Gebrauchsanweisung für Südengland
von Heu für die Grubenponys im nahegelegenen Wales. Aber irgendwann wurden die Gruben geschlossen und die Ponys in den wohlverdienten Ruhestand geschickt. Die Besitzer von Coate Farm mußten sich eine neue Erwerbsquelle suchen. Zunächst machte man, was fast alle Farmer in der Gegend taten: man baute Weide an und verkaufte das Rohmaterial an Korbmacher. Doch die wahre Lösung war das nicht. Schließlich kam Farmer Coate in den 30er Jahren auf die Idee, selber in die Korbproduktion einzusteigen. Er kaufte einen Workshop, der sich hauptsächlich damit beschäftigte, Körbe für den Transport von Brieftauben herzustellen. Da auch dieser Markt nicht unersättlich war, begann man, Körbe für den Alltagsgebrauch zu flechten. Eine Zeitlang ging alles gut, doch als Plastik zum Inbegriff des Fortschritts wurde, ging es mit der Nachfrage nach Korbwaren rapide bergab. Billige Importe aus Asien und Osteuropa trugen zum Niedergang bei. Es sah schlecht aus für das Überleben von Coate Farm.
Eines Tages, niedergestreckt von einem Rückenleiden, lag Percy Coate vor seinem Kamin und starrte in die Flammen. Plötzlich fiel sein Blick auf ein Stückchen verkohlter Weide, und eine Idee begann in ihm zu reifen. Es brauchte einige Versuchsreihen, aber dann hielt er in den Händen, was seine Farm buchstäblich wie Phönix aus der Asche steigen lassen sollte: Zeichenkohle. Das war vor 25 Jahren.
Um Zeichenkohle zu gewinnen, werden die rund zwei Meter langen präparierten Weidenruten mit der Bandsäge in die erforderliche Länge zerlegt und dann der Stärke nach sortiert. Die einzelnen Stücke werden ganz dicht in eiserne Feuerboxen gepreßt. Bis die Weidenruten verkohlt sind, dauert es drei Tage. Sobald sie abgekühlt sind, werden sie von Mitarbeitern der Coate Farm abgezählt und verpackt. Kaum eine Schule in England, die nicht Coates Zeichenkohle im Kunstunterricht verwendet.
Heute geht ein Drittel des Weidenanbaus in die Produktion von Zeichenkohle, die in dreizehn Länder exportiert wird. Nicht auszuschließen, daß Sie auch schon ein Stück Zeichenkohle aus dem Sedgemoor in der Hand gehalten haben: Die deutsche Firma Pelikan bezieht ihre Zeichenkohle exklusiv von Coate Farm.
Zeichenkohle ist nicht nur eine der tragenden Säulen, die das Überleben von Coate Farm sichert, sondern inzwischen sogar das Kerngeschäft. Aber auch mit dem traditionellen Betrieb rund um die Weide geht es bergauf, da Weidenprodukte wieder in Mode sind. Das gilt nicht nur für Körbe. Führende Haus- und Gartenzeitschriften haben dafür gesorgt, daß Gartenaccessoires wie Weidenmöbel und Trennwände in keinem Haushalt fehlen dürfen, der am Puls der Zeit lebt. Auch der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle: das Informationszentrum zieht Einheimische wie Touristen an, die selten nach Hause fahren, ohne einen Korb gekauft und einen cream tea getrunken zu haben.
Entscheidend sind offensichtlich die richtigen Ideen. Das dachte sich auch der Schaffarmer David Styles, der schon in den 80er Jahren für den traditionellen Betrieb seiner Farm keine Zukunft mehr sah. Irgendwann fiel ihm auf, daß viele Menschen keine Kuhmilch vertragen. Damit war auch das normale Speiseeis für sie tabu. Derek, der von seiner Farm aus auf die Küste des Bristol Channels blickt, wo sich im Sommer Tausende Urlauber an den Stränden von Minehead, Dunster Beach und Blue Anchor tummeln, dachte nach: Warum sollte man nicht versuchen, aus Schafsmilch Eis herzustellen?
1988 begannen Sue und David Styles mit der Umsetzung ihrer Idee. Inzwischen beschäftigen sie im Sommer 40 Mitarbeiter, die auf der Farm Eis herstellen und es im Umkreis der Brendon Hills in Somerset, am Rande des Exmoor Nationalparks, an den schleckenden Endverbraucher bringen. Die Haupteinnahmen stammen aus diesem direkten Verkauf, aber bereits zehn Prozent der auf der Farm produzierten Eiscreme wird per Post mail order in ganz England genossen. Styles Ice cream ist auf sämtlichen agricultural shows zwischen Barnstaple und Portsmouth vertreten, bringt den Besuchern der Henleys Regatta Abkühlung und wird sogar von den Parlamentariern in London geleckt.
Angefangen hatten Sue und David Styles mit einem Dreirad im Stil der 1930er Jahre, das an den Stränden patrouillierte und das Eis direkt an den Mann, die Frau und das Kind brachte. Im nächsten Jahr waren es dann schon zwei Dreiräder, schließlich sechs. Dazu kamen erst alte, dann neue motorisierte Eiswagen.
Von außen sieht die Farm zwar noch
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