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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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erschöpft, um die Rührung und Erleichterung in ihrem Blick verbergen zu können. »Luther!«, platzte es aus ihr heraus, und er bemerkte, dass hinter ihren falschen Brillengläsern Tränen glitzerten. Vielleicht lag es ja an den Schmerzmitteln in seinem Blutkreislauf, aber angesichts ihrer Besorgnis wäre er am liebsten von seiner Transportliege gehüpft und hätte Bäume ausgerissen, um ihr zu beweisen, dass er fit war.
    »Raus da!«, kommandierte Schwester Rex Hannah aus Luthers Bett.
    Westy sprang auf. Er wirkte mit seinen struppigen Haaren und den Bartstoppeln, die sein Kinn wie ein Nadelkissen aussehen ließen, noch zerzauster als sonst. Immerhin hatte er Zeit gehabt, den Taucheranzug gegen normale Kleidung einzutauschen. »Wie geht’s Ihnen, Sir?«, fragte er und warf Schwester Rex einen argwöhnischen Blick zu.
    »Er braucht achtundvierzig Stunden Bettruhe«, antwortete diese an Luthers Stelle. »Keine Aufregung. Keine Spaziergänge.« Sie zog die Transportliege neben das Bett und hängte den Infusionsbeutel an einen Haken darüber. Aus Angst, die Krankenschwester könnte ihn vielleicht hochheben wollen, rutschte Luther rasch hinüber. »Wenn Sie mal müssen«, fügte sie hinzu, »drücken Sie den Klingelknopf, dann bringe ich Ihnen eine Bettpfanne.«
    Luther starrte sie entsetzt an. »Das soll doch wohl ein Witz sein?«
    »Sehe ich so aus, als würde ich Witze machen?« Wieder blickte sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Nein, Ma’am.«
    Sie seufzte schwer und schüttelte bekümmert den Kopf. »Das ist das Problem mit euch Offizieren. Ihr habt keinen Sinn für Humor. Sie haben doch zwei Beine, oder? Also laufen Sie zum Klo.« Dann funkelte sie Hannah und Westy an. »Und Sie beide sorgen dafür, dass er sich die Ruhe antut. Ich verlasse mich auf Sie.«
    »Ja, Ma’am«, konterte Westy und kniff vor Entschlossenheit die Augen zusammen. »Ich glaube, die steht auf Sie«, fügte er hinzu, kaum dass Schwester Rex um die Ecke verschwunden war.
    Dann griff er in seine Gesäßtasche und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus. »Der Master Chief hat uns das hier gefaxt, damit wir keine weiteren Fragen beantworten müssen.«
    »Was ist das?«
    »Eine Erklärung darüber, dass Sie bei einer Schießübung verwundet worden sind.«
    »Amen«, sagte Luther und überflog die Benachrichtigung. Mit diesem Schrieb würde ihm niemand wegen der Patientensicherheit auf die Pelle rücken.
    »Gibt’s was Neues von Valentino?«
    »Bis jetzt nicht, Sir.«
    »Wie spät ist es?«
    Westy warf einen Blick auf seine Uhr. »Kurz vor halb zwölf. Was macht Ihre Schulter, Sir?«
    »Der geht’s prima«, gab Luther zurück. »Ich spüre überhaupt nichts. Hört zu, wir müssen spätestens in acht Stunden hier raus sein, wenn wir rechtzeitig zur Anhörung zurück sein wollen. Und Jaguars Anwältin müssen wir auch noch über alles informieren, was wir wissen. Himmel, vielleicht rufe ich sie zuerst an.« Er rieb sich mit dem Handballen das linke Auge, da ihm plötzlich schwindelig wurde.
    »Ich rufe sie für dich an«, versprach Hannah. »Ist dir kalt, Luther? Möchtest du die Decke haben?«
    »Klar.«
    Er sah zu, wie sie das Oberbett zurechtzupfte und hier und da feststeckte. Sie bemutterte ihn fast schon zu sehr, dachte er, genoss ihre Aufmerksamkeit jedoch. Trotz der Kanüle in seiner linken Hand, durch welche sein Körper mit Flüssigkeit versorgt wurde, knurrte sein Magen. »Ich hab Hunger«, gestand er. Er hatte seit dem Abend zuvor nichts mehr gegessen.
    »Ich schau mal, was es gibt«, bot Westy an und verließ den Raum.
    Womit Luther und Hannah allein blieben. Sie hatte sich dem Fenster zugewandt, um die Vorhänge zu richten. »Wie sollst du denn schlafen, wenn es hier drinnen so hell ist?«, sagte sie und zerrte an den Gardinen, die sich nicht schließen lassen wollten.
    »Ich komm schon klar.« Die durch das Fenster scheinende Sonne umrahmte ihre Gestalt mit einem blendenden Strahlenkranz. Dabei erschien sie ihm als Engel denkbar ungeeignet zu sein, auch wenn ihm das Denken momentan nicht eben leichtfiel.
    Sie ließ die Vorhänge Vorhänge sein und trat wieder zu ihm ans Bett. Luther suchte nach den passenden Worten. Aber warum sollte er sich eigentlich überhaupt die Mühe machen, wenn bei ihr selbst auch kaum etwas richtig zusammenpasste?
    »Ich hab mir Sorgen gemacht«, gestand Hannah, wandte, von ihrem eigenen Bekenntnis überrascht, jedoch sofort wieder den Blick ab.
    »Mir geht es gut«, versicherte er

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