Gebrochene Versprechen
sich das Geld aus ihrer Hand und stopfte es in die Kasse zurück.
Leila wich zurück und sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
Womöglich war’s auch so.
»Was«, fuhr er fort und näherte sich ihr noch mehr, »wenn ich es gar nicht auf deine Einnahmen abgesehen hätte?« Er ließ gierige Blicke über ihren Körper wandern, seine Anspannung nahm zu, als er bemerkte, dass sie ein knallenges, weißes Oberteil, einen kurzen Faltenrock sowie Strumpfhosen trug. Er drängte sie rücklings gegen die Wand und hielt sie dort fest, ein Arm an jeder Seite ihres Körpers.
»Hör auf damit«, sagte sie in ängstlichem Tonfall.
Ihre verschreckte Reaktion traf ihn wie eine Ohrfeige. »Leila … « Betroffen stellte er fest, dass sie sich einen Augenblick lang tatsächlich vor ihm gefürchtet hatte.
Sein Ärger ebbte ab. Reumütig lehnte er den Kopf gegen ihre Schulter.
Leila stand nun stocksteif und ohne jegliches Verständnis für sein Verhalten vor ihm.
Schließlich hob er den Blick. »Verzeih mir«, sagte er und fuhr mit dem Daumen ihre äußerst vornehm wirkenden Wangenknochen entlang. »Bitte«, er milderte seinen Tonfall. »Schließ bitte deine Tür ab, wenn du deine Einnahmen zählst. Und kauf dir eine Alarmanlage, welche die Behörden verständigt, solltest du überfallen werden. Ich weiß nämlich nicht, was ich machen würde, wenn dir irgendetwas zustieße.«
Er konnte nicht sagen, ob sie seinen Rat befolgen würde, aber es war allemal eine bessere Vorgehensweise, als ihr Angst einzujagen.
Sie sah ihn mit ihren dunklen, exotischen Augen forschend an. »Sorgst du dich denn so sehr um mich?«, wollte sie wissen. Seine Antwort darauf war ihr offenbar sehr wichtig.
Er blickte sie ungläubig an. »Ja, selbstverständlich.«
»Weil ich vielleicht dein Kind zur Welt bringen werde«, mutmaßte sie.
»Nein.« Er umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen. Der Satz »Ich liebe dich« lag ihm auf der Zunge, doch er hielt sich zurück, ihn auszusprechen, aus Angst, er könnte sie damit verschrecken. »Ich werde mich immer um dich sorgen, selbst wenn es niemals ein Kind geben sollte.« Er küsste sie zärtlich, legte all die Verehrung, die er für sie empfand, in diese zärtliche Geste und wünschte sich zugleich, er möge ihren Exmann ausfindig machen, jenen Typen, der sie offenbar niemals zu schätzen gewusst hatte, um ihn fürs Leben zu zeichnen.
Leila taumelte gegen Sebastian, sein brennend heißer Kuss ließ sie schwach werden. Was war das? In der einen Minute zählte sie noch Geld und war stolz auf sich, Sebastian in den Laden und nicht zu sich nach Hause eingeladen zu haben, wo sie den Brief eigentlich gefunden hatte. In ihr Studio – wo es kein Bett gab, wo sie weniger versucht war, ihm die Kleider vom Leib zu reißen.
Und nun klammerte sie sich an seinen breiten Schultern fest und steckte ihm die Zunge in den Hals, während ihre Beine sich wie Gummi anfühlten.
Er ließ sie los und schaute sie nachdenklich an. »Tanzen wir«, sagte er dann.
»Was?!«
»Ja. Seit jenem Abend, an dem wir uns kennengelernt haben, wollte ich noch einmal mit dir tanzen. Also, lass es uns hier tun.« Er deutete auf den Saal mit der großen, polierten Tanzfläche.
Sie erinnerte sich daran, was für ein wunderbarer Tänzer er war, elegant und makellos, und wollte diesen Zauber ebenso gern noch einmal erleben wie er. »Also schön.« Leila nickte.
Er zog sie, ohne Licht zu machen, ins Studio. Die Tanzfläche wurde lediglich vom Schein der untergehenden Sonne erhellt. Die letzten Strahlen des Tages fielen durch die Vordertür, durchfluteten den Empfangsraum und schienen bis ins Studio, wo sie bernsteinfarbene Spots auf dem glänzenden Fußboden hinterließen.
»Musik«, sagte Leila und lief zu dem kleinen Nebenraum, der ihre CD-Sammlung und die Anlage beherbergte. Voller Vorfreude beschleunigte sie ihre Schritte, wählte eine brasilianische Samba-CD aus und fragte sich, ob Sebastian die Tanzschritte beherrschen würde. Falls nicht, würde sie ihm den Tanz eben beibringen.
Als die ersten exotischen Trommelschläge aus den Lautsprechern drangen, ging sie zu ihm.
Sebastian streckte ihr die Hände entgegen, die sie nahm, gespannt, was er als Nächstes tun würde. Seine ersten Bewegungen folgten dem Tempo der Trommeln. Seine Schritte waren leichtfüßig und elegant, passten jedoch nicht zu einer Samba.
»So«, sagte sie und führte ihm, auf den Fußballen stehend, die Schrittfolge vor. »Mach’s wie ich«, forderte sie ihn
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