Geborgen in den Armen des Scheichs
wollen, und bedankte sich bei Yatimah. Kaum war das Mädchen gegangen, entschuldigte sie sich bei Kal. „Ich möchte jetzt ein wenig lesen. Dabei brauchen Sie mich nicht zu beschützen, oder?“
„Nicht, wenn Sie sich im Garten aufhalten.“
„Ich darf also nicht allein an den Strand gehen? Er ist doch privat, nicht wahr?“
„Die meisten Menschen hier respektieren die Privatsphäre der Herrscherfamilie. Doch es treiben sich auch weniger rücksichtsvolle Menschen hier in der Bucht herum.“ Er schaute über das Wasser. „Von den Booten aus könnten Fotografen nach Ihnen Ausschau halten. Aber wenn Sie unbedingt einen Strandspaziergang machen wollen, begleite ich Sie gern.“
Sie lachte auf. „Ich bleibe lieber im Garten. Aber vielleicht haben Sie Lust, allein Angeln zu gehen.“
Er lächelte. „Wir sehen uns beim Abendessen.“
Ihre Erleichterung, einen Nachmittag ohne ihn verbringen zu können, war spürbar. Das wäre beleidigend gewesen, wenn er es hätte persönlich nehmen müssen.
9. KAPITEL
Da andere ihren Koffer ausgepackt hatten, musste sie nun Schränke und Schubladen durchsuchen, bis sie schließlich gleich ein halbes Dutzend hübscher Badeanzüge fand. Lydia wählte einen schwarzen Einteiler mit einer gestickten Rose, deren Stiel von der rechten Hüft quer über den Bauch bis zur linken Brust verlief, sodass die Blüte genau über dem Herzen lag.
Dieser Anzug war gewiss eine Sonderanfertigung für Rose. Der Designer würde ihn auf den Fotos wiedererkennen und dazu beitragen, die Trägerin als Lady Rose zu identifizieren.
Lydia passte in den Einteiler, als wäre er ihr auf den Leib geschneidert. Doch sie vergeudete keine Zeit damit, sich im Spiegel zu betrachten, sondern warf sich den Kaftan über, kämmte ihr Haar und erneuerte den Lippenstift. Dann griff sie nach ihrem Buch und musste nur noch ungesehen den Weg hinunter zum Strand finden.
Kal stand im Schatten auf einem Felsvorsprung und suchte mit dem Fernglas die Bucht nach irgendetwas Auffälligem ab. Eine friedlichere Szenerie konnte sich ein Leibwächter nicht wünschen.
Fischerboote tuckerten über das Wasser, an den weiter entfernten Stränden machten sich Menschen an den Netzen zu schaffen. Fliegende Händler stapften mit ihrer Ware durch den Sand.
Immer wieder schaute er auf die Uhr und fragte sich, wo Rose so lange blieb. Irgendwann würde sie auftauchen, darauf hätte er gewettet. Schließlich holte er sein Handy heraus und gab ihren Namen in die Suchmaschine ein. Das letzte Foto von Rose stammte vom gestrigen Tag und war verknüpft mit der Frage, ob sie die Woche in Bab el Sama allein verbrachte.
Er fand ein anderes Foto, das vor Wochen von ihr und Rupert Devenish gemacht worden war. Auf dem fehlte ihr das Strahlen, das ihn schon bei der ersten persönlichen Begegnung in Bann geschlagen hatte.
Eigentlich sah sie aus wie eine blasse Kopie der Rose, die er kannte. Warum? Er suchte weiter, bis Schritte ihm ankündigten, dass sie die Treppe zum Strand hinabstieg.
Unten blieb sie stehen. Das Buch in ihrer Hand sollte ihr gewiss als Alibi dienen, falls er gegen ihren Willen doch seine Pflicht tat und sie ihm Auge behielt.
Während sie sich umschaute, verhielt er sich vollkommen ruhig. Doch sie sah nicht einmal hoch, sondern interessierte sich offenbar nur dafür, ob der Strand leer war. Dann legte sie das Buch auf die unterste Treppenstufe, darauf das Handy.
Nein, so was!
Doch. Tatsächlich, sie streifte sich den Kaftan über den Kopf und enthüllte einen einteiligen schwarzen Badeanzug, der jede Kurve ihres Körpers betonte. Um ihren zarten Nacken hing eine feine Goldkette mit einem Anhänger in Form einer Rosenknospe. Ihre Schultern waren muskulöser, als er vermutet hatte. Gegen sie und die einladend geschwungenen Hüften wirkte die Taille zierlich. Und sie hatte lange perfekt geformte Beine.
Was für ein Anblick!
Einen Moment verharrte sie, als müsste sie Mut fassen.
Tu’s nicht!
Der Gedanke, dass die morgigen Titelseiten der Zeitungen seine Rose in diesem Badeanzug zeigten und Millionen Männer sie anschauten, entsetzte ihn, obwohl er zugeben musste, dass ihr Schwimmkostüm nach westlichen Maßstäben recht brav aussah.
Noch bevor er reagieren konnte, hatte sie den Kaftan über einen Zweig gehängt und trat aus dem Schatten ins Sonnenlicht.
Er sah, wie sie kerzengerade, mit erhobenem Kopf und durchgedrückten Schultern zum Wasser ging. Dort blieb sie stehen und schaute aufs Meer. Der Wind verfing sich in ihrem
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