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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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…“, weiter kam ich nicht, weil Leons Lippen die meinen verschlossen.
    „Das ist ok. Es hat was von …“, er brach ab, sah sich noch einmal um und schloss dann: „… von Abenteuer.“
    Ich lachte leise auf und nickte, da hatte er wieder einmal vollkommen Recht. Wir stellten unsere Rucksäcke aufs Bett und blickten in die Schränke. Es waren natürlich nur Lebensmittel da, die nicht gekühlt werden mussten. Ohne Strom gab es nämlich auch keinen Kühlschrank. Und kein Licht, fiel mir ein. Suchend blickte ich mich um und entdeckte zwei Petroleumlampen auf einem Regalbrett. Das war bestimmt nicht nur Dekoration, wie man es heutzutage erwarten mochte. Probehalber wollte ich eine anzünden, solange es noch hell war. Neben den Lampen lagen jede Menge Zündhölzer, wovon ich eine Schachtel mit der Lampe zum Tisch brachte. Das erste Hindernis war schon mal, den Glaszylinder anheben zu können. Leon setzte sich zu mir und sah mir neugierig zu. Schließlich hatte ich den Hebelmechanismus durchschaut und hob den Zylinder an. Dann war es ganz einfach, als ob man eine Kerze anzünden würde. Zufrieden blies ich den Docht wieder aus.
    „Wo sind die Toiletten?“, fragte Leon da und ich blickte auf. „Keine Ahnung. Vielleicht brauchen wir ja den Spaten“, grinste ich und dachte dabei an meine Bundesheerzeit.
    „Was?“, machte er verständnislos.
    „Na wie beim Bundesheer, du weißt schon“, grinste ich immer noch. Leon stand auf und sagte leise: „Ich war nicht beim Heer.“
    „Zivildienst?“, fragte ich überrascht, konnte mir nicht vorstellen, wie Leon es geschafft haben sollte, dem Bundesheer zu entkommen. Immerhin war er gesund und nicht gerade schwach. Doch Leon schüttelte den Kopf.
    „Wie hast du das denn geschafft?“, kam es verblüfft aus meinem Mund, bevor ich nachdenken konnte.
    „Indem mein Vater die richtigen Leute bestochen hat“, erklärte er bitter.
    „Das geht?“, fragte ich leise, eigentlich mehr zu mir selbst, als zu ihm. Ich hätte mich anschließend ohrfeigen können, denn Leons Blick wurde starr. Er nickte, während Tränen in seine Augen stiegen. Das konnte nur bedeuten, dass die Bestechung wohl nicht mit finanziellen Mitteln zugegangen war.
    „Es war so ein hohes Tier. Derjenige, der die Zuteilungen macht oder so. Er war ganz begeistert von mir und seiner Ausbildung an mir“, sagte Leon leise. Sein Blick war nach wie vor, als ob er in weite Ferne blicken würde. Oder in die furchtbare Vergangenheit.
    „Es tut mir leid. Ich hätte nicht …“, hilflos brach ich ab. Leons Blick normalisierte sich und er wandte sich mir zu.
    „Entschuldige“, sagte ich noch einmal betreten. Ich ging zu ihm und küsste ihn sanft.
    „Komm mit raus“, forderte ich ihn auf, als ich mich von ihm löste. Er nickte nur und folgte mir. Wenigstens, so dachte ich, hatte er keinen Zusammenbruch. Doch ich würde nichts mehr aus der Vergangenheit ansprechen. Auch nicht aus meiner. Nicht, wenn wir im Urlaub waren. Das Risiko, dass er damit an seine eigene Vergangenheit erinnert wurde, war einfach zu groß. Ich selbst konnte es leicht vergessen. Er war schon so lange bei mir und er hatte sich so sehr erholt, dass es normalerweise kaum noch auffiel. Und ich hatte mich an sein Verhalten gewöhnt, dass auch das nichts Besonderes mehr darstellte. Doch für ihn? Was war schon ein halbes Jahr gegen zwölf?
    Ich verdrängte die Gedanken daran, wollte die Zeit hier mit ihm genießen. Wir traten aus der Hütte und sahen uns um. An einer der Außenwände war Brennholz gestapelt, an einer anderen fanden wir einen kleinen – winzigen – Holzverbau. Als wir hinein blickten, stellten wir beide mit großen Augen fest, dass es sich um ein Plumpsklo handelte. Ich verkniff mir jeden Kommentar und schloss die Tür wieder.
    „Ich bin für was zu essen“, erklärte Leon, als wir wieder an die Vorderseite der Hütte gingen. Ich nickte und so holten wir etwas aus den Schränken. Das Wetter war so schön, dass wir beschlossen, draußen zu essen. Kurzerhand setzten wir uns auf den Boden und veranstalteten ein Picknick. Dabei ließ ich meinen Blick durch die Gegend schweifen. Rundherum gab es nur Wiesen, immer wieder durchsetzt mit Felsen. In weiterer Ferne erhoben sie die Berge majestätisch in die Höhe. Es war ein herrlicher Blick und die Stille war auch einmalig. Nichts war zu hören – gar nichts.
    „Das ist wundervoll hier“, seufzte Leon nach einer Weile und legte sich auf den Rücken.
    „Ja, stimmt“, nickte ich. Ich

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