Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
Vom Netzwerk:
wandte er sich an Hannah. »Er wartet flussaufwärts.«
    Daraufhin drehte sie sich wortlos auf ihrem Platz um und stieß ihr Paddel in das trübe, blaue Wasser. So viel dazu, dass er sie verunsichern könnte. Er wusste nicht einmal genau, was er eigentlich wollte – ein zivilisiertes Gespräch darüber, warum sie nichts miteinander anfangen sollten … oder Nachschlag.
    »Macht’s Ihnen was aus, auf das Kanu aufzupassen?«, fragte er, als er kurz darauf ein Ende des Boots ans Ufer zog.
    Sie wirkte nicht begeistert, gab jedoch nach. »Gut«, meinte sie.
    Als er daraufhin in einem verlassenen Waldstück verschwand, blickte sie ihm nach. Unter seinen Tennisschuhen knackten Zweige. Es war helllichter Tag und er wollte Westy unbedingt finden, ehe der ihm einen Mordsschreck einjagte, was seinem Kameraden immer riesigen Spaß machte.
    Abgesehen von einem vorbeiflitzenden Eichhörnchen schien der Wald verwaist. Er ging langsam im Kreis und fuhr erschrocken zusammen, als Westy hinter einem Baum hervortrat und urplötzlich neben ihm stand. »Verdammt!«, fluchte Luther.
    Westy, der ein khakifarbenes T-Shirt mit abgetrennten Ärmeln trug, schnalzte gespielt tadelnd mit der Zunge und gab Luther ein Blatt Papier.
    »Was ist das?«
    »Eine Skizze vom Lagerhaus. Ich komme gerade von meinem Vorstellungsgespräch. Den Job werd ich wohl eher nicht kriegen, die haben was gegen Fremde. Immerhin konnte ich mich umsehen.«
    »Haben Sie was entdeckt? Konnten Sie Fotos machen?«
    Westy schüttelte den Kopf. »Es gab nichts zu sehen. Aber ich hab das hier gezeichnet.« Seine Vorstellung einer Skizze entsprach einer ausführlichen Zeichnung mit Einzelheiten, die sonst nur einem Künstler aufgefallen wären.
    »Super. Meinen Sie, wir können da reingehen?«
    »Nee. Die Türen haben komplizierte Schlösser und außerdem gibt es eine Alarmanlage. Wir müssen definitiv übers Wasser rein.«
    »Tut mir leid.« Westys Abneigung gegen das Tauchen war kein Geheimnis, aber als SEAL hatte er gelernt, damit umzugehen. Der Umstand, dass sie den Fluss praktisch nicht kannten, machte diesen Tauchgang sehr gefährlich. Keiner von ihnen war schon einmal in dem Gewässer geschwommen. Zudem würden sie bei Tag nur Verdacht erregen, womit alles auf eine nächtliche Aktion hinauslief.
    Zum Glück hatten sie ihre Tauchausrüstung dabei. Ihre Neoprenanzüge samt Kreislaufatemgeräten steckten in Westys Kofferraum.
    »Wir treffen uns an der Pension, unten bei den Kanus. Um null dreihundert«, entschied Luther. »Tauchfertig. Aber packen Sie vorher Ihre Sachen ins Auto, für den Fall, dass wir uns schnell verdrücken müssen.«
    »Ja, Sir.«
    »Noch Fragen?«
    Westy schielte in Richtung Fluss. »Wie war’s denn im Liebesnest?«, erkundigte er sich und setzte sein typisches schalkhaftes Grinsen auf.
    Beim Gedanken daran, wie Hannah sein bestes Stück fest in die Hand genommen hatte, bekam Luther rote Wangen. »Gut«, antwortete er knapp.
    »Hat sich Valentino gemeldet?«, wechselte Westy scharfsinnig das Thema.
    »Er ist noch immer außer Landes.« Luther hatte mehrmals versucht, den FBI-Agenten zu erreichen. »Wahrscheinlich verfolgt er eine heiße Spur. Wäre es nicht großartig, wenn Lovitt und sein Boss gemeinsam in den Bau wandern würden?«, sinnierte er.
    Westy brummte irgendwas davon, dass Lovitt die nächsten zwanzig Jahre Scheiße fressen sollte.
    »Behalten Sie Ihre Skizze, um sich unser Vorgehen zu überlegen, Chief.«
    »Ja, Sir«, antwortete Westy, der die Einsatzplanung gern übernahm. »Und was soll Hannah machen?«, erkundigte er sich.
    Seit wann nannte Westy Hannah beim Vornamen? »Gar nichts«, gab Luther zurück. Die Eifersucht, die kurz an ihm nagte, missfiel ihm.
    »Das wird ihr nicht passen.«
    Das hatte Luther sich auch schon gedacht. »Sie kommt nicht mit, es sei denn, die CIA bringt ihren Leuten das Tauchen bei«, konterte er.
    Westy sah ihn nur an.
    »Dann bis null dreihundert, Chief«, sagte Luther und entließ ihn. »Melden Sie sich, wenn irgendwas ist.«
    »Ja, Sir.« Westy drehte sich um und verschmolz wieder mit dem Wald.
    Bei Gott, der Kerl war schon nach fünf Schritten wie vom Erdboden verschluckt.
    Als Luther zum Kanu zurückkam, sah er, wie Hannah sich eine Fliege von der Stirn wischte und Luft unter ihr Stricktop wedelte. Sie war aufgrund der Hitze ganz rot im Gesicht und wirkte ziemlich genervt. »Und, was liegt an?«, fragte sie.
    »Westy und ich müssen am Anleger vorbei ins Lagerhaus schwimmen«, antwortete er und schob

Weitere Kostenlose Bücher