Gebrochen
erstaunte mich wieder. Es erinnerte mich zu sehr an seine erste Zeit bei mir, als er willenlos alles mit sich hatte machen lassen.
„Was?“, fragte er, als er aufsah und meinen Blick bemerkte.
„Ich wunder mich nur, dass du keine Fragen stellst“, gab ich zu. Leon grinste und kam zu mir. Nachdem er mich geküsst hatte, meinte er grinsend: „Sonst wär´s ja keine Überraschung.“
Dann wandte er sich ab und verschloss seinen Rucksack. Da konnte ich ihm nur Recht geben, dachte ich mir, nun auch grinsend und warf die letzten Sachen in meinen Rucksack. Anschließende machten wir uns auf den Weg. Es waren fast drei Stunden Fahrt, in denen Leon aufmerksam aus dem Fenster sah. Je näher wir den Bergen kamen, desto größer schienen seine Augen zu werden. Nach dem ersten Anstieg, machte er den Eindruck, jeden Moment aus dem Auto springen zu wollen, um die Berge zu Fuß zu erklimmen.
„Ein wenig Geduld noch, wir müssen das letzte Stück ohnehin zu Fuß“, lachte ich schließlich. Er nickte nur, ohne den Blick von der Landschaft zu nehmen.
Als wir in dem kleinen Dorf angekommen waren, suchte ich mit einigen Schwierigkeiten das Haus, das mir die Frau am Telefon beschrieben hatte. Als wir endlich davor parkten, kam sie uns schon entgegen. Dass sie es war, stellte ich natürlich erst fest, nachdem wir uns vorgestellt hatten. Sie reichte uns einen Schlüssel und eine Karte der Umgebung, in der auch deutlich die Hütte eingezeichnet war.
„Lebensmittel hab ich schon hoch geschafft. So früh im Jahr bekommen wir normalerweise keine Gäste. Die Nächte sind noch empfindlich kalt“, erklärte sie.
„Kein Problem“, beruhigte ich sie. Sie nickte nur und wir machten uns zu Fuß auf den Weg. Leon schritt kräftig aus, dabei schien er gar nicht zu wissen, wo er zuerst hinsehen sollte. Ich war ja eigentlich nicht so sehr begeistert von Wanderungen, doch Leons Begeisterung steckte mich nach einer Weile an. Oder es war viel mehr so, dass die Zeit schneller verging, während ich ihn beobachtete.
„Du kannst beruhigt sein, es gefällt mir“, stellte er irgendwann fest.
„Ich war nicht beunruhigt und es ist offensichtlich“, erwiderte ich lächelnd.
„Du hast dich gefragt, ob es mir gefällt, bevor wir los sind“, korrigierte Leon mich, hielt an und stellte sich vor mich.
„Ja“, gab ich zu. Er sah mich schon wieder so intensiv an, dass ich schon fast dachte, seine Lippen auf meinen zu spüren. Doch er rührte sich nicht, sondern trat wieder einen Schritt zurück. Enttäuscht wollte ich weiter gehen, doch da war er plötzlich wieder vor mir.
„Du darfst mich jederzeit küssen“, raunte er. Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Zufrieden nahm ich von seinem Mund Besitz. Doch schon bald löste er sich von mir und wir gingen weiter.
Jetzt war ich in Gedanken versunken. Dass er mir erlaubte, auf ihn zuzugehen, war ein riesen Fortschritt, wie ich fand. Die Hoffnung, dass wir vielleicht irgendwann doch eine normale Beziehung – was das sexuelle anging – führen könnten, war wieder da. Bisher hatte ich mir verboten, zu viel darüber nachzudenken, das hätte mich nur mit zu viel Sehnsucht erfüllt. Je weniger ich darüber nachdachte, desto weniger fehlte es mir. Doch seine Aufforderung, mich ihm zu nähern, selbst die Initiative zu ergreifen, das war der erste Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem, ermahnte ich mich, durfte ich nichts überstürzen. Diese Erlaubnis bedeutete nichts weiter, als dass ich ihn küssen durfte. Keine Berührungen anderer Art.
Doch das war schon in Ordnung. Früher oder später würden ihm die Küsse zu wenig werden. So wie ihm die Küsse ohne Zunge zu wenig geworden waren. Ich musste ihm einfach nur die notwendige Zeit lassen. Zeit, um zu akzeptieren und wirklich zu realisieren, dass was immer er mit mir anstellte, ich ihm nicht gefährlich werden würde.
Leons entzückter Aufschrei riss mich aus meinen Grübeleien. Begeistert deutete er auf die Hütte. Ich konnte nur grinsen und ging darauf zu.
„Ist das die Überraschung?“, wollte er ungeduldig wissen. Ich sagte nichts, holte den Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. Mit großen Augen folgte er mir ins Innere. Es war nichts Besonderes. Die Hütte bestand aus einem Raum. Der Herd war mit Holz zu befeuern, so dass er gleichzeitig als Heizung diente. Es gab einen kleinen Tisch und ein großes Bett. Die Küche bestand aus einigen Schränken und einer Arbeitsplatte.
„Nicht großartig, aber ich dachte, vielleicht
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