Gebrochene Versprechen
verzeihen.«
Ihm verzeihen? Er bat sie um Verzeihung?
Tränen der Erleichterung traten in ihre Augen und verklärten ihren Blick auf sein gut aussehendes Gesicht. Er würde ihr also doch nicht das Herz brechen.
»Du benötigst Zeit, um darüber nachzudenken«, schloss er aus ihrer Reaktion, wandte sich traurig ab und machte sich zu seinem Wagen auf.
»Sebastian, warte!«
Er drehte sich um. Die Hoffnung, die nun in seinen Augen aufflackerte, ließen keinen Zweifel mehr aufkommen. Er wollte noch immer, dass sie Teil seines Lebens war.
»Da ist nichts, was ich dir verzeihen müsste«, versicherte sie ihm leise. Vor geraumer Zeit wäre das vielleicht noch anders gewesen. Die Täuschung hätte Zweifel an seinem Charakter in ihr aufkommen lassen und ihr Vertrauen in ihn erschüttert. Aber sein Handeln hatte bewiesen, dass er es ehrlich mit ihr meinte. »Es war eine wunderschöne Nacht«, wagte sie sich vorsichtig vor.
Sein Lächeln ließ auch das letzte bisschen Furcht verschwinden. »Wir sollten das möglichst bald mal wiederholen«, rief er ihr zu und verließ den Bürgersteig, um zu seinem Wagen zurückzukehren.
Nieselregen benetzte sein Haar und seine Schultern mit winzigen diamantenen Tropfen, die an ihm haften blieben, als wären es ihre Empfindungen.
Sie sah dabei zu, wie er den Motor startete, zum Abschied eine Hand hob, den Wagen zurücksetzte und davonfuhr.
Wir sollten das möglichst bald mal wiederholen .
Sie schloss die Tür und lehnte sich mit weichen Knien dagegen.
Oh, Sebastian , dachte sie seufzend. Ich kann es kaum erwarten .
Marinestützpunkt Patuxent River
28. September, 10 Uhr 14
»Er ist zurück.«
Luther schreckte ob der seltsamen Worte auf und erkannte Hannahs Stimme. Vorsichtig öffnete er die Augen und sah sie über sich. Ihre Haare waren nun flammend rot statt aschbraun, die schönen Augen nicht länger hinter Brillengläsern versteckt. Allerdings trug sie noch immer diese spießige braune Bluse mit Clownskragen, auch wenn ihr die Farbe gut stand.
Er blinzelte, als wollte er die Erschöpfung vertreiben, die ihn in den schwarzen Abgrund zurückzuziehen drohte. Träumte er? Er würde es herausfinden, indem er ihr die Bluse aufknöpfte.
Doch dann entdeckte er Westy, der vor dem Bett auf und ab marschierte und ihn mürrisch ansah. »Wir haben die Anhörung verpasst, Sir.« Sein Tonfall war zwar nicht anklagend, der Ärger aber eindeutig herauszuhören.
»Was?« In der Hoffnung, das dumpfe Gefühl loszuwerden, rieb Luther sich mit einer Hand durchs Gesicht. »Wie spät ist es?« Die Sonne fiel bereits hell ins Zimmer und schien Hannahs Haar regelrecht in Brand zu stecken. »Warum trägst du deine Perücke nicht?«, fragte er sie.
Sie hielt ihm eine Zeitung vor die Nase, die zuvor auf dem Nachttisch gelegen hatte. »Deshalb.«
Abermals blinzelte Luther, als Hannah auf den Leitartikel oben auf der Seite deutete: FBI verhaftet CIA-Direktor Bill Westmoreland . »Westmoreland!«, entfuhr es ihm. In Gedanken an das Gespräch mit Valentino ließ er seinen Blick zum Datum im Kopf der Zeitung schweifen, bevor er Westy anschaute, der ihn unbewegt ansah. »Oh, Scheiße.« Er hatte die komplette Nacht verschlafen. »Ich bin davon ausgegangen, Sie würden mich anrufen.«
»Oh, das habe ich auch, Sir«, entgegnete Westy und spannte seine Kiefermuskeln an. »Mehrmals sogar.«
Luther starrte auf das Telefon neben seinem Bett. »Ich habe nichts gehört.«
»Deshalb wollte ich ja auch nach Ihnen sehen, aber der Schießhund da draußen hat mich bei dem Versuch erwischt, Sie zu wecken. Ich hätte die CD ja selbst nach Virginia Beach zurückgebracht, musste aber auch an Hannah denken, und ich glaube nicht, dass Sie es gutgeheißen hätten, wenn ich so ein Risiko eingegangen wäre. Mir hat noch nie jemand dermaßen die Hölle heiß gemacht, Sir«, endete er und verwies damit auf Schwester Rex.
Luther zuckte zusammen. Kein Wunder, dass Westy stinksauer war.
»Jetzt hören Sie endlich auf, mit ihm zu schimpfen«, unterbrach ihn Hannah und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Er kann doch nichts dafür, dass die Schwester ihn mit Medikamenten vollgepumpt hat.«
Luther war froh, dass sie ihm zur Seite stand, aber ihre Hand auf Westys Arm gefiel ihm überhaupt nicht. Und in der letzten Nacht hatte sie sich mit ihm sogar ein Zimmer geteilt.
Westy wendete sich leise vor sich hin brummend ab und stolzierte Richtung Bad.
Endlich fiel der Groschen. »Rex hat mich betäubt?«, fragte Luther. Er erinnerte
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