Geborgen in den Armen des Scheichs
gewesen war.
„Mir ist die Temperatur sehr angenehm“, fügte sie hinzu. „Sie müssen nicht mitkommen, Kal. Zeigen Sie mir nur die Richtung, und ich werde den Weg schon finden.“
„Zweifelsohne. Aber wenn nicht, wie soll ich Lucy erklären, dass ich einen Suchtrupp habe aussenden müssen, um Sie wiederzufinden?“
„Davon müsste sie nichts erfahren, Kal.“
„Sie machen Scherze.“
„Nein, ich meine es ernst“, sagte sie und hätte am liebsten gelacht, weil er ihre Worte wiederholt hatte.
„Gut, dann muss ich Ihnen erklären, was passieren würde“, sagte er. „Beim ersten Hinweis auf ein Problem würde Alarm ausgelöst. Der Chef der Sicherheit würde eingeschaltet werden, der Emir würde davon erfahren und Ihren Botschafter herbeizitieren …“
Okay, okay“, sagte sie und hob die Hand, um nicht doch noch in Lachen auszubrechen. „Und zum Schluss würden alle Ihnen die Schuld geben, weil Sie nicht besser auf mich aufgepasst haben.“
Er antwortete nicht gleich, als ob er darüber nachdenken müsste. Dann zuckte er die Schultern. „Darauf könnte es hinauslaufen. Doch für Sie wäre vielleicht schlimmer, dass Lucy sofort erfahren würde, was geschehen ist.“
„Ich habe verstanden. Bitte begleiten Sie mich, Mr. al-Zaki.“
Obwohl der Weg und die Treppen ausreichend beleuchtet und sicher waren, bot er ihr seinen Arm, damit sie nicht strauchelte.
Für Rose wäre das nichts Besonderes gewesen. Ihr ganzes Leben hatte jemand sie an der Hand geführt und auf sie aufgepasst. Das hatte sie jetzt satt und sehnte sich nach Freiheit. Doch Lydia genoss es, von Kal geleitet zu werden. Eine Woche könnte sie es so aushalten. Und wenn sie sich ein bisschen an ihn lehnte, würde er das nicht missverstehen.
Der Pfad wand sich durch Büsche und Bäume und war mit Kräutern gesäumt. Es duftete nach Salbei, Majoran, Lavendel und weniger bekannten Pflanzen.
Sie schwiegen. Mal quakte ein Frosch, mal plätscherte ein Bächlein in der Nähe. Durch die Bäume hindurch entdecke Lydia Bögen und verzierte Sommerpavillons.
„Magisch“, sagte sie schließlich. All die Gerüche, Geräusche und Bilder wollte sie tief in sich aufnehmen, um später einmal Kindern und Enkeln von ihrem arabischen Abenteuer erzählen zu können. Vorausgesetzt, sie fand irgendwann einen Mann, dem sie vertrauen konnte.
Einen, der in ihr Lydia Young erkannte und nicht ihre berühmte Doppelgängerin.
Der Gedanke machte sie traurig.
Nur weil sie Lady Rose ähnelte, riss man sich um sie. Sogar bei der Arbeit, wenn sie die unkleidsame Einheitstracht des Supermarkts trug, auf der ihr Namensschild befestigt war, nannten die Kunden sie Rose. Sie mochte es sogar, wenn sie ehrlich war. Sie fühlte sich dadurch als etwas Besonderes. Doch machte es sie glücklich, dass man in ihr Lady Rose sah?
Jetzt hätte sie lieber jemanden an ihrer Seite gehabt, der in Lady Rose Lydia Young erkannte. Denn in Kals Gegenwart und Nähe war sie Lydia.
Lydia hatte Angst vor dem Flugzeugstart. Lydias Hand hatte er gehalten, und er hatte Lydia geküsst.
Doch das wusste er nicht, und sie durfte es ihm niemals erzählen.
Plötzlich öffnete sich eine Lichtung, und sie sah, dass über dem dunklen Bergmassiv noch die Sterne leuchteten, während der Horizont hinter dem jenseitigen Ufer sich bereits verfärbte.
Ihr Selbstmitleid verflog. „Bald wird es dämmern.“
Wenn sie jetzt stehen blieb und schaute, würde sie den Sonnenaufgang auf einem anderen Kontinent erleben.
Kal fragte nicht, was sie vorhatte, er wusste es.
„Dort drüben liegt schon das Sommerhaus von Lucy und Hanif“, sagte er. „Auf der Terrasse hätten Sie es bequemer.“
„Nein, danke. Ich möchte nichts zwischen mir und dem Himmel haben. Aber gehen Sie ruhig.“
Lydia ließ ihn ziehen und versuchte, darüber nicht traurig zu sein.
Trauer war reine Zeitverschwendung, denn sie brauchten Abstand voneinander. Es war vernünftiger so. Außerdem hatte sie sich auf eine Woche Alleinsein eingestellt. Sie wollte lesen, in den Gärten spazieren gehen und am Strand entlangwandern.
Der zarte Purpurstreifen am Horizont wurde breiter. Als er sich lila färbte, hörte sie Schritte und schaute sich um. Kal kam mit einer Decke zurück. Eine Weile verharrten seine Hände auf ihren Schultern, nachdem er sie ihr umgelegt hatte. Sie lehnte sich dagegen, um sie noch deutlicher zu spüren.
„Es wäre sonst zu kalt für Sie hier draußen geworden“, sagte er und ließ sie los.
„Wenn ich einen Schnupfen
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