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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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das Boot vom Ufer. »Alle anderen Zugänge sind gesichert.«
    Hannah blickte geradeaus. »Und was habe ich dabei zu tun?«, fragte sie über die Schulter gewandt.
    Er stieß das Kanu ins Wasser und stieg erst in letzter Sekunde hinein, womit er sich eine Antwort ersparte.
    Doch Hannah ruderte nicht. Sie wartete, spitzte ein Ohr in seine Richtung und saß mit dem Paddel auf dem Schoß da. »Luther«, sagte sie mit einem warnenden Unterton in der Stimme.
    »Wir müssen schwimmen, Hannah«, wiederholte er noch einmal. »Mit Kreislaufatemgeräten.« Er bezweifelte, dass sie wusste, was das war – nämlich spezielle Tauchgeräte, bei denen keine Luftblasen aufstiegen. So konnte man unauffälliger operieren.
    »Das heißt nicht, dass ich nicht hinpaddeln könnte. Wie wollen Sie die Kamera transportieren?«
    »Die ist wasserdicht.«
    Das verschlug ihr zumindest für den Moment die Sprache. Sie saß da, mit ihrer aschbraunen Perücke, kratzte sich unter ihrem verschwitzten Oberteil, die Brillengläser beschlagen – und sah trotz allem umwerfend aus.
    »In Quantico haben Sie mich im Auto warten lassen«, sagte sie, ihre Stimme verriet ihre Anspannung. »In Westys Haus haben Sie mich allein gelassen, um den Attentäter, der es auf mich abgesehen hatte, zu jagen. Und jetzt soll ich in der Pension sitzen und Däumchen drehen?«
    »Still«, drängte er sie. »Das Wasser leitet Geräusche weiter.«
    Sie murrte angesichts der Zurechtweisung. Luther verkniff sich ein Glucksen. Er fand ihr Temperament so interessant wie alles an ihr. Die meisten Frauen wären dankbar, wenn man sie vor Gefahren bewahrte. Hannah nicht. Sie wollte immer mittendrin sein. Sein Respekt vor ihr stieg noch. »Nächstes Mal sind Sie dabei«, versprach er.
    »Nächstes Mal?« Sie funkelte ihn über die Schulter an. »Wenn wir finden, was wir suchen, wird’s aber kein nächstes Mal geben.«
    Davon ging er aus. »Schauen Sie«, sagte er beschwichtigend und paddelte dabei immer noch allein weiter, »Westy und ich machen so was ständig. Wir sind praktisch in der Lage, die Gedanken des anderen zu lesen. Da können wir keine Ablenkung gebrauchen.«
    »Ach, jetzt bin ich also schon ein Handicap«, teilte sie dem bewölkten Horizont mit.
    Verdammt, ja . Es war schon schlimm genug, dass er den Zwischenfall vom Morgen nicht vergessen konnte. Ihre augenblickliche Laune machte ihn an. Er hätte ihr gern gezeigt, wie sehr sie ihn wirklich ablenkte, wie weiblich sie war. Er dachte an die Stunden, die ihnen noch bis zu ihrem nächtlichen Einsatz blieben.
    Zeit genug für einen nachmittäglichen Sexmarathon , dachte er und vergaß für den Moment alle Disziplin.
    Hannah schaute ihn finster an. »Bin ich wirklich nicht mehr?«, wollte sie wissen. »Nur eine Ablenkung?« Ihr Blick fiel auf seinen glänzenden Oberkörper.
    Luther beschloss, es mit Ehrlichkeit zu versuchen. »Heute Morgen haben Sie mich jedenfalls ganz schön abgelenkt.« Er sah zufrieden zu, wie ihre Wangen erröteten.
    Ausnahmsweise einmal sprachlos, drehte sie sich wieder nach vorn.
    Luther geriet mit dem Rudern in Verzug. Er bemerkte plötzlich, dass ihm die Arme wehtaten, also legte er das Paddel über seine Knie und ließ das Kanu mit der Strömung treiben.
    Der Geruch von Brackwasser stieg ihm in die Nase, über ihnen zog ein Fischadler auf der Suche nach Beute seine Kreise und am vor ihnen liegenden Ufer raschelten die Blätter im Wind. Schön war das. Doch am Horizont häuften sich Gewitterwolken und kündigten schlechtes Wetter an.
    Luther wischte sich den Schweiß von der Stirn und griff wieder nach dem Ruder.
    Sobald sie sich der anderen Flussseite näherten, schloss Hannah sich ihm an und stieß wild entschlossen ihr Paddel ins Wasser, als könnte sie gar nicht schnell genug ans Ufer gelangen – oder von Luther wegkommen.
    Sie sprach kein Wort mit ihm, während sie das Kanu an Land zogen und umdrehten.
    »Wir müssen heute Nachmittag unsere Sachen im Auto verstauen«, sagte Luther. »Dabei darf uns keiner sehen.«
    »Fahren wir heute Nacht noch zurück?«, fragte sie und sah ihn kurz an.
    »Wenn es sein muss. Ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Wenn wir bleiben, schlafen Sie im Sessel«, verkündete sie. Und dann lief sie vor, die Wollhose klebte feucht an ihren Oberschenkeln, als sie fast zum Eingang rannte.
    Ja, lauf du nur, Mädchen .
    Er unterdrückte den Impuls, ihr nachzujagen, sie aufs Bett zu werfen und ihr zu beweisen, wie sehr sie ihn ablenkte. Das war, was Veronica gewollt hätte.

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