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Gebrauchsanweisung für Südengland

Gebrauchsanweisung für Südengland

Titel: Gebrauchsanweisung für Südengland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Kößling
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immer aus wie eh und je. Wer auf der abgelegenen Landstraße in den Brendon Hills bei Rodhuish das alte Farmhaus passiert, wird nicht einmal ahnen, daß sich hinter der umgebauten Scheune die Produktionsstätte von jährlich 3 Millionen Litern Eiscreme verbirgt. Die Landschaft ist idyllisch. Rechts und links des Weges grasen Schafe, die Lieferanten der Milch, die später als Eiscreme Touristen verzückt.
    Bereits im Mittelalter wurden in Großbritannien Schafe als Milchlieferanten gehalten, da sie auch unter rauhen Bedingungen überlebten. Die Milch hat einen reichhaltigen, aber nicht strengen Geschmack, vergleichbar mit dem Geschmack von süßer Sahne. Sie wird auf natürlichem Wege homogenisiert, ist gut verdaulich und reich an Nährstoffen. Pro Tag gibt ein Schaf ungefähr drei Liter Milch.
    Auch David Jessup hat sich als Überlebenskünstler erwiesen, der aus der Not eine Tugend gemacht hat, als seine Existenz auf dem Spiel stand. Der Mann ist inzwischen fast ein Opfer seines Erfolgs – obwohl er noch nie aktiv für seine Produkte geworben hat, wird er der Nachfrage kaum Herr.
    In einem früheren Leben war David einmal Controller in einer Schuhfabrik in Minehead. Als diese 1983 geschlossen wurde, stand er vor der Frage: Mit der Familie aus den Brendon Hills wegziehen, irgendwohin, wo er möglicherweise einen Job bekommen konnte? Oder in den Hügeln mit Blick über liebliche Täler, marmoriert im roten Erdton des West Country, bis zum Bristol Channel und sogar, an guten Tagen, bis Südwales, verharren und auf bessere Zeiten hoffen? David und seine Frau beschlossen, nicht wegzugehen, um ihre Kinder auf dem Lande groß werden zu lassen. Sie überlegten, welche Fähigkeiten sie beide hatten, mit denen sie eigenständig ihren Lebensunterhalt verdienen konnten. Denn Arbeitsplätze sind im West Country auf dem Land rar. Ann Jessup war eine Meisterin im Einkochen von Marmelade und Chutneys, David ein begeisterter Hobbymaler. So legten sie los.
    Inzwischen hat David wegen eines Rückenleidens seiner Frau die Produktion der Marmeladen und Chutneys fast ganz alleine übernommen. Hund und Katze liegen mitten im Trubel in der kleinen Cottage-Küche, während David Obst und Gemüse aus der Umgebung verarbeitet. Pro Jahr füllt er 35000 Gläser à 227 Gramm und versieht jedes einzelne mit einem Label, das er selbst gezeichnet hat. Buntgeblümte Stoffdeckel, von einem Gummi gehalten, geben Marmalade, Strawberry Jam, Apple and cider Chutney den richtigen homemade touch. Im ersten Jahr haben David und seine Frau die Stoffabdeckungen noch selber zugeschnitten. Inzwischen läßt David die tellerförmigen Deckelchen ausstanzen – mit einem Gerät, das sonst in einer Schuhfabrik zum Einsatz kommt.
    In den Souvenirshops der Umgebung finden die Gläser mit dem Eingemachten und Eingekochten von Brendon Hill Crafts reißenden Absatz. Gäste von Hotels, Restaurants und Pensionen (bed & breakfast) nehmen sich ein Glas der zum Frühstück genossenen Marmelade zur Erinnerung mit nach Hause. Doch auch die Einheimischen kommen dank der Bauernmärkte, auf denen auch David seine Produkte anbietet, langsam auf den Geschmack. Inzwischen sind sie auch über die Landesgrenze des Exmoors bekannt. So ging David eine Kooperation mit den Betreibern der Lost Gardens of Heligan ein: Die im dortigen Souvenirshop als Lost Gardens of Heligan -Marmelade oder Chutney verkauften Produkte entstammen alle Davids Küche. Seine Verbundenheit mit den aus dem fast hundertjährigen Dornröschenschlaf geweckten Gärten in Cornwall zeigt sich auch in einer Serie von Aquarellen der diversen Gartenräume, die David gemalt hat und die man als Postkarten und Poster im West Country erwerben kann.
    Die Jessups wollten nicht weg aus den Brendon Hills – ein anderer Mann, der inzwischen gar nicht weit weg von ihnen lebt, hat alles getan, um endlich aus London herauszukommen und hier leben zu dürfen. Mike Podbury hat den Ausstieg geschafft: Seit Jahren schon suchte er eine Möglichkeit, am Rande des Exmoors seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 1975 kam er erstmals nach Bardon, versuchte sich im Holzschnitzen und im Handel mit Antiquitäten. Aber die Geschäfte liefen zäh, so mußte er immer wieder zurück nach London in seinen alten Beruf: Mike ist ein cabby, ein typischer Londoner Taxifahrer. Nun, typisch in der Hinsicht, daß er den berühmt-berüchtigten Taxifahrer-Test in London bestanden hat und ein schwarzes Taxi fahren darf.
    Ansonsten dürfte es nur wenige Londoner

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