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Gebrauchsanweisung fuer Amerika

Gebrauchsanweisung fuer Amerika

Titel: Gebrauchsanweisung fuer Amerika
Autoren: Watzlawick Paul
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ruhig schweigen – sie ist längst zur internationalen Plage geworden. Und auch in Europa kann es Ihnen bereits passieren, daß Sie von der Gebrauchsanweisung eines neu gekauften Geräts mit den freundlichen Worten angesprochen werden: »Wir gratulieren Ihnen; Sie sind nun der stolze Besitzer eines Elektrosoundsos...« Den Vogel aber schießt die »Güte«-Bezeichnung nationally advertised (etwa: im ganzen Lande angepriesen) ab, die in einer Art semantischem Taschenspielertrick unterstellt, daß der riesige Reklameaufwand selbst (und nicht vielleicht die begeisterte Annahme des Erzeugnisses durch das Publikum) ein Beweis für hohe Qualität ist. Zusätzlich und als weitere Verfeinerung dieses Tricks wird die Ware selbst mit dem Hinweis »As advertised on TV« versehen und damit der Zirkel des tautologischen Unsinns geschlossen.

Telefon, Telefax, Post
    Wenn Sie nicht zufällig Schweizer und daher in bezug auf das Telefon hoffnungslos verwöhnt sind, dürfte, nein, muß Ihnen das amerikanische Telefon superlativ erscheinen. Es funktioniert nicht nur, ist nicht nur billig, sondern stellt ein Musterbeispiel dafür dar, wie in einer lebensfähigen Demokratie riesige Privatgesellschaften ihre Macht nicht nur zu ihrem eigenen Vorteil, sondern auch zu dem des Verbrauchers ausüben, Dividenden an Millionen von Aktienbesitzern auszahlen können und es außerdem noch fertigbringen, die für die dauernde Modernisierung ihrer Einrichtungen erforderlichen enormen Geldmittel auf dem freien Markt zu beschaffen. Nur – der Amerikaner weiß das nicht, nimmt naiverweise an, wie bei ihm sei es überall auf der Welt, und ruft rasch und laut nach dem Allheilmittel der Verstaatlichung (durch die bekanntlich alle Profite »dem Volke« zufließen...), wenn ihm gelegentlich einmal eine telefonische Laus über die Leber läuft.
    Am 1.Januar 1984 trat das Gegenteil der Verstaatlichung ein: Die vom Justizministerium verfügte Aufspaltung der gigantischen American Telephone & Telegraph Company (AT&T) in acht getrennte Gesellschaften wurde an jenem Tage rechtskräftig. Dadurch wurde eine Lage geschaffen, die auch heute noch nicht abgeschlossene Umstellungen im Fernsprechverkehr (vor allem den Gesprächstarifen) der Vereinigten Staaten mit sich gebracht hat. Die nun folgenden Angaben und Hinweise können daher unter Umständen schon wenige Monate nach Erscheinen dieses Buchs nicht mehr zutreffend sein.
    Mit einiger Sicherheit läßt sich aber folgendes über das amerikanische Telefon sagen:
    Es ist praktisch vollautomatisiert, und Sie können auch Alaska, Hawaii und Kanada direkt anwählen. Der internationale Verkehr ist vollautomatisch wie in Europa.
    Im inneramerikanischen Netz ( laska, Hawaii und Kanada wiederum inbegriffen) ist die Vorwahl A dreistellig und wird in Klammern gesetzt. Die Nummer selbst ist siebenstellig, und ein typisches Beispiel wäre die New Yorker Nummer (212) 538-7720. Wenn Sie diese Nummer in New York selbst wählen, lassen Sie (212) natürlich weg. Seit 1989 ist es außerdem notwendig, vor der betreffenden Vorwahl noch eine 1 zu wählen; im eben erwähnten Beispiel also 1-212-538-7720. Im Zweifelsfalle finden Sie auf den ersten Seiten jedes Telefonbuchs die nötigen Hinweise über das Mitwählen oder Auslassen der Vorwahl. Bevölkerungsreiche Bundesstaaten haben mehrere Vorwahlzonen (der Staat New York, zum Beispiel, hat deren sechs); dünnbesiedelte dagegen nur eine.
    Was die verschiedenen Tarife betrifft, ist vor allem zwischen selbstgewählten ( unassisted ) und vermittelten ( operator-assisted ) Ferngesprächen zu unterscheiden. Für letztere werden, allerdings nur für die ersten drei Minuten, drei- bis viermal höhere Gebühren berechnet als für die selbstgewählten (auch darüber finden Sie genaue Angaben auf den ersten Seiten jedes Telefonbuchs). Als Besucher, sei es als Hotelgast oder als Benutzer eines öffentlichen Telefons, kommen Sie für Ihre Ferngespräche natürlich nicht um die Vermittlung herum. Die öffentlichen Telefone haben, wie üblich, Schlitze zum Einwurf der nötigen Münzen (die älteren Apparate je einen für 5, 10 und 25 Cents; die modernen nur einen für alle drei Münzen). Im Gegensatz zu den meisten westeuropäischen Telefonautomaten spucken ihre amerikanischen Kollegen die nicht verbrauchten Münzen nicht aus. Mit wenigen Ausnahmen (hauptsächlich in ländlichen Gegenden) ist das anzuwendende Verfahren wie folgt: Man hebt den Hörer ab, aktiviert den Apparat durch Einwurf von mindestens
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