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Gebrochene Versprechen

Gebrochene Versprechen

Titel: Gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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kombüsenartige Küche, öffnete den Edelstahlkühlschrank und stieß auf eine Auswahl von Resten: Essen vom China-Imbiss und pappige Pizza. Er griff sich eine Flasche Heineken, machte sie auf und überlegte.
    Der FBI-Agent übereilte nie etwas. Seine Geduld machte ihn zu einem Meister seines Fachs. Er beobachtete. Er wartete ab.
    Und momentan hatte er den Mann, der sich selbst »das Individuum« nannte, im Visier. Bald, sehr bald schon würde dieser von Westmorelands Verurteilung überzeugt sein und sich aus der Deckung wagen. Und Rafe würde bereitstehen und ihn sich schnappen.
    Dieses Mal würden Westmoreland und er sich die Anerkennung teilen. Der CIA-Direktor war selbstverständlich nicht das Individuum, hatte jedoch seine berufliche Reputation aufs Spiel gesetzt, in der Hoffnung, dass seine Beliebtheit wieder zunehmen würde, sobald der wahre Missetäter überführt und der Öffentlichkeit bekannt gegeben worden wäre, wie sehr er sich für die Sache aufgeopfert hatte. Rafe würde ihm etwas zu Weihnachten schenken müssen.
    Nachdenklich hob er die Bierflasche an die Lippen und nahm einen Schluck, als er plötzlich einen Luftzug über die Knöchel seiner Hand streichen spürte.
    Er stellte die Bierflasche ab, machte das Licht aus, sodass die Wohnung erneut in tiefe Dunkelheit getaucht wurde, und zog seine Magnum aus dem Schulterhalfter unter seinem Seidenjackett.
    Dann schlich er sich durch den Korridor zum einzigen Zimmer mit Balkon, wobei er gezielt jede dunkle Ecke absuchte. Seine jahrelange Erfahrung als Streifenpolizist half ihm dabei, seinen Herzschlag unter Kontrolle zu halten.
    Je weiter er sich dem Raum am Ende des Flurs näherte, desto gewisser wurde die Erkenntnis, dass das Individuum seinerseits ihm eine Falle gestellt haben könnte.
    Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Rafe pirschte sich heran und vergrößerte ihn mit dem Lauf seiner Waffe. Das vom Parkplatz einfallende Licht verriet ihm, dass die Balkontür offen stand und er demnach nicht allein war.
    Sofort machte er einen Schritt zurück. Nicht schnell genug …
    Ein Schuss krachte.
    Rafe konnte das Mündungsfeuer sehen, spürte, wie ihn eine Kugel in die Brust traf und wurde in den Korridor zurückgeworfen. Gleichzeitig bohrte sich etwas heiß und tief in seinen Hals.
    Er lag nun auf dem Rücken. Fassungslos ging ihm auf, dass man ihm in die Brust geschossen hatte, auch wenn er die Verletzung selbst in diesem Moment gar nicht spürte. Die Halswunde bereitete ihm viel mehr Sorgen. Warm quoll das Blut aus ihr heraus, tränkte seinen Hemdkragen und rann den Hals hinab. Er schluckte rasch, um zu verhindern, dass sich seine Lunge damit füllte.
    Aber noch war er nicht tot. Noch konnte er denken und mit der rechten Hand seine Waffe führen.
    Und das tat er nun auch. Er feuerte auf den gewaltigen Schatten, der auf ihn zukam. Peng! Rafe konnte den Rückstoß der Magnum in seiner Handfläche spüren. Der Angreifer eilte in die entgegengesetzte Richtung und steuerte hastig den Balkon an.
    Rafe schoss abermals und diesmal traf er sein Ziel. Der Mann schrie kurz auf, fiel auf den Boden, rappelte sich jedoch sofort wieder hoch und kam unsicher auf die Beine. Eine Hand auf seine Brust gepresst, feuerte er zurück, um schließlich Richtung Balkontür zu taumeln, als er sein Ziel verfehlte. Kurz darauf war ein erstickter Schrei zu hören, gefolgt von einem Aufprall und dem Heulen eines Autoalarms.
    Verdammt! Der Kerl musste abgestürzt sein. Den vier Etagen tiefen Fall auf den Asphalt des Parkplatzes konnte er unmöglich überlebt haben.
    Somit fuhr der Killer des Individuums – vermutlich Misalov Obradovic – geradewegs zur Hölle, ohne die geringste Chance auf mildernde Umstände oder darauf, dass sich das FBI seiner Sache annahm.
    Rafe spuckte Blut auf den Berberteppich und kroch zum Telefon, das auf dem Nachttisch stand.
    »Neun, eins, eins. Wollen Sie einen Notfall melden?«
    Er konnte nicht sprechen. Offenbar hatten irgendwelche Splitter seine Stimmbänder verletzt.
    »Sir, ich höre, dass Sie in der Leitung sind. Klopfen Sie einmal auf den Hörer, wenn es um einen Notruf geht.«
    Rafe klopfte mit dem Hörer gegen den Nachttisch.
    »Wir schicken einen Krankenwagen zu Ihrer Adresse. Ich sehe hier 3900 Inglenook Drive, Apartment 4C. Ist das richtig?«
    Erneut schlug er mit dem Hörer aufs Holz, während er gegen das Blut, das seine Kehle hinabrann, anwürgte. Mit den Fingern der anderen Hand hielt er das Medaillon des Heiligen Michael umschlossen,

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