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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sagte ich, »du solltest dich nicht verantwortlich fühlen. Du hast sie mit allem versorgt, was sie brauchte…
    Martha Goodman, Ärzte, Medikamente… du hast es ihr angenehm gemacht…«
    »Und ich habe sie in ihrer kranken Welt belassen«, sagte er.
    »Aus reiner Bequemlichkeit habe ich gehofft, die ganze Zeit gehofft, sie würde daraus aussteigen und zu mir zurückkehren.
    Das war falsch. Wenn ich sie in eine Anstalt gegeben hätte, vielleicht…«
    »Tony, sie wäre dort nicht glücklicher gewesen. Vielleicht hätte sie nicht die Tabletten genommen, aber sie wäre dort so viele andere kleine Tode gestorben.«
    Nachdenklich schaute er mich an. Dann nickte er.
    »Du bist eine bemerkenswerte Frau geworden, Heaven.
    Wenn ich dich so ansehe, muß ich an unser erstes Gespräch in diesem Büro denken. Damals hast du mir die Wahrheit über deine Vergangenheit erzählt und wie Leigh gestorben ist, und ich habe dir die Spielregeln und Befehle diktiert. Ich dachte, du wärst wild, undiszipliniert und zurückgeblieben. Ich wollte dich zu einer Person nach meiner Vorstellung formen.
    Wie sich herausstellte, hattest du ein festes Rückgrat und einen starken Willen. Du wolltest so werden, wie es dir bestimmt war und wie du es dir vorgestellt hattest. Nichts, was ich dir gab oder sagte, konnte diese Tatsache ändern.« Er lachte. »Ich hätte mich auf die Erbanlagen von mir besser verlassen sollen, nicht wahr? Ich hätte dir gleich sagen sollen, wer dein Vater ist.«
    »Vielleicht«, sagte ich. In diesem Haus kommt die Wahrheit oft zur falschen Zeit, dachte ich. Ich war versucht, ihm zu sagen, daß ich wußte, daß Troy noch lebte, aber ich hielt mich zurück. Im Augenblick war er noch zu aufgewühlt. Seine Wunden waren noch offen. Trotzdem war ich böse auf ihn, daß er es mir, aus welchem Grund auch immer, verheimlicht hatte.
    Doch meine Wut zu zeigen und es ihm jetzt vorzuwerfen wäre unfair gewesen.
    »Wo ist Logan?«
    »Ich habe ihn zurück nach Winnerow geschickt«, sagte ich.
    »Er hat alle fünf Minuten dort angerufen.«
    »Richtig. Winnerow. In meiner Erinnerung ist alles so verschwommen. Es kommt mir so vor, als hätte man mir auf den Kopf geschlagen und mich dann bewußtlos zurückgelassen.«
    »Auf eine Art war es auch so.«
    »Ja. Gut, ich reiße mich jetzt lieber zusammen. Ich gehe jetzt hoch, dusche, ziehe mich an und komme dann zum Essen. Sag bitte Rye Bescheid, ja?«
    »Das tue ich, aber er hat sicher schon etwas fertig. Er hatte die ganze Zeit über immer etwas fertig.«
    Tony nickte.
    »Ich möchte dir danken, daß du mir so viel Kraft und Trost gibst, Heaven«, sagte er. »Du hast bewiesen, daß du tüchtig und verläßlich bist. Ich bin froh zu wissen, daß du eines Tages, wenn es soweit ist, meine Position übernehmen und unser Finanzimperium führen kannst.«
    »Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis es soweit ist«, sagte ich. Er antwortete nicht. Er schaute mich nur an und kam hinter dem Schreibtisch hervor. Plötzlich umarmte er mich und drückte mich fest an sich.
    »Dank sei Gott, daß du hier bist«, flüsterte er. »Dank sei Gott, daß du zurückgekehrt bist.« Er küßte mich auf die Stirn, hielt mich noch einen Moment lang fest und ging dann. Ich blieb noch einen Augenblick in dem Büro stehen und dachte darüber nach, wie kompliziert Männer doch sein können.
    Gerade, wenn man der Meinung war, daß sie unsensibel und hart, kalt, pragmatisch und rücksichtslos seien, offenbarten sie ihre tiefsten inneren Gefühle und brachten einen zum Weinen.
    Keiner der Männer in meinem Leben war leicht zu verstehen, und ich fragte mich, ob das für jede Frau so war.
    Nachdem ich das Büro verlassen hatte, gab ich den Dienstboten Anweisungen und ging in mein Zimmer, um mich auszuruhen. Am Abend rief Logan an, ganz aufgeregt über all die Veränderungen in seiner Abwesenheit. Er redete die ganze Zeit über das Projekt in Winnerow. Erst zum Schluß dachte er daran, sich danach zu erkundigen, wie es Tony ging. Ich sagte, daß ich den Eindruck hätte, er würde allmählich wieder zu seinem alten Selbst, aber daß ich dessen noch nicht ganz sicher wäre. Logan ergriff gleich die Gelegenheit und meinte, er müßte auch am Samstag in Winnerow bleiben. Er sagte etwas von Elektrikern, die am Samstag kommen würden und eine bestimmte Arbeit erledigen wollten, bei der er dabeisein müßte.
    »Zumal sich alles beruhigt bei euch.«
    »Tue, was du für richtig hältst, Logan«, sagte ich. Wie jeder andere Mann auch

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