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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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öffnete.
    »Allmächtiger, ich brauch dringend ein Aspirin.«
    Es lagen etliche Arzneischachteln in der Schublade.
    »Falls Ihre Frau regelmäßig Schlaftabletten oder irgendwelche Beruhigungsmittel genommen hat, dann muß ich die mitnehmen.«
    Zornig fegte Forbes den ganzen Inhalt der Schublade zu Boden. »Scheiße!«
    »Im Badezimmer, richtig?«
    Forbes warf sich in die zerwühlten Kissen und fing wieder laut zu heulen an.
    »Na, hat sie?« hakte der Maresciallo nach.
    »Hat sie was? O mein Gott …«
    »Schlaftabletten genommen?« Ach, es hatte ja doch keinen Zweck. Der Maresciallo bückte sich, sammelte die Medikamente ein und überprüfte die Etiketten. Mineralsalz, Halspastillen, ein Einreibemittel gegen Gelenkschmerzen und Zerrungen, Erkältungskapseln. Sonst nichts. Er räumte die Packungen wieder ein und machte das Nachtschränkchen zu. Als er sich aufrichtete, entdeckte er in einem geblümten Aschenbecher neben der Nachttischlampe ein zusammengedrehtes Papierkügelchen. Er nahm es heraus und schielte verstohlen nach der schluchzenden Gestalt auf dem Bett. Forbes hatte wieder die Hände vors Gesicht geschlagen und wühlte sich so tief in die Kissen, als würde er sich am liebsten ganz darin verkriechen. Der Maresciallo faltete das Papierbällchen auseinander. Zum Vorschein kamen zwei rote Kapseln.
    »Sind das Schlafmittel?«
    Forbes blickte nicht einmal auf.
    »O Gott, mein Kopf …«
    »Die muß ich mitnehmen. Sie bekommen natürlich eine Quittung.«
    Fusarris Stimme kam jetzt aus dem Badezimmer. Es klang, als schicke man sich an, die Leiche fortzuschaffen.
    »Sind Sie sicher, daß Sie Ihre Frau nicht noch einmal sehen wollen?«
    Statt einer Antwort rollte er sich ganz fest zusammen und zog die Knie an wie ein Fötus im Mutterleib. Der Maresciallo starrte auf ihn hinunter. Natürlich war der Mann immer noch betrunken, aber trotzdem … »Maresciallo!«
    »Komme schon!«
    Es war keine leichte Aufgabe für die Träger, ihre Last die Wendeltreppe hinunterzubefördern. Sie mußten den Sarg senkrecht halten und liefen bei jedem Schritt Gefahr, auszurutschen und sich das Genick zu brechen. Entsprechend bitter beklagten sie sich.
    »Nicht so schnell, verdammt, sonst gibt’s nachher drei Leichen wegzuschaffen statt einer.«
    »Schrei nicht so. Ich glaube, der Ehemann ist noch oben …«
    »Und was macht er? Sich die Nase pudern?«
    »Gute Frage«, brummte der Maresciallo, als die Träger unten angekommen waren und er und der Staatsanwalt ihnen folgten. Fusarri schlenderte durchs Wohnzimmer und hielt seinen Zigarillo in die Luft.
    »Abschiedsbrief gefunden?«
    »Nein, Signore.«
    »Womit Sie auch nicht gerechnet hatten, stimmt’s?« Fusarri blieb stehen und maß den Maresciallo mit schlauem Blick.
    »Nein, Signore.«
    »Aha. Na, ich bin natürlich kein Experte …« Hier nahm er seine Wanderung wieder auf.
    Er machte andauernd solche Bemerkungen, aber was zum Teufel meinte er damit? Daß er in Wirklichkeit doch Experte war – eigentlich setzte man das bei ihm voraus; es war verdammt noch mal sein Beruf … Oder wollte er ihm in Wahrheit zu verstehen geben: »Sie sind vermutlich kein Experte«? Jetzt blätterte er in den beiden Pässen, wie der Maresciallo es zuvor auch getan hatte; sein Zigarillo saß fest im Mundwinkel, und zum Schutz gegen den Rauch hielt er die Augen halb geschlossen.
    »Na, und was haben Sie nun entdeckt?«
    »Ihr Geburtsdatum im Paß …«
    »Woraus Sie was schließen?«
    »Daß sie heute Geburtstag hat.«
    »Ha!«
    »Und er ist sehr viel jünger. Außerdem habe ich die hier gefunden.«
    »Und Sie glauben, das sind Schlaftabletten?«
    »Möglicherweise.«
    »Lassen Sie sie analysieren. Und schicken Sie mir dann den Befund. Ja, und den Paß des jungen Mannes werden wir, denke ich, fürs erste einbehalten. Kümmern Sie sich um die Quittungen. Sind Ihnen die Schultern von der Frau aufgefallen?«
    »Ja, Signore.«
    »Natürlich. Das ist das erstaunliche an Ihnen, stimmt’s? Daß Ihnen nichts entgeht … Also dann …« Er schürzte die Lippen und blickte hinauf zur Decke, durch die von oben immer noch Forbes’ Gewimmer zu hören war. »Kein einnehmender Typ, aber in diesem Stadium können wir noch nichts unternehmen. Schließlich hat die Frau keine Verletzungen, die auf Fremdeinwirkung schließen lassen. Immerhin, da wären die angeblichen Schlaftabletten. Kein Röhrchen dazu, kein Rezept?«
    »Jedenfalls habe ich nichts gefunden.«
    »Er könnte ihr heimlich was eingegeben haben. Na ja,

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