Gebrochen
Felsen. So gingen wir querfeldein. Mehrere Stunden waren wir unterwegs, bevor wir wieder zurück kamen. Erneut aßen wir im Freien und dann saßen wir wieder und beobachteten, wie die Sonne verschwand.
***
Am nächsten Tag machten wir uns am Nachmittag wieder auf den Heimweg. Wir waren noch nicht lange unterwegs, als ich meinte: „Sollten wir wiederholen.“
„Ja, stimmt genau“, meinte Leon schwärmend. Ich lachte leise.
„Vielleicht ein wenig länger?“, schlug ich vor.
„Nein, nein“, wehrte Leon ab. Verblüfft blickte ich ihn an.
„Für ein, zwei Tage, ist das ok. Aber länger? Kaum zu glauben, dass die Leute früher so gelebt haben“, erklärte er.
„Ja, da hast du recht“, konnte ich nur zustimmen. Ohne fließend Wasser, ohne Strom, mitten in der Nacht aufstehen, damit man nicht fror. Nein, da lobte ich mir meine Zentralheizung. Doch für ein paar Tage, war es vollkommen in Ordnung, genau wie Leon gemeint hatte.
Ich brachte den Schlüssel und die Karte zurück und bezahlte. Wir würden uns sicher wieder melden, versicherte ich der Frau. Sie würde sich darauf freuen, erklärte sie, bevor wir uns verabschiedeten.
Es war schon spät, als wir nach Hause kamen, eigentlich schon Zeit fürs Bett. Doch wir gingen beide noch unter die Dusche, bevor wir schlafen gingen. Wie es für mich schon Gewohnheit wurde, rückte Leon zu mir, um mich zu küssen. Dann lächelte er mich liebevoll an.
„Das war großartig“, meinte er. Ich nickte, verloren in seinen Augen. Da küsste er mich noch einmal. Und dann machte er etwas Unglaubliches – er legte seine Hand während des Kusses auf meine Hüfte, strich leicht über meine Haut. Er hatte mich schon zuvor angefasst, hatte so ja erst begonnen, den Kontakt zu suchen, doch in Kombination mit seiner spielenden Zunge bedeutete es so viel mehr. Ich unterdrückte den Drang, mich ihm entgegen zu heben, nach mehr zu verlangen. Genießen, was er mir geben konnte, das war meine Devise, der ich unbedingt treu bleiben musste. Als er sich diesmal von mir löste und mich wieder ansah, hauchte ich: „Danke.“
„Wofür?“, fragte er ein wenig verblüfft – und misstrauisch?
„Das du mir so sehr vertraust“, meinte ich ergriffen. Denn es stimmte. Würde er es nicht machen, würde er mich niemals anfassen. Würde er mir nicht annähernd so nahe kommen. Er lächelte nur, drückte noch einmal kurz seine Lippen auf meine und zog sich danach zurück.
***
Wie eigentlich immer, wenn ich frei hatte, schliefen wir lange. Nach dem Frühstück setzte ich mich aufs Sofa. Träge war ich zu faul, auch nur irgendwas zu machen. Allerdings sollte ich mich doch überwinden, denn wir hatten kaum mehr Lebensmittel da. Es wurde Nachmittag und ich hatte mich noch immer nicht aufgerafft. Ich seufzte tief, versuchte mich zu motivieren.
„Was ist?“, fragte Leon.
„Ich muss einkaufen“, erklärte ich, nicht sehr begeistert. Leon stand sofort auf und wollte das scheinbar erledigen.
„Ich mach schon“, wehrte ich ab. Leon kam zu mir und küsste mich. Ich liebte seine Küsse, konnte gar nicht genug davon bekommen.
„Bleib sitzen“, meinte er sanft und verschwand. Zufrieden lehnte ich mich entspannt zurück und schloss die Augen.
„Hey, pennst du etwa?“, riss Hannes Stimme mich aus meinem Dämmerzustand.
„Nein, natürlich nicht“, lachte ich und blickte zu ihm. Er stand vor dem Sofa und blickte mich amüsiert an. Dann wurde er ernst und sah sich demonstrativ um.
„Ganz alleine heute?“, fragte er und es klang ein wenig lauernd.
„Leon ist einkaufen“, erklärte ich und setzte mich auf. Irgendwie war Hannes eigenartig drauf, fand ich. Das letzte Mal hatte er sich nach seiner Entschuldigung zwar normalisiert und auch als wir uns danach getroffen hatten, hatte er sich normal verhalten, doch jetzt?
„Weißt du, ich habe nachgedacht“, begann er. Ich nickte, wartete, was kommen mochte. Hannes setzte sich und fuhr fort: „Ich weiß, dass du es nicht hören willst, doch ich sag es trotzdem.“
Ich wartete, mit skeptisch zusammen gekniffenen Augen.
„Ich glaube, dass er dich ausnutzt“, stellte er fest. Nun riss ich verblüfft die Augen auf. Er warf mir einen Blick zu und fuhr fort: „Mal ehrlich, kommt es dir nicht komisch vor, wie schnell er sich erholt?“
Ich sprang auf, das war ungeheuerlich! Wie konnte er das sagen?
„Schnell?“, echote ich wütend. Er hatte ja keine Ahnung!
„Na hör mal, was sind schon drei Monate, oder von mir aus vier, wenn er
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