Geborgen in den Armen des Scheichs
Lucy?“
„Ihm bleibt wohl keine andere Wahl, als seine Frau zu bitten, dem vornehmen Gast seines Landes einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.“, erwiderte sie. „Die Gelegenheit, deine Tante zu treffen, ist das Beste, was ich für dich tun kann, Kal. Den Rest musst du selbst bewerkstelligen.“
„Lucy …“ Ihm fehlten die Worte. „Wie kann ich dir nur …“
Sie legte den Finger auf ihre Lippen. „Pass gut auf Rose auf.“
„Wie hast du es geschafft, so kurz vor Weihnachten eine Woche Urlaub zu bekommen?“
„Mit Charme“, antwortete Lydia bei der Übergabe am Ende ihrer Schicht.
Außerdem hatte sie dem Filialleiter fest versprechen müssen, in den freien Tagen ernsthaft über einen Management-Kurs nachzudenken, zu dem er sie schon seit einiger Zeit drängte. Ihr Chef unterstützte ihre Arbeit für die Doppelgänger-Agentur, indem er Schichten für sie umlegte, doch er wollte, dass sie auch an die Zukunft dachte und etwas Langfristiges in Angriff nahm.
„Vergiss uns nicht, Lydia. Während du dich in der Sonne aalst, werden wir Ärmsten hier zum tausendsten Mal mit Jingle Bells berieselt.“
Lydia konnte ihr Glück selbst kaum fassen. Rose hatte ihr die Chance geboten, einen Traumurlaub in der Wüste zu verbringen. Eine ganze Woche in purem Luxus zu leben, echte Designer-Kleidung zu tragen, keine Kopien, die ihre Mutter hergestellt hatte. Man würde sie wie eine Lady behandeln, nicht nur wie eine, die der Lady zum Verwechseln ähnlich sah.
Ihre überschwängliche Freude dauerte an, bis sie ihr Auto erreicht hatte.
Ihre Kolleginnen und Kollegen dachten, dass sie eine Woche in dem Apartment eines Freundes verbringen wollte. Niemandem hatte sie erzählen dürfen, was sie wirklich vorhatte. Nicht einmal ihrer Mutter.
Seit dem Unfall, bei dem sie ihren Mann verloren hatte, saß sie im Rollstuhl. Ihre Tochter und deren Auftritte als Lady Rose füllten nun ihr Leben aus. Normalerweise planten sie alles gemeinsam. Und ihre Mutter wiederum teilte ihren Spaß daran mit ihren Freundinnen.
Diesmal war alles anders. Es gab keinen öffentlichen Auftritt. Schon der leiseste Verdacht, dass Lady Rose sich von einer Doppelgängerin vertreten ließ, konnte einen Skandal heraufbeschwören. Die Gefahr, dass Lydias Mutter der Versuchung nicht widerstand und ihre beste Freundin ins Vertrauen zog, war zu groß. Ebenso gut hätte ich das Vorhaben auf meiner Facebook-Seite bekannt geben können, dachte Lydia.
Deshalb hatte sie ihrer Mutter erzählt, dass eine Kollegin noch eine vierte Person suche, die mit nach Zypern flog, was sogar stimmte, und hatte es ihrer Mutter überlassen, sie zum Mitfahren zu drängen.
„So eine Gelegenheit solltest du dir nicht entgehen lassen, Liebling“, hatte ihre Mutter gesagt. „Du brauchst dringend Erholung. Um mich musst du dich nicht sorgen. Jenny wird sich um mich kümmern, solange du fort bist.“
Kein Zweifel, die beiden würden sich eine schöne Zeit machen, doch das tröstete Lydia wenig über ihr schlechtes Gewissen hinweg. Sie hatte ihre Mutter getäuscht, um Lady Roses Angebot annehmen zu können.
Kalil waren nicht einmal vierundzwanzig Stunden geblieben, um Vorkehrungen für seine Abwesenheit zu treffen, um zu packen und seinen Großvater in der Klinik zu besuchen. Wieder hatte er dem todgeweihten alten Mann versprochen, dass er ihn zum Sterben in sein Heimatland bringen würde.
Nun stand er an der Treppe des Flugzeugs, das das Ehrenzeichen des Emirs trug, und fragte sich, wie Seine Hoheit wohl reagiert hatte, als er erfuhr, wer der Passagier war.
Es war nicht seine erste Reise in das Land, das sein Urgroßvater einst regiert hatte. Wie sein Großvater und sein Vater, durfte auch er weder seinen Titel noch den Namen Khatib tragen, doch anders als dem alten Mann, war ihm die Einreise nach Ramal Hamrah nicht verboten.
In der Hauptstadt Rumaillah hatte er ein Apartment mit Blick auf das Meer gekauft. Seine Frachtflugzeuge flogen regelmäßig deren Flughafen an, obwohl sie niemals Ladung an Bord hatten. Niemand wagte es, den Emir zu beleidigen, indem er Kalzak Air Services benutzte, und Kalil machte keine Versuche, den Boykott zu brechen oder zu umgehen. Er warb im Land nicht für seine Gesellschaft und machte dort niemandem Konkurrenz. Den Verlust nahm er hin, denn es ging ihm nicht ums Geschäft, sondern um sein Recht, dort zu sein.
Geduldig saß er das Ganze aus und ließ unterdessen den Familiensitz Umm al Sama in aller Ruhe restaurieren. Dem Herrscherhaus, zu
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