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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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ja auch die gesamte Einrichtung aus Sizilien mitgebracht. Welche Entfernung war wohl größer? Er hatte keine Ahnung.
    »Ist das alles, was Sie wissen wollten?« Die Luchsaugen durchbohrten ihn!
    »Nicht, daß ich was dagegen habe, daß Sie meine Möbel bewundern.«
    »Ich …«
    »Falls ich eine Ihrer Fragen nicht beantwortet habe, wiederholen Sie sie ruhig. Ich nicke mitunter ein, aber nie für lange. So bleibe ich in Form. Halten Sie mich ja nicht für schwachsinnig. Das wäre ein Fehler.«
    »Ich käme nicht im Traum darauf …«
    »Na, dann machen Sie weiter.«
    »Ich hatte Sie gefragt, ob Mr. Forbes Ihrer Meinung nach etwas mit einer anderen Frau hat – ob er vielleicht eine andere liebt.«
    Daraufhin schnaubte sie angewidert: »Dieses ganze Theater um die Liebe!«
    »Sie glauben es also nicht?«
    »Es gibt Dinge, über die denke ich nach, und andere, über die ich mir keine Gedanken mache. Übrigens mag ich Julian Forbes nicht.«
    »Ich auch nicht«, gestand der Maresciallo. Das hätte er nicht tun sollen, doch er war es leid, sich von ihr abkanzeln zu lassen – eine Schwäche, der nachzugeben ihm nicht ähnlich sah. Er schob es auf den Hunger, der ihn langsam, aber sicher mürbe machte.
    »Sie war brillant.« Guarnaccia nahm an, daß Celia Carter gemeint war. »Eine sehr exakte Historikerin – haben Sie sie gelesen?«
    Dem Maresciallo sank der Mut. »Nein, ich …«
    »Sollten Sie aber. Warten Sie, ich leihe Ihnen was von ihr.« Sie stand auf, indem sie sich an den Armlehnen ihres Sessels hochstemmte, was indes erstaunlich rasch ging.
    Ihre Bücher waren in hohen Glasvitrinen untergebracht.
    »Hier, in diesem Regal sind alle von ihr … Ah! Das sollten Sie lesen: Jessie White Mario and the Risorgimento.«
    Sie ließ einen dicken Wälzer auf seine Knie fallen.
    »Sind Sie auch sicher, daß Sie das noch nicht gelesen haben? Es ist auch in italienischer Übersetzung erschienen, aber ich persönlich lese Bücher lieber in der Originalsprache. Sie haben doch nichts gegen Jessie White Mario?«
    »Nein!« erklärte der Maresciallo mit Nachdruck. Wenigstens in dem Punkt war er sich sicher, denn er hatte noch nie von der Dame gehört.
    »Na ja, es gibt schon Leute, die sie ablehnen. Der Ehemann gibt einem natürlich zu denken, aber was will man machen, die Leute haben eben den Hang zum Heiraten. Und er war vermutlich genauso in Garibaldi verliebt wie sie. Cavour dagegen, das ist ein Mann, den man bewundern muß, aber sympathisch ist er mir deshalb noch lange nicht, der hinterlistige alte Bock. War übrigens Freimaurer. Das erklärt, wieso Garibaldi mit seinem ganzen Troß unbehelligt die Halbinsel raufziehen konnte. Völlig zwecklos, daß die Leute die Hände über dem Kopf zusammenschlagen über das, was heute in diesem Land vorgeht. Der ganze Staat ist doch auf Rechtsverdrehung aufgebaut!«
    »Aber Sie wollten sich trotzdem hier niederlassen?«
    »Natürlich. Italien hat die besten Künstler und Architekten der Welt. Und langweilig wird’s einem auch nie. Das ist sehr wichtig, finden Sie nicht?«
    »Doch, doch …« Wenn sie nur nicht dauernd so um ihn herumschleichen und ihn immerfort anstarren würde!
    »Haben Sie keine weiteren Fragen? Ich will Sie ja nicht drängen, aber ich muß bald weg.«
    »Entschuldigen Sie …« Er sah hinunter auf das sepiafarbene Foto auf dem Buchumschlag und beschloß, es mit einer anderen Taktik zu versuchen. »Ich glaube, ich sollte mich mit der Tochter in Verbindung setzen. Sie haben doch wohl ihre Adresse und Telefonnummer?«
    »Gewiß.« Sie setzte sich an einen Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers und holte Papier und Federhalter hervor. Dann drehte sie sich mit warnendem Blick nach ihm um. »Sie wird sich furchtbar aufregen.«
    »Ja, sicher. Das ist nur natürlich, wenn die eigene Mutter …«
    »Hmm.«
    Wahrscheinlich hatte sie keine guten Augen mehr. Jedenfalls neigte sie den Kopf so tief über das Papier, daß ihre Stirn praktisch auf gleicher Höhe mit dem schwarzen Füller war, während sie sehr langsam und zittrig die gewünschte Anschrift zu Papier brachte. Dabei brummelte sie: »Sie ist ein recht intelligentes und pflichtbewußtes Mädchen. Tatsächlich würde man sie für sehr intelligent halten, wenn sie sich nicht an einer so brillanten Mutter messen lassen müßte. Ihr Klavierspiel ist eher pedantisch. Zu bemüht …«
    Der Maresciallo wartete. Diesmal merkte er eher, daß sie eingeschlafen war, doch wie er sich nun verhalten sollte, wußte er ebensowenig wie

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