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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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gegenüberliegenden Flügels einnahm, spielten ein paar Rekruten, die gerade dienstfrei hatten, Tischtennis.
    Auf der steinernen Treppe sagte der Capitano: »Vielleicht wird Ihnen leichter ums Herz, wenn ich Ihnen sage, daß er mir versichert hat, Sie seien ein guter Mann und sehr zuverlässig.«
    Dem Maresciallo wurde keineswegs leichter ums Herz.
    »Das einzige, was wir im Auge behalten sollten«, fuhr der Capitano fort, »ist sein freundschaftliches Verhältnis zu Signora Torrini. Man braucht ja niemandem unnötig auf die Zehen zu treten. Morgen abend findet ein Empfang statt – mit dem Bürgermeister, dem Präfekten, das übliche. Mein Oberst geht auch hin. Mit dem kann man reden, und ich bin sicher, er wird für mich rauskriegen, aus welcher Richtung der Wind weht … Wo steht denn Ihr Wagen?«
    »Den hab ich vorausgeschickt. Wollte noch ein bißchen frische Luft schnappen.«
    Auf dem Rückweg durch Borgo Ognissanti spürte der Maresciallo allmählich, daß ihm doch leichter ums Herz war – nicht wegen Fusarri, an den konnte er sich um keinen Preis gewöhnen –, sondern weil er jetzt einen vernünftigen Zugang hatte zu diesem vertrackten Fall. Er war dankbar für den Rat, den ihm der Capitano gegeben hatte. Noch lieber wäre es ihm freilich gewesen, wenn der Capitano ihm die Untersuchung abgenommen hätte. Es brauchte einen Offizier, einen gebildeten Menschen, um mit jemandem wie Forbes fertig zu werden. Freilich war das noch lange keine Entschuldigung dafür, daß er – ausgerechnet er! – nicht daran gedacht hatte, daß die Frau vielleicht gerade eine Diät gemacht hatte! Dieses verfluchte laue Grippewetter!
    Er war inzwischen auf der Piazza Goldoni, die zum Flußufer hinunterführte, und seine Augen tränten wie verrückt. Er hatte vergessen, die dunkle Brille aufzusetzen. Verdammt noch mal! Guarnaccia blieb unter dem Denkmal stehen und suchte in den Taschen seines Überziehers. Er wäre bestimmt nicht ohne die Brille … Nein, da war sie! Der rundliche Dichter guckte höflich und mit einem leisen Lächeln auf dem Gesicht zur anderen Seite, als der Maresciallo seine Brille mit einem sauberen weißen Taschentuch blankputzte und sich die Augen trocknete, bevor er sie aufsetzte.
    Er überquerte die Brücke. Der Arno war braun und durch die jüngsten Regenfälle beträchtlich gestiegen. Es war kein großes Vergnügen, zu Fuß neben den vielen vorbeibrausenden Autos entlangzustapfen, und von wegen frische Luft schnappen – was er einatmete, bestand zu neunzig Prozent aus Abgasen. Und erst der Lärm … eine Stimme übertönte ihn.
    »Freut mich, daß Sie meinen Rat befolgen! Hallo! Hallo!«
    Ein Tirolerhut war ganz plötzlich in Höhe seiner Brusttasche aufgetaucht und zwang ihn, bis zur Brüstung zurückzuweichen. Im Nu war er von lauter freundlich nickenden, lächelnden Gesichtern umgeben.
    Signorina Müllers Eichhörnchenzähne waren selten so prachtvoll zur Geltung gekommen. »Also, Sie machen einen kleinen Spaziergang! Das ist brav! Wir haben leider nicht viel Zeit, weil drüben auf dem Parkplatz vom Excelsior schon der Minibus wartet, der uns zur Certosa raufbringen soll. Ich nehme an, Sie haben Pontormos Fresken schon hundertmal gesehen, andernfalls würde ich Sie einladen mitzukommen. – Ach, das ist Maresciallo Guarnaccia. Für Silber kann ich ihn partout nicht begeistern, aber er interessiert sich sehr für Malerei. Er ist vom Palazzo Pitti. Darf ich bekannt machen: Professor Tomimoto von der Universität Kioto.«
    Stumm vor Staunen streckte der Maresciallo die Hand aus. Professor Tomimoto übersah sie geflissentlich und machte einen Diener.
    »Und das ist Frau Professor Kametsu.«
    Die Hand des Maresciallos begann zu flattern und wurde zurückgezogen.
    Frau Professor Kametsu verneigte sich.
    »Und ihre Studenten.« Lächelnd verneigten sich auch die Studenten.
    »Freut mich wirklich, daß Sie mal ein bißchen frische Luft schnappen, Maresciallo. Wie hat Ihnen denn das Buch gefallen?«
    »Äh …«
    »Eine brillante Autorin. Sie wird uns sehr fehlen. Schon mit dem Mädchen gesprochen?«
    Er mußte einen Moment nachdenken, ehe er mitkam.
    »Sie meinen die Tochter? Nein, noch nicht.«
    »Sie müßte aber inzwischen hier sein. Schon wegen der Beerdigung. Kommen Sie mich bald wieder besuchen. Ich möchte verschiedenes mit Ihnen besprechen. Aber jetzt müssen wir weiter.«
    Und schon stapfte sie in ihren derben Wanderschuhen los. Die Professoren und ihre Studenten verbeugten sich allesamt höflich und

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