Gebrochene Versprechen
welches Teresa ihm geschenkt hatte, als er noch ein Rookie war. Es war verbogen und arg in Mitleidenschaft gezogen worden.
Wie alles, was ihm jemals etwas bedeutet hatte. Ihm entwich ein bitterböses Gurgeln.
»Können Sie atmen?«, fragte die Frau am anderen Ende der Leitung.
Was war mit seinem Medaillon passiert? Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Statt in sein Herz einzudringen, hatte die Kugel das kleine, runde Stück Platin getroffen, das Schmuckstück war geborsten und einer der Splitter hatte sich in Rafaels Hals gebohrt.
Es musste ein Zeichen sein, ein Zeichen von Teresa, die ihm sagen wollte, dass seine Stunde noch nicht gekommen sei.
Er ließ den Hörer auf dem Fußboden liegen, rappelte sich auf und beugte sich vor. Sofort änderte das Blut die Laufrichtung und floss ihm nun aus dem Mund. Seine Haushälterin würde ihm das niemals verzeihen.
Allerdings hatte er gerade ganz andere Sorgen als Margeries großes Mundwerk. Der Notarzt würde ihn bestimmt ins Krankenhaus stecken wollen, gerade jetzt, da er es sich am wenigsten leisten konnte, seine Ermittlungsarbeit ruhen zu lassen. Das Individuum würde seinen Vorteil zu nutzen wissen und irgendetwas unternehmen. Und das durfte Rafe auf keinen Fall verpassen.
15
Gerichtsgebäude der Oceana Naval Air Base
30. September, 08 Uhr 10
Jaguars Verteidigerin ging noch einmal die Beweismittel durch, welche auf ihrem Schreibtisch verstreut lagen. Luther stellte fest, dass Lieutenant Commander Curew noch mitgenommener aussah als gewöhnlich. Ihr Haarknoten im Nacken drohte sich aufzulösen und die Spitzen ihres Hemdkragens wellten sich nach oben. Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen, während sie die Fotos durchschaute, die Luther von der CD ausgedruckt hatte, und die darauf abgebildeten Seriennummern mit den markierten Ziffern auf der Liste der gestohlenen Waffen abglich, die er wiederum von seinem Palm Pilot kopiert hatte.
»Sie stimmen miteinander überein«, stellte sie schließlich recht erstaunt fest.
»Ja, das tun sie.«
»Darüber muss ich sofort das NCIS in Kenntnis setzen.« Sie griff zum Telefonhörer.
»Nein, Ma’am«, stoppte sie Luther. »Ich habe Anweisung vom FBI, noch damit zu warten.« Während Hannah ungeduldig mit den Fußspitzen tappte und Westy die geschlossene Bürotür im Auge behielt, erklärte er der Verteidigerin, dass sie die Freigabe von Special Agent Valentino benötigten, bevor sie den Naval Criminal Investigation Service hinzuziehen konnten.
»Dann hat Lovitt also schon die ganze Zeit über für Westmoreland gearbeitet«, staunte der Commander und legte wieder auf.
»Er hat die Waffen in Sabena gelagert«, fuhr Luther fort. »Sein Schwager ist dort Sheriff, und dessen Bruder wiederum gehört das Lagerhaus.«
In den Augen des Commanders flackerte Hoffnung auf. »Woher wissen Sie das?«
»Aus dem Internet. Aber ich wette, die Informationen finden sich auch im Staatsarchiv. Sie müssen sich bloß beim Magistrat von Sabena erkundigen«, versicherte Luther ihr. »Meinen Sie, wir können den Fall dann jetzt abschließen?«
Sie betastete die Dokumente auf ihrem Schreibtisch. »Captain Garret steht in dem Ruf, die Beweisaufnahme möglichst schnell abzuschließen. Wir müssen dafür sorgen, dass wir jede unserer Behauptungen unwiderleglich untermauern können. Diese Bilder könnten Fälschungen sein, aber wenn wir Lovitts Verbindungen nach Sabena nachweisen könnten … Allerdings gibt es da ein Problem.«
»Welches, Ma’am?«, fragte Luther.
»Keine dieser Erkenntnisse hängt unmittelbar mit den Anschuldigungen gegen meinen Mandanten zusammen. An Bord der USS Nor’easter sind drei Matrosen ums Leben gekommen. Einer von ihnen ist eindeutig in Notwehr getötet worden, aber die Aussage, die beiden anderen seien über Bord gegangen, ist, ungeachtet Ihrer Bekräftigung, noch nicht eindeutig belegt.«
»Wenn sie für Lovitt gearbeitet haben, schon«, beharrte Luther. »Diese Männer haben früher einmal zu den Special Forces gehört, Ma’am – das waren Söldner. Falls sie vom Individuum an Lovitt ausgeliehen worden waren, hatten sie den Befehl, sich nicht erwischen zu lassen und keine Aussage zu machen.«
»Ich verstehe das ja, Lieutenant, und ich bin auch fest davon überzeugt. Aber ihren Unterlagen zufolge haben Daniels, Smith und Keyes offiziell der Marine angehört.« Die Militärjuristin rieb sich nervös die Stirn. »Liebe Güte, ich wünschte, wir würden nicht alles so überstürzen
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