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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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auf ihre Ermittlungen, antwortete der Maresciallo: »Im Pitti-Revier passiert nicht viel. Da müssen Sie sich in der Regel mit gestohlenen Handtaschen und Fahrraddiebstahl zufriedengeben.«
    »Aber … ich meine doch den Verkehr.«
    »Ach so! Na ja, für uns ist es angenehm so, aber die meisten Leute finden’s bestimmt lästig. Wissen Sie den Weg noch?«
    »Im Hellen finde ich den sicher leicht. Entschuldigen Sie, Maresciallo, aber Sie sind nicht angeschnallt.«
    »Was? Ah …« Freundinnen! Er hätte seine Ersparnisse drauf gewettet, daß die Signora Torrini dahintersteckte.
    In der Hinsicht spielt sich schon seit geraumer Zeit nichts mehr ab zwischen den beiden. Celia erzählte mir so allerhand.
    Und kriegt dafür ohne Zweifel Mitgefühl und auch mal eine Schlaftablette. Wenn Forbes nicht mehr mit seiner Frau geschlafen hatte, dann war er bestimmt anderswo engagiert. Genau das, was man von einem wie Forbes erwarten würde, dachte der Maresciallo, der den Mann einfach widerlich fand. Einen Seitensprung hie und da, den leisteten sich die meisten Männer, sofern sie beim anderen Geschlecht Erfolg hatten, aber dafür die eigene Frau zu vernachlässigen, das ging zu weit. Wenn es nicht für alle reichte, dann hatte man sich gefälligst mit der heimischen Kost zu begnügen. Eine Ehefrau sollte nicht zu Schlaftabletten und Beruhigungsmitteln und dergleichen Zuflucht nehmen müssen. Das war einfach nicht recht.
    »Maresciallo?«
    »He?«
    »Ich hab gefragt, ob Sie wieder die Signora besuchen, von der Sie mir gestern abend erzählt haben. Die, die sich immerfort entschuldigt?«
    »Nein. Heute ist ihre Nachbarin dran …« Er zückte sein Notizbuch. »Signorina Müller.«
    Er hatte nicht die Absicht, die Signora Torrini nach den Schlaftabletten zu fragen, es sei denn, der Obduktionsbefund würde ihn dazu nötigen – und dann würde er die Unterredung wenn irgend möglich Fusarri überlassen. Man stelle sich vor, sie hätte wirklich Grund zu Gewissensbissen und müßte sich tatsächlich einmal für etwas entschuldigen! Nicht auszudenken! Ganz abgesehen davon, was Giorgio dazu sagen würde!
    Der Wagen kurvte die breite Allee hinauf, und hin und wieder erhaschte man zwischen den Bäumen hindurch einen Blick auf die roten Dächer und marmornen Türme von Florenz, das allmählich hinter ihnen zurückblieb. Konnte das Fahrverbot eine so unmittelbare Wirkung zeitigen, oder stand ein Witterungsumschwung bevor? Jedenfalls durchbrach eine wässrig fahle Sonne den grauen Wolkenschleier und schuf eben jenes unstet grelle Licht, das den empfindlichen Augen des Maresciallo am meisten zusetzte. Selbst hinter den dunklen Brillengläsern fingen sie prompt zu tränen an, und er mußte in der Tasche seines Überziehers nach einem Taschentuch suchen.
    Fara bremste scharf. »Verflixt!« Obwohl er den Zypressenstreifen, nach dem er Ausschau hielt, gesehen hatte, war er doch an der Einfahrt vorbeigefahren, die direkt hinter einer Kurve lag. Er setzte zurück und blinkte links. »Ein Wunder, daß wir gestern nacht überhaupt hergefunden haben. Was für ein Anwesen!«
    Selbst bei schlechtem Wetter und in einem so unschönen Monat mit vermodertem Laub und kahlen Ästen war die Villa Torrini in der Tat ein bemerkenswertes Anwesen. Nicht so elegant oder eindrucksvoll wie die vielen unbedeutenden toskanischen Villen, die vergeblich mit den Lustschlössern der Medici zu konkurrieren versuchten. Nein, dieses Ensemble zeichnete sich durch ganz etwas anderes aus, etwas, das den Besucher an ein Heim denken ließ und nicht an ein Prestigeobjekt. Es war alles da, was zu einem richtigen Landhaus gehörte: der gepflasterte Hof, die Loggia mit dem sanft abfallenden Weinberg davor. Aber warum stand die schlichte Meierei direkt neben der schmucken Steinvilla, statt diskret Abstand zu wahren? Und wieso stand die Scheune mit der durchbrochenen Backsteinfassade wiederum nur einen Meter vom Hauptgebäude entfernt? Noch dazu eine so auffallend kleine Scheune, daß sie mehr von zweckfreier Freude am rustikalen Ambiente zeugte als von ernstgemeinten landwirtschaftlichen Absichten.
    Der Maresciallo stieg aus und atmete in vollen Zügen die feuchte Luft mit ihrem würzigen Grasgeruch ein. Das Wetter schlägt tatsächlich um, dachte er. Ein Windhauch regte sich, und an einem Mandelbäumchen im Hof spitzten eben die ersten zartrosa Blütenknospen hervor.
    Nun war auch Fara ausgestiegen, und beide Männer starrten unbewußt so gebannt auf die hübsche Miniaturscheune, als

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