »Nein, keine Polizei. Nicht, bevor wir wissen, wie tief Alex da drinsteckt. Worin auch immer. Wir müssen ihm so helfen.«
»Aber er hat doch gesagt, dass er ...«
»Ja und?«, maulte Koma. »Wen interessiert das? Was seid ihr denn für Freunde? Bullerei rufen, damit die alles klärt? Das ist doch Bullshit! Das ist keine Freundschaft. Ich ruf ihn jetzt an, basta.«
In diesem Moment brach ein Gewitter aus Geschrei und trampelnden Stiefeln über sie herein. Eine Polizeieinheit stürmte das Last Cathedral, überall waren plötzlich Beamte in Grün und verlangten Personalien, riefen nach dem Chef und konfiszierten die CDs des DJs.
»Was soll das?«, fragte eine Bedienung neben Koma.
»Satanismusverdacht«, brummte ein bulliger Beamter knapp. »Und jetzt bitte den Ausweis.«
»Bitte was?«
»Den Ausweis.«
»Nein. Was für ein Verdacht?«
»Bleiben Sie einfach ruhig und lassen Sie uns unsere Arbeit machen.«
Dann musste auch Koma seinen Ausweis vorzeigen und verstand nichts mehr von dem Gespräch. Fiebrig hoffte er, dass es keinen Ärger gab, wenn sie rausfanden, dass er noch einen zehn Jahre alten Eintrag wegen Drogenbesitzes hatte. Seit acht Jahren rauchte er nicht mehr regelmäßig, aber der Eintrag verfolgte ihn noch manchmal.
Immer lauter dröhnten hier und da die Proteste, am anderen Ende des Raums kam es zu einer kurzen Rangelei, aber es half nichts. Alle Gäste, deren Personalien aufgenommen waren, wurden auf die Straße geschickt, das Last Cathedral wurde für den Rest des Abends geschlossen. Die Hälfte der Polizisten blieb dort, um sich umzusehen.
»Warum nehmt ihr uns nicht alle gleich in U-Haft?«, brüllte ein Betrunkener mit schwarzem Iro. Er hatte eine Flasche mit nach draußen genommen und zerschmetterte sie vor Wut an der Hauswand. Glas splitterte in alle Richtungen, traf aber niemanden.
»Wahrscheinlich steckt da derselbe Staatsanwalt dahinter, der sich damals auch das Videodrom vorgenommen hat«, vermutete eine Rothaarige mit schwarzer Brille.
Ein junger Bursche mit noch spärlichem Flaum und Dreitagebartversuch motzte: »Willst du Scheißbulle vielleicht auch mein Oomphl-Shirt konfiszieren? Es könnte ja vom Teufel besessen sein.«
Sofort waren drei Beamte bei ihm und blafften ihn an. Noch so eine Beleidigung, und sie würden das T-Shirt mitsamt ihm konfiszieren.
Koma sah dem Treiben eine Minute lang zu, dann fiel ihm wieder ein, dass er Alex anrufen wollte, und er zog sein Handy aus der Tasche. Doch es meldete sich nur die Mailbox.
»Ich bin’s, Koma. Ruf mich zurück. Es ist dringend.«
Wo trieb sich der Kerl nur herum? Wie sollte man dem Trottel auch helfen, wenn er sich sogar vor seinen Freunden verbarg?
»Scheiß Rattenmörder«, murrte er noch, dann legte er Jens den Arm um die Schulter und bestand darauf, Alex zu suchen. So groß war Berlin auch wieder nicht.
24
Als das Taxi davonbrauste, prüfte Alex noch einmal, ob er das Handy tatsächlich ausgeschaltet hatte, Anrufe oder auch nur ein Klingeln konnte er jetzt nicht gebrauchen. Er stand in der Parallelstraße zu Lisas Haus, dem er sich nicht von der Straße her nähern wollte, sondern über ein gegenüberliegendes Gebäude, um erst einmal die Lage zu sondieren.
Es war zu spät, um irgendwo auf Verdacht zu läuten und was von »Werbesendung« zu nuscheln - das war so unglaubwürdig, dass er es sich als letzte Option aufsparte. Also joggte er die schmale, kaum befahrene Straße entlang und drückte gegen jede Tür, um auszuprobieren, ob eine offen stand oder ein Schloss nicht richtig eingeschnappt war, aber er hatte kein Glück.
Am Ende der Häuserzeile fand sich eine verrauchte Eckkneipe, die Fußball übertrug. Mann, der Quatsch lief wirklich jeden Tag. Ein Blick zeigte ihm, dass der Laden so voll war, dass er niemandem groß auffallen würde, wenn er sich entsprechend verhielt. Gut. Ausnehmend rücksichtsvoll drängte sich Alex an den Leuten vorbei, die mit verkniffenen Gesichtern schweigend auf die Großbildleinwand starrten oder irgendwen beschimpften, überwiegend Leute auf der Leinwand.
»Ich sag’s euch, Hertha holt die Schüssel«, sagte ein Betrunkener mit rotem Gesicht und blau-weißem Trikot.
Ein anderer klopfte seinem Nachbarn auf die Schulter: »Kopf hoch. In der Relegation schafft das Energie, das sind Kämpfer, und wenn es gegen Greuther-Fürth
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