Gebrochene Versprechen
Krankenbett lag und sich kaum rühren konnte, offen seine Meinung zu äußern. »Ich hoffe, Sie halten Wort, Sir.« Herausfordernd schaute er Valentino in die Augen. »Sie legen sicher keinen Wert darauf, sich mit einem ganzen Trupp Navy SEALs anzulegen, das kann ich Ihnen versprechen.«
Luther war erleichtert, als er den FBI-Agenten verdrießlich lächeln sah. Seine Augen funkelten vor Belustigung. »Stimmt«, gab er Luther recht. »Gedulden Sie sich, Lieutenant. Wir sind unserem Mann dicht auf den Fersen und werden ihn in Kürze festnehmen. Danach müsste dann alles seinen Lauf nehmen. Aber was Sie auch tun, seien Sie auf keinen Fall unvorsichtig. Ihr Job steht auf dem Spiel.«
Luther fragte sich, was das nun wieder heißen sollte, und versuchte, trotz der bohrenden Schmerzen in seiner Schulter einen klaren Gedanken zu fassen.
»Wie macht Geary sich?«
Man hätte annehmen können, Valentinos Frage zielte darauf ab, Luther aus dem Konzept zu bringen. Vor seinem inneren Auge flackerten die Bilder aus seinem Traum auf.
»Prima«, sagte er kurz angebunden. »Sie ist eine starke Frau«, schob er ohne Übertreibung hinterher.
Valentino vergrub die Hände in den Taschen seines Trenchcoats. »Richten Sie ihr aus, dass sie ihren Bruder sehen kann, sobald ich das Individuum in Gewahrsam genommen habe. Kann ich Ihnen noch irgendetwas bringen, bevor ich gehe?«
»Nein.« Luther wollte nur noch, dass er endlich verschwand, damit er in Ruhe über Valentinos Anliegen nachdenken konnte. »Danke.« Wenn sie das NCIS nicht umgehend von den gestohlenen Waffen in Kenntnis setzten, würde Lovitt sein Lagerhaus räumen, noch bevor die Behörden sich dort umsehen konnten. Vielleicht wären die Fotos der mit dem Diebesgut übereinstimmenden Seriennummern jedoch auch ausreichend.
Valentino drehte sich mit einem letzten rätselhaften Blick um und ging hinaus. Luther blieb noch einen Moment lang sitzen, ließ die Worte des FBI-Agenten Revue passieren und versuchte, ihnen auf den Grund zu gehen, ohne dabei auf das schmerzhafte Puckern in seiner Schulter zu achten. Wollte er das Krankenhaus an diesem Abend verlassen, würde er starke Schmerzmittel benötigen. Also drückte er den Knopf, um die Schwester zu rufen.
Aus dem Lautsprecher dröhnte eine ihm wohlbekannte Stimme. »Was gibt’s?«
Luther schluckte seinen Männerstolz hinunter. »Ich brauche was gegen die Schmerzen«, brummte er.
»Jetzt schon?«, höhnte Schwester Rex. »Ihr SEALs seid wohl auch nur Riesenbabys. Bleiben Sie im Bett, ich bin gleich bei Ihnen. Die gute, alte Rex passt schon auf Sie auf.«
Er zuckte zusammen, als er sich auf die Seite wälzte, um auf sie zu warten. »Genau davor fürchte ich mich ja«, jammerte er.
12
Virginia Beach, Virginia
27. September, 23 Uhr 32
Leila ließ sich auf ihr mit Kissen übersätes Sofa sinken und vertiefte sich auf den Kriminalroman auf ihrem Schoß. Sie wollte an diesem Abend nicht schon wieder an Sebastian denken und wie ein liebestoller Teenager von ihrem letzten gemeinsamen Abend träumen, sondern sich in ihrem Buch verlieren und sich selbst beweisen, nicht von diesem Mann besessen zu sein. Und sich vor allem nicht in ihn zu verlieben.
Liebe . Schon allein das Wort versetzte sie in Panik. Sie konnte unmöglich mit einem Mann zusammen sein, der in derartigen Höhen aus Flugzeugen sprang, dass er dabei eine Sauerstoffmaske tragen musste. Und sie würde sich bestimmt nicht in einen Mann verknallen, der jede Stunde aus dem Bett hüpfte, um die Nachrichten auf seinem Pager zu beantworten. In seinem Job war Gefahr an der Tagesordnung, sodass er jederzeit, von einem Tag auf den anderen, umkommen und sie mittellos zurücklassen konnte. Sie würde es nicht noch einmal verkraften, sollte ihr Herz gebrochen werden.
Leila blinzelte. Es funktionierte nicht. Sie konnte nur noch an den schönen Abend mit Sebastian vor zwei langen Nächten denken. Sie hatte noch nie zuvor in ihrem Leben einen Abend mit einem Mann als so erfüllend empfunden. Dabei hatte er sie nicht einmal richtig geküsst, ihr lediglich einen Schmatz auf die Wange gegeben, als sie am Morgen danach bei Mike dem Mechaniker in ihr Auto gestiegen war. »Ich wünsche dir einen schönen Tag, querida «, hatte er gemurmelt und sie aus espressobraunen Augen zärtlich angesehen.
Verdammt, und ob sie sich gerade in ihn verliebte! Kein Wunder also, dass sie sich das ganze Wochenende über verloren und einsam gefühlt hatte. Dieses Gefühl endlosen Schmerzes war der Preis
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