Geboren in der Hölle
Gehirn nicht entsprungen. Das konnte einfach nur ein Kranker gewesen sein.
Johnny ging davon aus, daß die Frau tot war. Diesen Druck konnte niemand aushalten.
Aber sie war nicht tot.
Trotz der Fesselung bewegte sie sogar den Kopf und drehte ihn den beiden Ankömmlingen zu.
Im nächsten Moment erfuhr Johnny die gesamte Wahrheit. Die Person lebte, aber sie war trotzdem tot.
Man konnte sie auch als eine Untote bezeichnen und dabei noch als eine besondere Person.
Cord lachte, als er Johnnys Erstaunen bemerkte. Der konnte seinen Blick nicht von dem weit geöffneten Mund abwenden, aus dessen oberer Zahnreihe zwei spitze Hauer hervorschauten.
Es gab keinen Zweifel.
Die Gefangene war ein Vampir!
Bei Tageslicht hatten Suko und ich uns gut zurechtgefunden. Nun aber wirkte die Gegend am Fluß anders. Sehr dunkel, wenig romantisch. Ohne Licht. Nur das Rauschen der Themse war zu hören, und wir sahen die Schatten der Boote, die am Ufer lagen und sehr leicht auf den Wellen schaukelten.
Bill hatte seinen Porsche neben unserem Rover gestellt. Er war ausgestiegen und zu uns gekommen. »Ich habe vorhin noch einmal mit Sheila gesprochen. Johnny hat nichts von sich hören lassen. Er ist aber auch über sein Handy nicht zu erreichen.«
»Es wird schon gutgehen«, sagte ich lahm.
Bill erwiderte nichts darauf. Statt dessen deutete er auf die Boote. »Rechnest du damit, daß wir ihn dort finden? Die sehen mir so aus, als wären sie nicht besetzt.«
»Sind sie aber.«
»Warum erscheint niemand an Deck?«
»Vielleicht haben sie uns nicht gesehen.«
»Nein, das nehme ich dir nicht ab. Außerdem – suchen wir nicht ein Bootshaus?«
»Ja«, sagte ich, »das suchen wir. Aber es könnte sein, daß man uns hier noch Informationen gibt, wenn die Besatzung nicht ausgeflogen ist.«
Suko war an das erste Boot herangetreten und winkte uns von dort aus zu. Wir standen zum Deck hin so hoch, daß wir bequem hinaufgehen konnten.
Ich wunderte mich auch darüber, daß sich niemand zeigte. So spät war es noch nicht. Aber hier erlebten wir das Schweigen, als hätten die Bewohner die Boote verlassen oder sich schon schlafen gelegt.
Suko hatte auf uns gewartet. Er sagte: »Es ist schon seltsam, daß niemand Notiz von uns genommen hat. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, daß es mir gefällt.«
Bill Conolly schnaufte. »Sollen wir denn alle Boote hier durchsuchen, Suko? Willst du das?«
»Nein, nur das eine – oder?« Er schaute mich an und wartete auf meine Zustimmung, die ich durch ein Nicken gab.
Wir hatten Bill von einem gewissen Hussain und einer Frau namens Fatima erzählt. Es konnte sein, daß sie zu den Bewohnern des größten Boots zählten. Von ihnen erhoffte ich mir Auskünfte, falls wir sie auch trafen.
Suko betrat das Deck als erster. Es war sehr geräumig. Trotzdem hatten wir nicht viel Platz, da auf dem Schiff ein großer Garten angelegt worden war, verschiedene Beete, die durch schmale Wege sogar voneinander getrennt waren.
Die Pflanzen wuchsen unterschiedlich hoch. Im Dunkeln waren sie nicht zu erkennen. Verschiedene Düfte mischten sich miteinander. Der leichte Wind trug sie gegen unsere Nasen.
Wenn wenig zu sehen ist, hilft Licht. Suko und ich holten unsere Leuchten hervor. Wir bewegten die Lichtspeere in die verschiedenen Richtungen. Die kleinen gelbweißen und etwas eisig wirkenden Lichtkegel wanderten über das Deck hinweg, rissen helle Lücken in den Wuchs der Pflanzen hinein, huschten auch über mit Dreck beschmierte Wege hinweg, aber sie erweckten weder ein Tier noch einen Menschen. Nicht einmal ein Bordhund bellte.
Uns umgab Stille, aber auch eine spezielle Leere. Wir hätten das Boot verlassen können, doch da war etwas, das uns zurückhielt. Besonders Suko und mich, denn Freund Bill machte keinen glücklichen Eindruck.
»Wir sollten unter Deck nachsehen«, schlug Suko vor.
Sofort sprach Bill ihn ein. »Was willst du da finden? Irgendwelche Dämonen oder einfach nur schlafende Menschen?«
»So ähnlich.«
»Dann gehe ich schon vor und suche das Bootshaus!«
Ich starrte ihn an. »Bitte, Bill!«
»Verdammt, was heißt hier bitte Bill! Ist es mein Sohn oder deiner? Wir haben noch keine Spur von Johnny entdeckt. Wir haben weder ihn noch seinen Roller gesehen. Ich zittere hier um sein Leben, und ich will nicht, daß er… «
»Es dauert nicht lange!«
»Mir schon!« sagte er, drehte sich um und ging.
Meine Hand zuckte vor, um ihn zurückzuhalten, doch ich kannte ihn besser. Wenn sich Bill etwas in
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