Gebrauchsanweisung für China (German Edition)
gelbe Gefahr kurzzeitig in rotem Gewande auf, wobei zur Zeit der 68er das interessante Phänomen zu beobachten war, dass Maos China von unterschiedlichen Teilen der europäischen Gesellschaft zur gleichen Zeit als Bedrohung dämonisiert und zum Paradies verklärt wurde. Wie immer lagen beide daneben. In dem Maße, wie Maos Nachfolger dem Kommunismus einen Fußtritt gaben, freundete sich der Westen wieder an mit China, eine Freundschaft,die sich ein paar Jahre lang in fiebrige Begeisterung verwandelte, bevor – so geht es ewig auf und ab – erneut die gelbe Gefahr ihr Comeback hatte.
Und so wachten die Europäer eines Morgens auf und stellten fest, dass die Chinesen ihnen die Milch wegtranken, das Öl wegkauften und ihre Arbeitsplätze stahlen. Und statt Dynamik, Weisheit und der Rettung der Weltwirtschaft kamen aus dem Land mit einem Mal verseuchte Shrimps, vergiftetes Spielzeug und die Vogelgrippe dazu. Der eine Kommentator entdeckt, dass schon die Pest des Mittelalters ihren Herd in südchinesischen Bauernhöfen hatte, der andere blies zum »Weltkrieg um Wohlstand«. Schließlich wurde die zuerst gelbe, dann rote auch noch zur grünen Gefahr, seit bekannt ist, dass Chinas Gase und Gifte bald nicht nur das eigene Land, sondern die ganze Erde einnebeln werden.
Und natürlich gibt es die Shrimps und das Spielzeug und die Gase und die Gifte, aber wie immer vergisst der weiße Mann dabei gern, dass in diesem Zeitalter, dessen Mechanismus und Ideologien er erfunden hat, mit seinem Lebensstil er selbst sich und anderen die größte Gefahr ist – und dass die Chinesen zumindest in der Sphäre des Materiellen, die unseren Planeten mit Narben zeichnet, noch immer nichts anderes tun, als für ihn zu arbeiten und ihm nachzueifern.
Der Ausländer. Oder: Wenn Völker
sich verständigen
Völkerfreundschaft: kein einfach Ding. Man mag die Vertreter unseres Volkes nicht beneiden, wenn sie staatsbesuchen gehen: Müssen fern von der Heimat U-Bahnen bestaunen und Stäbchen balancieren, in Seegurke stochern und in Wortnebeln haschen. Dass es freilich hinter erhabenem Zeremoniell und verschlossenen Türen auch entspannt zugehen kann unter mächtigen Männern, das zeigt folgendes Protokoll vom 17. Januar 1973. Entnommen ist es dem 1999 in New York erschienenen Band »The Kissinger Transcripts«.
Der Ort: Zhongnanhai (»Mittlerer und südlicher See«), der von den KP-Bonzen bis heute besetzte westliche Teil des alten Kaiserpalastes im Herzen der Hauptstadt. Pekings neue Verbotene Stadt also.
Die handelnden Personen: Mao Zedong, Vorsitzender der Volksrepublik China; Zhou Enlai, Premierminister; Henry Kissinger, Nationaler Sicherheitsberater von US-Präsident Richard Nixon – in jenen Monaten mehrmals heimlich in Peking, um nach jahrzehntelanger Feindschaft die Annäherung zwischen den USA und China vorzubereiten.
Mao Zedong: »Der Handel zwischen unseren beiden Ländern ist momentan recht erbärmlich. Wie Sie wissen, ist China ein sehr armes Land. Wir haben nicht viel. Was wir im Überfluss haben, sind Frauen.« (Gelächter)
Dr. Kissinger: »Auf die haben wir keine Quoten oder Zölle.«
Mao: »Also wenn Sie sie haben wollen, können wir Ihnen ein paar von denen geben, ein paar zigtausend.« Premier Zhou: »Natürlich auf freiwilliger Basis...«
Mao: »Wollt ihr unsere chinesischen Frauen? Wir können euch zehn Millionen überlassen.« (Gelächter, vor allem unter den anwesenden Frauen)
Dr. Kissinger: »Der Vorsitzende verbessert sein Angebot.«
Mao: »So können wir euer Land mit Unheil überschwemmen und euren Interessen schaden. In unserem Land haben wir zu viele Frauen... Sie bringen Kinder zur Welt, und davon haben wir schon zu viele.«
Dr. Kissinger: »Das ist ein neuartiger Vorschlag, wir müssen ihn prüfen.«
Mao: »Sie können ein Komitee zur Untersuchung dieser Frage einrichten. So löst Ihr Besuch in China das Bevölkerungsproblem.« (Gelächter)
Dr. Kissinger: »Wir werden Verwendungszweck und Verteilung untersuchen.«
Mao: »Ich glaube, wenn wir sie fragen, würden sie gehen.«
Premier Zhou: »Nicht unbedingt.«
Dr. Kissinger: »Wir nehmen sie natürlich gerne an.« [...]
Mao: »Was denken Sie: Ist es besser, mit dem Treffen an die Öffentlichkeit zu gehen oder es geheim zu halten?«
Dr. Kissinger: »Ich halte es für besser, es öffentlich zu machen.«
Mao: »Dann sollten wir alles, was wir über die Frauen gesagt haben, verschwinden lassen.« (Gelächter)
Dr. Kissinger: »Wir werden sie
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