Geborgen in den Armen des Scheichs
war federleicht und durchsichtig. Ob sich so die Frauen in einem Harem kleideten? Plötzlich fühlte Lydia sich unbehaglich.
„Wo ist Kalil?“, fragte sie.
„Er ist zu den Stallungen gegangen.“
Lydia wurde rot. Die Frau lächelte wissend und reichte ihr ein Glas Saft.
„Ich werde Sie baden und danach massieren.“
„Das ist nicht nötig“, sagte Lydia.
„Ben Zaki hat es angeordnet. Prinzessin Lucy verlangt auch immer eine Massage, wenn sie nach Hause kommt.“
„Wirklich?“
Die Frau öffnete die Tür, die in ein Badezimmer führte. Dort war eine große Wanne in den Boden eingelassen. Die großzügige Dusche hatte auch seitlich Düsen.
„Was möchten Sie?“, fragte Dena.
„Duschen.“
Dena drehte die Hähne auf und prüfte die Temperatur. Dann nahm sie Lydia den leichten Morgenrock ab, legte ihn beiseite und trat neben die Dusche, offenbar, um sie zu waschen. Dass ihr Gewand dabei nass wurde, ignorierte sie.
„Das kann ich alleine“, sagte Lydia.
Dena nickte. „Kommen Sie in den Raum nebenan, wenn Sie fertig sind. Dann massiere ich Ihnen den Schmerz aus der Schulter.“
Lydia schaute ihr nach. Unwillkürlich griff sie mit der linken Hand nach ihrer rechten Schulter, die immer wehtat, wenn es kalt oder feucht war und sie lange an der Kasse gesessen hatte.
Woher wusste Dena davon? Was hatte es ihr verraten?
Dass sie nur eine Doppelgängerin war, konnte die alte Frau nicht wissen. Sonst hätte es längst ein Spektakel gegeben. Nur wenn sie eine ausgebildete Masseurin war, hatte sie vielleicht eine kleine Schmerzvermeidungshaltung und Steifheit entdeckt. Das kann mir nicht gefährlich werden, dachte Lydia. Bei langen Flügen handelten sich viele Menschen Verspannungen ein.
Unter der heißen Dusche wurde gleich alles besser. Sie blieb darunter, so lange es ging, wusch sich ausgiebig von Kopf bis Fuß. Nach dem Abtrocknen wickelte sie sich in ein Badelaken und fasste den Mut, sich endlich der etwas unheimlichen Dena auszuliefern.
Kaum, dass sie lag, fand die alte Frau die Knoten in ihrer Muskulatur und walkte sie fort. Die Anspannung der letzten vierundzwanzig Stunden fiel von Lydia ab, der Stress floss aus ihr heraus, und sie ergab sich der wohltuenden Behandlung.
Später saß sie, wieder in den leichten Morgenrock gehüllt, in einem Sessel, der nach hinten geklappt war. Unsichtbare Hände massierten ihr den Kopf. Anschließend wurde ihr Haar sanft gekämmt, während ein junges Mädchen sich an ihren Händen und Füßen zu schaffen machte.
Es färbte ihre Nägel und zeichnete mit Henna Muster auf ihre Haut.
Als die Prozedur schließlich beendete war, fühlte Lydia sich so herrlich locker, dass sie ohne ein Gefühl von Peinlichkeit in ein Seidenhöschen schlüpfte, das eins der Mädchen ihr hinhielt. Sie ließ sich sogar von ihm den Büstenhalter schließen und hob willig die Arme, damit Dena ihr einen seidenen Kaftan über den Kopf streifen konnte, der gewiss nicht aus dem Koffer von Rose stammte.
Er floss an ihr hinab, leicht wie blauer Nebel, breitete sich über Schultern und Arme aus und fiel bis zum Boden, bevor fleißige Finger mehr als ein Dutzend mit Seide überzogener Knöpfchen schlossen, die ihn über der Brust zusammenhielten.
Die Riemchenschuhe standen schon bereit. Sie musste nur noch hineintreten.
Wenn sie sich länger als eine Woche so verwöhnen ließe, würde sie in ihrem richtigen Leben nie wieder Tritt fassen.
Im Stillen dankte sie Rose für diese Reise und wünschte, dass Rose die ihre ebenso genoss.
Das erinnerte sie an die Abmachung. Sie ließ sich also ihre Ledermappe geben, nahm das Handy heraus und schickte Rose die Kurznachricht, dass sie gut angekommen sei. Auch ihrer Mutter schickte sie eine SMS, damit sie beruhigt war.
Den Kampf mit ihrem schlechten Gewissen musste sie beenden, als sie merkte, dass die Frauen auf ihre nächsten Wünsche warteten. Deshalb steckte sie das Telefon in die Tasche des Kaftans und fragte: „Darf ich mich umschauen?“
Dena führte sie über mehrere Treppen hinunter in ein tieferes Stockwerk des am Hang gelegenen Hauses, in eine Art Eingangshalle mit einer Kuppeldecke aus Mosaik, die zwei Etagen hoch reichte. Lydia hob den Kopf und bestaunte das Blumenmuster.
„Oh, das ist wunderschön.“
Die beiden jungen Frauen freuten sich über das Kompliment. Denas unbewegtes Gesicht blieb Lydia rätselhaft.
Der Rundgang führte sie nun in das Speisezimmer, dessen geschnitzte Sonnenblenden beiseite geschoben waren, sodass sie auf
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