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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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mit einem neckischen Lächeln gefragt, bei dem ihm klargeworden war, dass Sex mit Hannah ein Riesenvergnügen sein würde. Er hatte sich vorgestellt, wie er sie gegen die Wand drückte, langsam in sie eindrang und sagte: Fühlt sich das etwa klein für dich an?
    Luther rührte sich im Sessel. Solche Gedanken würden ihm nichts als Ärger einbringen. Hannah war heiß, klar, das wusste er schon seit der ersten Begegnung mit ihr, und seitdem hatte er sich davor gehütet, der Anziehungskraft nachzugeben.
    Sie war nicht die Richtige für ihn. Sie würde sich sicher nicht um Heim und Herd kümmern, während er seiner Arbeit nachging. Lieber stünde sie selbst mit ihm an vorderster Front. Und deshalb würde er sich zusammenreißen, egal wie sehr er ihre Gesellschaft genoss und egal wie groß die Versuchung war, zu ihr ins Bett zu steigen und seinem wachsenden Verlangen nach ihr nachzugeben.
    Sein Handy begann zu vibrieren und tanzte über die Kommode. Luther sprang aus seinem Sessel auf und schnappte es sich, bevor Hannah davon wach wurde. Dann ging er damit ins Bad und schloss die Tür. »Lindstrom«, meldete er sich.
    »Sir.« Es war Westy, der Bericht erstattete. »Ich habe heute Abend mit mehreren Leuten gesprochen. Ich glaube, ich habe Lovitts Lager lokalisiert. Es gehört einem weiteren Blaylock – dem Bruder des Sheriffs.«
    Bingo. »Wo ist es?«, fragte er, während er im Badezimmerspiegel in das Weiße seiner Augen starrte.
    »Am anderen Flussufer, genau gegenüber von Ihrer Pension, Sir. Bei Tagesanbruch werden Sie es sehen. Ich hab dort morgen früh ein Bewerbungsgespräch. Für den Fall, dass ich was entdecke, nehme ich die Kamera mit.« Der Master Chief hatte ihnen die Infrarotkamera überlassen, mit der er zur Auskundschaftung in Millers Wohnung gewesen war.
    »Gute Arbeit, Chief. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Ein ersticktes Geräusch ließ Luther zum Schlafzimmer herumfahren. Er brach das Gespräch auf der Stelle ab und wünschte sich, seine MP-5 ins Bad mitgenommen zu haben.
    Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spaltbreit und spähte ins Zimmer. Zu seiner Erleichterung gab es keinen Eindringling. Aber Hannah lag steif auf den Bett und hatte die Decke von sich gestrampelt. Offenbar suchte sie ein Albtraum heim.
    »Nein!«, schrie sie und hob die Hände, als würde sie sich an irgendetwas festhalten.
    Er wollte sie wecken. »Hannah«, sagte er, fasste sie bei den Schultern und schüttelte sie vorsichtig. Sogar im Dunkeln schimmerte ihr Haar tiefdunkelrot. Er sehnte sich danach, mit seinen Fingern hindurchzufahren.
    Zu seiner Verblüffung schlang sie die Arme um seinen Hals und nahm ihn in den Schwitzkasten. Er kniete halb auf dem Bett, und als sie sich jetzt umdrehte, zog sie seinen Kopf mit sich. So landete er flach auf dem Rücken. Hannah hockte rittlings über ihm und drückte ihn auf die Matratze.
    Sofort war er sich ihres Schritts über seinen Hüften bewusst. Sie duftete nach der französischen Gästeseife der Pension. Und das Einzige, was ihn von ihrer nackten Haut trennte, waren Westys Harley-Davidson-T-Shirt und die kurze Jogginghose. In seinen Ohren rauschte das plötzlich schneller strömende Blut.
    Doch durch die hauchdünnen Vorhänge fiel genug Mondlicht auf Hannah, um ihre benommene Miene zu erkennen. Sie versuchte keineswegs, ihn ins Bett zu kriegen, sondern hing irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit. Er kannte diesen Ausdruck von den Gesichtern erschöpfter SEAL-Anwärter nach der sogenannten Höllenwoche in der Ausbildung.
    »Was ist?«, fragte sie orientierungslos.
    »Sie haben geträumt«, erklärte er und kämpfte sich unter ihr hervor.
    »Oh«, sagte sie und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Ja, es ist immer derselbe verfluchte Traum. Ich hab das so satt.«
    Ihre Verletzlichkeit berührte ihn. Die Hannah, die er kennengelernt hatte, war erstaunlich stark, intelligent und furchtlos. Und nun sah er eine Seite an ihr, die sie gewöhnlich unter Verschluss hielt.
    »Falls Sie darüber reden wollen … «, bot er an. Es konnte nicht schaden, ihr ein wenig von dem Druck zu nehmen, unter dem sie stand.
    Sie rieb sich die Augen und seufzte. »Aus irgendeinem blöden Grund sitze ich mit meinen Eltern in diesem Flugzeug. Ich bin die Kopilotin und versuche, meinem Vater dabei zu helfen, die Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen, aber sie sinkt immer weiter.«
    Oh Gott, er hatte nicht daran gedacht, dass es hier um ihre Eltern ging. Dafür fehlten ihm die tröstenden Worte.

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