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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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passiert, auf denen das Lagerhaus erbaut worden war. Keiner der beiden hatte das Gelände bisher aus dieser Perspektive zu Gesicht bekommen.
    Sie tauchten in den Wald aus versunkenen Stützpfeilern ein und folgten dem für Schiffe ausgehobenen Fahrkanal ins Innere der Anlage. Als sie unter der Außenwand des Lagerhauses hindurchtauchten, befand sich der schlammige Grund nur noch wenige Meter unter ihnen. Dann stießen sie auf ein Schott, sie hatten den Liegeplatz erreicht.
    Zu ihrem Entsetzen war der Innenraum hell erleuchtet. Lieber hätten sie im Dunkeln operiert. Wenn sich da oben jemand aufhielt, würde man sie unweigerlich entdecken.
    Luther signalisierte, er werde zuerst auftauchen. Er hielt sich dicht an dem Schott, steckte den Kopf aus dem Wasser und schob die Tauchermaske aus dem Gesicht, um sich umzuschauen. Ein Dutzend nackter Glühbirnen hing im Raum verteilt und warf karges Licht auf übereinandergestapelte Holzkisten, Sackkarren und riesige Kühlschränke.
    Weit und breit war keine Menschenseele in Sicht. Luther bedeutete Westy, dass die Luft rein sei, und sie schwammen daraufhin zur einzigen Leiter. Nachdem sie die Schwimmflossen abgenommen und hinter die Sprossen geklemmt hatten, stiegen sie in ihren Gummischuhen lautlos aus dem Wasser.
    Das Lagerhaus war riesig, der Liegeplatz allein bot Raum für Schiffe von beträchtlichen Ausmaßen. Luther sah Westy an, der auf die nächste Wand deutete. Ihre Schritte wurden vom Regen übertönt, der auf das Blechdach prasselte.
    Luther öffnete die Tür des erstbesten Kühlschranks, woraufhin ihm der Geruch von Fisch und Austern entgegenschlug. Keine Frage, sie befanden sich in einem typischen Lager für Meerestiere. Wenn man hier den ganzen Tag arbeiten müsste … , dachte Luther, während er in seinen Gummischuhen über den Boden schlitterte.
    Er und Westy bewegten sich methodisch an der Wand entlang und spähten der Reihe nach in jeden Container. Sie fanden Welse, Adlerfische, Flundern, Wolfsbarsche und ausreichend Austern, um die gesamte Bevölkerung von Virginia damit zu ernähren, aber nichts Verdächtiges.
    Luther lief zu einem Stapel Kisten, die entweder gerade erst abgeladen worden waren oder dort standen, weil sie bald verschifft werden sollten. Er versuchte, eine davon zu öffnen, doch sie war fest zugenagelt.
    Westy fand einen beiseitegelegten Hammer und begann auf Luthers Nicken hin, das Behältnis aufzubrechen. Einer der Nägel quietschte, dass es von der Decke widerhallte und beide Männer den Atem anhielten.
    Doch alles blieb still, weshalb sie beruhigt fortfuhren. Schließlich konnte Westy den Deckel abheben. Als Luther das Füllmaterial zur Seite schob, bot sich ihm ein Anblick, bei dem seine Kopfhaut zu kribbeln anfing.
    Zwischen den Schaumstoff-Flocken lag eine Sammlung AK-47-Sturmgewehre, genau wie die, die vor einem Monat von einer Fregatte auf dem Weg nach Somalia verschwunden waren. Heilige Scheiße, sie hatten Lovitts geheimes Lager gefunden! Auf der Suche nach Seriennummern, nach irgendetwas, das diese Waffen mit dem Diebesgut in Verbindung brachte, schob er das Füllmaterial weg.
    Er musste erst seine Taschenlampe hervorholen, ehe er die Nummern fand. Vor Aufregung zitternd machte er Bilder von den Waffen und mehrere Nahaufnahmen der eingravierten Seriennummern.
    Dann nahmen sie sich die nächste Kiste vor und achteten beim Öffnen nicht mehr so sehr darauf, leise zu sein. Als sie ein Schlurfen hörten, erstarrten sie wie Diebe und fuhren herum. Was sie sahen, ließ Luther das Blut in den Adern gefrieren.
    Keine sieben Meter entfernt stand ein Dobermann und musterte ihn aus gelb schimmernden Augen.
    Westy griff langsam nach seinem Messer. Luther wusste, dass der Chief das Tier, falls nötig, mitten ins Herz treffen würde. Beide prüften sie die Distanz zum Wasser und ihre Chance abzutauchen, bevor der Hund bei ihnen war.
    »Ganz ruhig, mein Junge«, sagte Luther besänftigend und wich langsam zum Wasser zurück.
    Der Hund knurrte aus tiefster Kehle.
    »Rührt euch nicht von der Stelle!« Die Stimme kam aus dem Nirgendwo und wurde von der hohen Decke zurückgeworfen. Hinter dem Wachhund trat ein älterer Mann aus dem Schatten, er hielt eine Schrotflinte auf Luther gerichtet. »Wofür haltet ihr euch, in ein Privatgelände einzudringen?«
    Der Mann trug die Uniform eines Wachmanns. Sich ihm zu ergeben kam nicht infrage. Luther stieß Westy an – das Signal, die Beine in die Hand zu nehmen. Sie sprangen beide ins Wasser und klemmten

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