Geburtstag in Florenz
sagen Sie ihm Bescheid, er soll sich zu unserer Verfügung halten, das Übliche. Und dann muß ich gehen und Eugenia meine Aufwartung machen. Sie kommen am besten gleich mit.«
Sie verziehen ihr, sowohl einzeln wie gemeinsam. Diesmal freilich nicht die Wartezeit, während der sie die Schlüssel suchte, um ihnen aufzusperren, auch wenn das reichlich lange dauerte, sondern ihren kleinen Tränenausbruch.
»Sie wird mir so sehr fehlen.« Signora Torrini trocknete sich die Augen und lächelte zaghaft. »Wenn man so einsam wohnt, und ich noch dazu mit meinem Bein … Da zählt man in jedem Fall auf seine Nachbarn, aber Celia hab ich wirklich gern gehabt.«
»Weil sie Ihre Leseleidenschaft teilte, stimmt’s?« Fusarri gab ihr Feuer. Wie sich herausstellte, war er ein alter Freund des verstorbenen Gatten der Signora, der Rechtsanwalt gewesen war. Es wurde eine sehr trauliche Zusammenkunft. Der Maresciallo drohte an dem vielen Qualm zu ersticken, gab sich aber redlich Mühe, die beiden passionierten Raucher nicht durch laute Hustenanfälle zu kränken. Im übrigen hatte er vor lauter Hunger Bauchweh.
»Was ist mit ihm?« fragte Fusarri, nachdem er sich ein Glas genommen und einen Schluck Whisky eingeschenkt hatte, den der Maresciallo auch diesmal ablehnte.
»Ach, Julian. Na ja, der war natürlich auch sehr nett …«
»Er ist nicht tot, Eugenia, tot ist nur seine Frau.«
»Trotzdem wird es nicht mehr so sein wie früher … Sie hatte doch keinen Herzinfarkt, oder?«
»Nein, das können wir mit ziemlicher Sicherheit ausschließen. Wieso? Hatte sie denn Herzbeschwerden?«
»Ich weiß nicht, gesagt hat sie nie was …. Mir war nur grade eine Freundin eingefallen, die in der Badewanne einem Herzinfarkt erlag und die man erst am nächsten Tag gefunden hat. Aber die lebte auch allein. Giorgio sagt immer, ich solle mir jemanden ins Haus nehmen, und er hat natürlich recht, aber ich will trotzdem nicht … Und außerdem, egal, was er sagt, es war richtig von mir, Sie anzurufen, nicht wahr, Maresciallo? Aber warum … Du meine Güte, Sie müssen mir meine Neugier nachsehen, ich bin eben eine alte Frau. Ich wollte grade fragen, warum ihr Mann Sie nicht gerufen hat und warum er nicht ans Telefon gegangen ist …. Wahrscheinlich dürfte ich so was gar nicht fragen, aber …«
»Er hat geschlafen, meine Liebe. Er lag bewußtlos und sturzbetrunken auf dem Bett. Was sagen Sie nun?«
Wieder stahlen sich zwei Tränen aus ihren blauen Augen. Sie wischte sie fort und betupfte auch ihre Nase mit dem Taschentuch.
»Arme Celia.«
»Niemals ein unfreundliches Wort über irgendwen. Sie haben sich nicht verändert. Aber gemocht haben Sie ihn trotzdem nicht, und das können Sie ruhig zugeben, denn dem Maresciallo hier entgeht nichts, weshalb es Ihnen auch nicht gelingen würde, ihm etwas zu verheimlichen.«
»Verheimlichen, ich? Maresciallo, Sie glauben doch hoffentlich nicht, daß ich etwas zu verbergen hätte, oder?«
»Aber nein …« Dieser verflixte Fusarri!
»Ich hatte nichts gegen ihn …«
»Eugenia, er ist nicht tot.«
»Nein, aber … Er hat mir oft geholfen, verstehen Sie? Dies Jahr hat er sich um die Zitronenbäume gekümmert, weil Giorgio keine Zeit hatte, und das war sehr nett von ihm …«
»Eugenia!«
»Ach, Sie müssen mir verzeihen, aber man soll nun mal keine üble Nachrede führen … Da fange ich schon wieder an, was müssen Sie nur von mir denken, Maresciallo … Also gut, er hat oft etwas für mich erledigt. Manchmal bestand er darauf, Dinge zu tun, von denen ich gar nicht genau wußte, ob ich sie erledigt haben wollte. Aber bei Celia hatte ich wirklich das Gefühl, sie war eine echte Freundin. Wenn ich Hilfe brauchte, dann war sie für mich da, aber meist hat sie mir einfach nur Gesellschaft geleistet … Ach, ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich glaube einfach, Celia hat sich um mich gekümmert, weil sie mich gern hatte, während er … er half mir, weil er wollte, daß ich ihn gern habe, und das ist ein großer Unterschied! Sehen Sie, Celia war bei allen beliebt, sie brauchte gar nichts dafür zu tun. Einmal hat sie mir erzählt, er sei eifersüchtig, und ich meine das nicht sexuell. Nein, sie hatten sich da gerade wegen ein paar Leuten, die bei ihnen eingeladen waren, gestritten, weil er behauptete, ihre Gäste wären gar nicht ihre gemeinsamen Freunde, sondern allein die von Celia. An diesem Abend hat er sich wohl während des Essens betrunken und ist einfach verschwunden. Celia fand ihn
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